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Tagespflege feiert Richtfest

Die Einrichtung der Ökumenischen Sozialstation ist bald fertig. Daran haben auch Lottospieler ihren Anteil.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Irene Philipp braucht nur zwei, drei Hammerschläge, bis der Nagel in dem dicken Holzbalken verschwunden ist. Die Vorstandsvorsitzende der Ökumenischen Sozialstation ließ sich von Zimmermann Alexander Rohr nicht lange bitten und kletterte persönlich mit aufs Gerüst. Brauch ist Brauch. Und dazu gehört, dass der Bauherr beim Richtfest selbst den letzten Nagel einschlägt. Der Zimmererprofi hatte natürlich ein bisschen vorgesorgt, damit das auch reibungslos klappt.

Vorstandvorsitzende Irene Philipp schlägt den letzten Nagel ins Holz.
Vorstandvorsitzende Irene Philipp schlägt den letzten Nagel ins Holz. © Dirk Zschiedrich

Die Ökumenische Sozialstation Sebnitz hat am Donnerstag das Richtfest für ihre neue Tagesspflege gefeiert. „Es ist vollbracht, der Rohbau steht“, sagte Irene Philipp und zeigte sich erleichtert, dass alles noch vor Weihnachten fertig geworden ist. Denn wie auf fast jeder Baustelle, hakt es mal hier und mal da, und nicht alles läuft so, wie es vorher geplant ist. Da kommt mal eine Materiallieferung zu spät und hält dann die Handwerker auf. Doch mittlerweile sind die Arbeiten schon weit vorangeschritten. Der Rohbau des aufgestockten Anbaus ist fertig, und auch das Dach ist schon drauf. Die Richtkrone schwebte zum Fest über der neuen Veranda, einer Art großem Wintergarten, von dem aus die Betreuten künftig einen wunderbaren Ausblick über die Stadt genießen können. In der kommenden Woche werden in die Holzkonstruktion der Veranda noch die Fenster eingesetzt. Im Inneren des Hauses sind bereits Fußbodenleger, Maler und Elektriker am Arbeiten.

Für die geplante Tagespflege baut die Sozialstation das gesamte erste Obergeschoss ihres Hauses auf dem Sebnitz Burggäßchen um. Es entstehen ein großer Aufenthaltsraum, eine Küche und zwei Ruheräume. Außen wird über die ganze Länge der Fassade ein Balkon angebaut. Brandschutzauflagen machen außerdem eine breite Fluchttreppe erforderlich, die im Notfall als zweiter Rettungsweg aus dem Gebäude führt. Treppensteigen muss niemand: Einen Fahrstuhl gibt es bereits.

In der neuen Einrichtung entstehen 15 Plätze. Das Prinzip Tagespflege funktioniert, vereinfacht gesagt, wie ein Kindergarten für ältere Menschen. Die Senioren kommen morgens hin und gehen am Abend wieder nach Hause. Den Tag über werden sie in der Einrichtung von Alltagsgestaltern und Ergotherapeuten betreut und sind zudem noch in Gesellschaft, können gemeinsam Karten spielen, singen, werkeln oder gärtnern. Die Familien, die sich sonst um ihre teilweise pflegebedürftigen Eltern, Großeltern und Urgroßeltern kümmern, werden somit entlastet. Zugleich, und das ist der große Vorteil, müssen die Betreuten nicht umziehen. Sie wohnen weiterhin in ihren eigenen vier Wänden und besuchen nur an ausgewählten Wochentagen die Pflegeeinrichtung.

Der Bedarf ist offenbar da. „Wir sind angenehm überrascht über die vielen Anfragen“, sagt Geschäftsführerin Heike Widuckel. Vier neue Mitarbeiter stellt die Ökumenische Sozialstation für die Betreuung ein. Der Innenausbau soll noch im Januar abgeschlossen werden, die Eröffnung ist für Februar geplant. Dann werden die „pflegenden Engel“, wie Vorstandsvorsitzende Irene Philipp ihre Mannschaft nennt, nicht mehr nur in ihren blauen Autos in und um Sebnitz unterwegs sein, um sich um Pflegebedürftige zu kümmern. Mit der neuen Tagespflege wird die Ökumenische Sozialstation auch ihre eigenen Türen öffnen – unabhängig von Religion oder Weltanschauung.

Möglich wurde das neue Angebot durch eine Förderung der Deutschen Fernsehlotterie. Über deren Stiftung namens Deutsches Hilfswerk hat die Ökumenische Sozialstation im August dieses Jahres knapp 150000 Euro erhalten – rund ein Drittel der Baukosten. „Das war fast wie ein eigener Lottogewinn“, sagt Irene Philipp.