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Rettung für erstes Hellerauer Muster-Holzhaus

Die Deutschen Werkstätten sollen innerhalb der Gartenstadt erweitert werden. Eine Chance, auch Geschichte zu bewahren.

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© René Meinig

Von Nora Domschke

Die Geschäfte der Deutschen Werkstätten Terra GmbH laufen gut. Deshalb will das Unternehmen in Hellerau expandieren – und zwar auf dem Grundstück gegenüber des modernen Komplexes am Moritzburger Weg 68. Bereits 2011 hatte das Unternehmen die Fläche direkt neben dem historischen Gebäude, das 1910 nach den Entwürfen von Richard Riemerschmid gebaut wurde, angekauft.

Derzeit werden die dort stehenden Hallen als Lagerräume genutzt. Sie sollen abgerissen werden und Platz für neue Gebäude machen. Für die rund 4,5 Hektar große Fläche im Süden der Gartenstadt soll deshalb ein Bebauungsplan aufgestellt werden. In der Sitzung des Klotzscher Ortsbeirates an diesem Montagabend wurden die Pläne dafür vorgestellt.

„Wir befinden uns in einer stürmischen Entwicklungsphase“, erklärt Martin Sehling, der sich für die Deutschen Werkstätten um die Planungen kümmert. Das Unternehmen wächst, ist mittlerweile auch im Forschungs- und Entwicklungsbereich tätig. Derzeit wird in drei Sparten produziert: Design und Ausbau von Luxusjachten, Gestaltung und Bau von Privatvillen und Appartements sowie die Planung und Gestaltung von Büro- und Vorstandsetagen. „Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, wollen wir uns gern am Standort erweitern.“

Konkret geht es dabei vor allem um zusätzliche Arbeitsplätze für die Mitarbeiter. In kleineren Gebäuden werden Büros, Ausstellungsflächen und Gästewohnungen untergebracht. „Der Campus soll einen Übergang zwischen Schraubzwinge im Süden und den Wohnhäusern im Norden werden“, sagt Sehling. Schraubzwinge wird das Riemerschmid-Gebäude genannt, weil dessen Grundriss der Form des Werkzeugs ähnelt. Schon 1907 sah Riemerschmid in seinem Flächennutzungsplan Fabrikgebäude auf dem Areal vor.

Derzeit ist es für Wohnbebauung mit viel Grün ausgewiesen. Damit neue Gewerbeobjekte gebaut werden dürfen, ist ein Planverfahren erforderlich. Eine Erweiterung der Werkstätten südlich des Moritzburger Weges ist übrigens aufgrund des Landschaftsschutzgebietes Dresdner Heide nicht möglich.

Damit sich die Neubauten gut in das Bild des Denkmalschutzgebietes Hellerauer Gartenstadt einfügen, soll nun zunächst ein Architekturwettbewerb durchgeführt werden. Dabei werden die besten Entwürfe ausgewählt. Die Waldflächen im Norden des Grundstückes bleiben erhalten. Ein Teil des Talkenberger Baches, der in diesem Bereich unterirdisch verläuft, wird offengelegt und renaturiert. Vor 20 Jahren wurde auf dem Areal eine alte Bogenbinderhalle abgerissen, seitdem liegt die Fläche brach. Martin Sehling rechnet allerdings frühestens 2020 mit einem Baubeginn.

Mit der Erweiterung des Unternehmens soll nun auch ein wichtiger Teil der Hellerauer Geschichte wiederbelebt werden. An der südlichen Grenze direkt am Moritzburger Weg befindet sich – heute ziemlich verwildert und in schlechtem Zustand – das erste Holzhaus der Siedlung. Es wurde 1921 nach den Plänen des Architekten Karl Bertsch als Musterhaus errichtet.

Hintergrund war die große Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg. Damals waren die Deutschen Werkstätten vor allem bekannt für ihre maschinengefertigten Möbelserien. Also wurde die Produktion kurzerhand um maschinengefertigte Holzhäuser erweitert. Nach Bertsch entwarfen unter anderem auch Richard Riemerschmid und Heinrich Tessenow derartige Bauten in unterschiedlichen Ausführungen. 1934 wurde Am Sonnenhang sogar eine ganze Musterhaussiedlung gebaut.

Das Holzhaus im Heideweg 15 steht unter Denkmalschutz und wurde mit Arbeitseinsätzen in den vergangenen Jahren am Leben erhalten, berichtet Martin Sehling. „Wir wollen es auf jeden Fall erhalten.“ Konkrete Ideen für dessen Nutzung gibt es bislang aber noch nicht.