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Rettung für Robotron-Fassade

Die bunten Platten am alten Rechenzentrum wurden jetzt abgebaut. Sie sollen bald an anderer Stelle zu sehen sein.

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© Ostmodern

Von Lars Kühl

In Reihe, von links nach rechts, von oben nach unten, waren sie Kunst. Zusammen ergaben sie ein stimmiges, wenn auch abstraktes Bild. Jetzt sind sie weg: die Aluminium-Platten am Rechenzentrum des Robotron-Areals in der Lingnerstadt. „Kunst am Bau“ war ein Thema in der DDR-Architektur, heute meist vergessen oder nicht mehr gewollt. Das, was davon übrig ist, verschwindet oft ohne Aufhebens.

In der ehemaligen Computerschmiede des deutschen Sozialismus ist das anders. Schon beim Abriss des benachbarten Atriums I im Auftrag des Projektentwicklers Immovation AG aus Kassel wollte vor allem die Initiative „Ostmodern“, die sich für den Erhalt von Relikten der Dresdner Nachkriegsarchitektur einsetzt, die bunten Glasmosaike im Treppenhaus des alten Bürogebäudes retten. Mit mäßigem Erfolg, denn im Ganzen blieb beim Ausbau kaum etwas von den riesigen Bleiglasfenstern übrig.

Beim Rechenzentrum konnten dagegen alle künstlerisch gestalteten Fassadenteile aufgehoben werden, erklärt Immovation-Sprecher Michael Sobeck. Die Baufirma Nestler hatte im Juli begonnen, das Rechenzentrum für den Abriss vorzubereiten. Zwei Reihen der farbigen Alu-Platten wurden im Auftrag des Denkmalschutzamtes gesichert und im Lapidarium eingelagert. Jetzt kam es für die Bewahrer der „Kunst am Bau“ noch besser. Eine Privatperson hat die restlichen Tafeln gekauft und bis Mitte August von der Firma Kühne Antiquitäten abbauen lassen. „Die Gebäude des ehemaligen Robotron-Areals stehen nicht unter Denkmalschutz, doch wir sind für Ideen offen, die eine Erhaltung der DDR-Architektur zum Ziel haben“, teilt Immovation-Vorstand Lars Bergmann mit. Wer der Käufer ist, will er nicht sagen. Nur soviel: Die Fassadenelemente sollen in eine geplante Freizeitanlage in Sachsen ab dem zweiten Halbjahr 2017 integriert werden. Damit gibt sich das Netzwerk „Ostmodern“ zufrieden. Die „Kunst am Bau“ verschwindet nicht, sondern die Platten werden weiter in der Öffentlichkeit zu sehen sein.

Immovation möchte 2017 mit der Bebauung des neuen Quartieres in der Lingnerstadt beginnen. Bis zu 3 000 Wohnungen sind vorgesehen. Die Entwürfe stammen von mehreren Architekten und werden derzeit weiterentwickelt. Parallel muss die Stadtverwaltung die rechtlichen Voraussetzungen schaffen.