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Rettungsaktion in Königshain

Beim Klettern soll sich am Dienstag eine junge Frau verletzt haben. Feuerwehren und Notarzt waren im Einsatz. Es ist nicht das erste Unglück im Steinbruch.

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© SZ/Wolfgang Wittchen

Von Constanze Junghanß

Wieder ein Vorfall im Kletterparadies: Am Dienstagabend rückten die Kameraden der Königshainer und Reichenbacher Feuerwehr zu den Steinbrüchen aus. Die sind seit 1974 teilweise für die Kletterei erschlossen und werden gern von Sportlern genutzt. Nicht ganz ungefährlich ist das. Im Gebiet passierten bereits einige Unfälle.

So auch vorgestern. Eine junge Frau verletzte sich beim Klettern in der Nähe des Granitabbaumuseums und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Einsatzleiter der Reichenbacher Wehr war an diesem Abend Dietmar Linke. Was konkret passiert ist und wie schwer die Verletzungen der Verunfallten sind, kann er nicht sagen. Darüber werden die Feuerwehrleute nicht informiert. Dass es sich um einen Kletterunfall gehandelt hat, teilte die Reichenbacher Wehr auf ihrer Facebookseite mit. „Wir leisteten Tragehilfe und der Einsatz dauerte etwa eineinhalb Stunden“, sagt Dietmar Linke. Das hängt damit zusammen, dass die Königshainer Steinbrüche für Rettungskräfte schwer erreichbar sind.

Direkt bis zum Unfallort kommt kein Fahrzeug heran. Notarzt und Feuerwehren mussten ein Stück weitab vom Unfallgeschehen parken und zu Fuß an den Einsatzort eilen. „Der Notarzt war bereits da“, so Dietmar Linke. Polizei sei in dem Moment nicht mit vor Ort gewesen. Die medizinischen Einsatzkräfte hätten die Unterstützung der Feuerwehr angefordert. Denn die Reichenbacher Wehr verfügt über eine sogenannte Schleifkorbtrage. Das ist eine Art „Rettungswanne“, mit der verletzte Personen in unwegsamem Gelände über längere Strecken transportiert werden können. Sechs Träger packten mit an, um die Frau so schonend wie möglich zum Krankenwagen, der am mehrere Hundert Meter entfernten Parkplatz wartete, zu schaffen.

Es ist nicht der erste Kletterunfall im Gebiet. Vor drei Jahren stürzte eine Person beim Abseilen an der „Herbstwand“ erst auf das Felsband und dann ins Wasser. Für den Geschädigten ging die Sache noch einmal glimpflich aus. Ein Beinbruch war die Folge. 2005 stürzte eine Kletterin am Nirwana-Steinbruch aus zehn Metern Höhe in die Tiefe und musste mithilfe eines komplizierten Rettungshubschraubereinsatzes gerettet werden. Am gleichen Steinbruch ist bei einer privaten Internetdatenbank zu Kletterwegen in Sachsen ein weiterer Unfall mit Arm- und Fersenbeinbruch nach einem Sturz aus sechs Meter Höhe aufgeführt. Die Datenbank ist allerdings unvollständig, da der Seitenbetreiber auf Zuarbeit über Unfälle angewiesen ist.

Enno Deege, Fachübungsleiter vom Deutschen Alpenverein Ortsgruppe Görlitz, kennt das Königshainer Klettergebiet wie seine Westentasche. Er erzählt, dass erst vor kurzer Zeit ein Schraubglied eines Sicherheitshakens an einer Königshainer Kletterwand ausgewechselt wurde. An den offiziellen Kletterstrecken im Terrain wird immer wieder die Sicherheit der Haken überprüft und im Bedarfsfall nachgebessert. Unfälle würden meist dann passieren, wenn Kletterern Fehler unterlaufen. Enno Deege empfiehlt Kletterfreunden, sich einer Kletterorganisation anzuschließen. Einerseits ist man dann im Schadensfall versichert. Andererseits gibt es die Möglichkeit, einen sogenannten Sicherungsschein mit abschließender Prüfung zu machen. Und in einer Organisation, wie zum Beispiel dem Deutschen Alpenverein, bestünde zudem immer die Möglichkeit des Erfahrungsaustauschs.

Bei der Gemeinde Königshain selbst sickerte die Information zum aktuellen Geschehen erst auf Nachfrage der SZ durch. Bürgermeister Siegfried Lange ließ sich den Einsatz von der Königshainer Feuerwehr bestätigen und äußert sein Bedauern. Er sagt, dass er der Verunfallten gute Besserung wünscht. Außerdem verweist der Bürgermeister auf eine andere mögliche Unfallquelle im Gebiet: Trotz absolutem Badeverbot werden die Steinbrüche unterhalb der Kletterfelsen immer noch von Schwimmern genutzt. Das jedoch ist nicht erlaubt.