Merken

Rettungszug für die Döllnitzbahn ist angefahren

Die Döllnitzbahn steht vor dem Aus. Förderer und Fans kämpfen und hoffen auf Wege, an Geld zu kommen.

Teilen
Folgen

Von Frank Klinger

Es war ganz großer Bahnhof, was sich am Sonnabend auf dem Bahnhof in Mügeln abspielte. Familien mit Kindern, Rentner, Eisenbahnfans und viele Fotografen standen Spalier, um die Dampflok der Schmalspurbahn „Wilder Robert“ zu sehen, zu fotografieren und mit dem Zug mitzufahren.

Doch es war keine Nostalgiefahrt im herkömmlichen Sinne. Die Döllnitzbahn, die von Oschatz nach Mügeln und weiter nach Kemmlitz und Glossen führt, steht vor dem Aus. Deshalb luden die Betreibergesellschaft und der Förderverein „Wilder Robert“ zum Aktionstag ein und starteten das Unternehmen „Rettungszug“. Bekanntlich hatte der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZNVL) den Schülerverkehr mit der Schmalspurbahn zum 8. Juli 2011 abbestellt. Zudem läuft am 15. Mai die Kesselfrist für die einzig noch verbliebene Dampflok ab.

Doch damit wollen sich nicht nur die Mügelner nicht abfinden. Zahlreiche Unterschriften wurden gesammelt, da es um mehr geht als nur die Dampflok und die Bahnstrecke mit der 750mm-Spur. Claus Kuropka, der Vorsitzende des Fördervereins, erklärte: „Die Bahn ist wichtig für die Infrastruktur, für den Tourismus. Wir haben hier sonst nicht viel. Ich hoffe, dass die Vernunft siegt.“

Angetan war er vom regen Zuspruch auf die Aktion: „Wir hätten nicht gedacht, dass es so viele Leute hierher zieht.“ Einer von denen, die es zur Rettung des „Wilden Robert“ nach Mügeln trieb, war Bernd Mettendorf aus Radebeul: „Die Bahn ist ein technisches Kulturgut. Wenn sie in so gutem Zustand ist, sollte sie erhalten werden.“ Ähnlich sieht das Sabine Müller aus Dahlen: „Wir hoffen, dass wir mit dem Protest Druck auf die Politiker ausüben können.“

Von den Verantwortlichen des ZNVL ließ sich übrigens niemand blicken. Dafür war die Grünen-Landtagsabgeordnete Gisela Kallenbach angereist, „aus Solidarität“, wie sie selbst sagte. Sie hofft ebenfalls, dass der Protest etwas bewirkt und Geldtöpfe öffnen hilft. Dabei geht es um nicht einmal eine Million Euro, die den Weiterbetrieb sichern würde. Das ärgert auch Dieter Winkler aus Mügeln: „Wegen einer solchen Summe will man die Bahn sterben lassen, obwohl am Endpunkt in Glossen erst kräftig investiert wurde. Mügeln war mal der größte Schmalspurbahnhof Europas. In den 1950-er Jahren war die Bahn größter Arbeitgeber der Stadt. Wir wollen nicht, dass diese Tradition verschwindet.“

Auch der Mügelner Bürgermeister Gotthard Deuse meinte: „Man muss optimistisch sein. Es geht nicht anders.“ Etwas anders sieht das wohl Sachsens Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Sven Morlok. Der war vor ein paar Tagen in Mügeln und soll auf Fragen zur Schmalspurbahn gesagt haben, dass die ihn nichts anginge. Das hat die Proteste noch verstärkt und zumindest bei Dieter Winkler den Kampfgeist angestachelt: „Wenn Döbeln das mit der Pferdebahn hinbekommen hat, erhalten wir auch unsere Schmalspurbahn.“