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Richtfunk statt Glasfaserkabel

Die Höfchener und Kriebsteiner sollen nicht mehr lange auf das schnelle Internet warten. Doch eine Unsicherheit gibt es noch.

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Kriebstein. Wer in Höfchen und Kriebstein kontinuierlich mit dem Internet arbeiten möchte, muss die richtige Tageszeit erwischen. In den Abendstunden und am Wochenende sieht es eher schlecht aus. Es gibt einen LTE-Mast, an dem nach Aussage der Telekom 50 MBit/s anliegen. „Aber je mehr Nutzer sich dort einwählen, umso geringer wird die Geschwindigkeit für den einzelnen“, sagt Höfchens Ortsvorsteher Joachim Rost. Die Kapazität reiche nicht, um sich Kurzvideos anzusehen oder gar Fernsehen zu schauen. „Es gibt eine Datenvolumenbegrenzung“, so Rost. Im Extremfall könne gar keine Datenverbindung aufgebaut werden.

Im Zuge des Ausbaus der Staatsstraße zwischen dem Burgberg und dem Parkplatz der Talsperre wurde ein Leerrohr für Glasfaserkabel mit verlegt. „Allerdings ist derzeit unklar, wann der Straßenbau bis nach Höfchen fortgesetzt wird und ob ein Anbieter dieses Leerrohr für die Breitbanderschließung des Ortes nutzt“, sagt Kriebsteins Bürgermeisterin Maria Euchler (FW). Würde sich die Gemeinde also auf diese Variante des schnellen Internets verlassen, wären die Höfchener möglicherweise noch für Jahre von der modernen Kommunikation abgehängt.

Das will die Gemeinde verhindern. Die Alternative heißt Richtfunk. „Eine Umfrage in Höfchen und Kriebstein hat ergeben, dass 56 Haushalte Interesse am schnellen Internet haben“, sagt Joachim Rost. Er bezeichnet den Richtfunk als positive Alternative.

Ein Angebot liegt der Gemeinde Kriebstein dazu bereits vor. Für dessen Umsetzung müssten am Stahlgittermast am Eiscafé Kriebstein und am Schornstein am neuen Feuerwehrgerätehaus in Höfchen je eine Kopfstation gesetzt werden. „Von denen aus könnten auch andere Orte im Talsperrenbereich mit versorgt werden“, so Maria Euchler. Die Kosten für die Installation an den Masten werde die Gemeinde übernehmen. Über die Vermietung der Masten an den Richtfunkanbieter werde der Betrag in einem gewissen Zeitraum zu hundert Prozent an die Gemeinde zurückfließen. Alle weiteren Anschlusskosten zahlen die Nutzer.

Die Kriebsteiner Gemeinderäte haben dem Vorhaben am Montagabend zwar alle zugestimmt, in einer Beziehung gibt es jedoch Bedenken. Manuel Viertel (CDU) fragt, ob der Stahlgittermast für ein solches Vorhaben überhaupt noch geeignet ist. Schließlich sei der Mast seit rund 25 Jahren nicht mehr genutzt worden. Deshalb wird die Gemeinde jetzt eine statische Prüfung in Auftrag geben.

Auch Gemeinderätin Andrea Röder-Reglich (CDU) ist skeptisch. Sie fordert eine Prüfung, ob eine solche Kopfstation noch an dem Schornstein angebracht werden kann. Das hat die Verwaltung allerdings schon erledigt. Die Deutsche Funkturm GmbH habe dem Vorhaben zugestimmt, sagt die Bürgermeisterin.

Die Erschließung von Höfchen und Kriebstein per Richtfunk soll nun öffentlich ausgeschrieben werden. Möglicherweise stehen den beiden Ortsteilen bereits zum Jahresende bis zu 100 MBit/s zur Verfügung. Finanziert wird das Vorhaben mit dem Geld, das die Gemeinde ursprünglich für den Bau des Kinderspielplatzes am Kletterwald an der Talsperre eingeplant hatte. Da dieser nicht zustande kommt, stehen nun maximal 15 000  Euro für den Richtfunk zur Verfügung.

Mit einem Datenvolumen von 100  MBit/s können die Einwohner von Höckendorf, Erlebach, Reichenbach, Grünlichtenberg und Ehrenberg bereits ab dem 1. September arbeiten. Das kündigt jedenfalls die Telekom an, die die Arbeiten zum Breitbandausbau in den Ortsteilen abgeschlossen und 530 Haushalte an das schnelle Internet angeschlossen hat. Maria Euchler bezeichnet es als Glück, dass alle Ortsteile damit versorgt werden können. „Ich hoffe, dass alles so funktioniert, wie es die Betreiber versprechen“, sagt sie.