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Rettung der Färberhenke

Der Pulsnitzer Heimatverein hat die Bewahrung dieses einmaligen technischen Denkmals angeschoben.

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Von Frank Sühnel

Im Pulsnitzer Stadtteil Polzenberg steht ein Gebäude, die sogenannte Färberhenke. Dieses ist wohl weltweit einmalig. Das Gebäude ist Bestandteil einer ehemaligen Färberei und diente zum Trocknen der langen gefärbten Stoffbahnen. Der Zustand des Hauses ist alarmierend, der Verfall hat bereits eingesetzt. Dachziegel fallen herunter, die Fassade bröckelt, die Fenster samt Rahmen sind zum Teil herausgefallen, im Inneren greift das eindringende Wasser die Holzkonstruktion an. Nicht mehr lange und dieses Denkmal wäre abrissreif.

Der Pulsnitzer Heimatverein sah das mit großer Sorge und hat nun die Rettung der Färberhenke – - wobei nicht ganz klar ist, ob es Färberhenke oder Färberhänge heißt – angeschoben.

Mit Holger Wehner, Restaurator und Sachverständiger für Bautenschutz und Bausanierung, hat der Verein einen ausgesprochenen Experten in seinen Reihen, der sich der Sache angenommen hat. „Der ganze Komplex Polzenberg, dort ist die Keimzelle von Pulsnitz, ist baugeschichtlich für die Stadt von großer Bedeutung. Die Bauwerke des Polzenberges sind als Ringanlage angelegt, und das ist so einmalig“, erklärt Holger Wehner. Ein Teil des Komplexes ist die Henke. „Die mehrgeschossige und offene Dachkonstruktion mit dem seitlich aus der Mittelachse versetzten First, welche sich in der ursprünglichen technischen Funktion des Gebäudes begründet sowie das giebelseitig angefügte Treppenhaus gelten als Alleinstellungsmerkmal in Deutschland, wahrscheinlich sogar weltweit. Bis ins 18. Jahrhundert hinein ist die Henke als Besitz eines Färbermeisters nachweisbar“, erklärt der Experte.

Fördermittel für die Sanierung

„Wir als Heimatverein wollen verhindern, dass diese Einmaligkeit verloren geht. Am Polzenberg wurde schon genug gesündigt, man denke nur an den Abriss der Häuser gegenüber der Henke, etwa des Zolleinnehmerhauses“, sagt Hartmut Hermann, stellvertretender Vereinsvorsitzender. Der Eigentümer der Färberhenke und damit dafür verantwortlich ist die Städtische Wohnungsgesellschaft Pulsnitz (SWG). Die SWG hätte, da sie sich um ihre Häuser und Mieter kümmern muss, kein Interesse am Erhalt der Färberhenke gehabt und auch kein Geld dafür. Holger Wehner ist es jedoch gelungen, alle Akteure an einen Tisch zu bringen, den Denkmalschutz und die SWG von der Bedeutung zu überzeugen und außerdem von der Unteren Denkmalbehörde des Landkreises Bautzen Fördermittel zu akquirieren. Diese rund 10 000 Euro, die von der SWG um den Eigenanteil ergänzt werden müssen, denn die maximale Förderquote liegt bei 85 Prozent, zum Teil darunter, machen den Weg zur Bestands- und Verkehrssicherung frei. „Wir werden das Geld beisteuern, hoffen auch noch auf Unterstützung seitens der Firmen. Wirtschaftlich ist das für uns nicht, denn es kommen ja keinerlei Einnahmen zurück“, erklärt Matthias Mietzsch, Geschäftsführer der SWG. Aber auch er weiß um die Bedeutung dieses Komplexes und die anstehenden Arbeiten zur Sicherung hätten die Gesellschaft sowieso Geld gekostet. Ein weiterer Fördermittelantrag für 2015 wird bis Ende August bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gestellt, die auch schon auf das Gebäude aufmerksam wurde.

Mitte August sollen nun die Gerüste kommen. Dach, Fassade und Fenster sind reparaturbedürftig. „Wir müssen als Erstes sehen, was unter dem Putz zum Vorschein kommt und dann entscheidet sich, was in welchem Umfang zu machen ist und wie es weitergeht“, erklärt Matthias Mietzsch. Mit der Bestandsrettung sind auch die Türen für eine spätere Nutzung des Hauses gegeben, auch wenn die SWG derzeit kein Geld für große Investitionen hat.

Doch darum geht es primär nicht. „Wir sind sehr froh, dass dieses historische und bedeutsame Kleinod nicht wie so vieles andere vor die Hunde geht und ein Teil unserer Geschichte lebendig und sichtbar bleibt“, so Heimatvereinsmitglied Holger Wehner.