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Retter hängen in der Luft

Beim THW gibt es ein Problem: Trotz gut ausgebildeter Truppe und einem fast nagelneuen Fuhrpark gibt es für die Männer keine Einsätze. Wieso das?

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© Jonny Linke

Von Jonny Linke

Kamenz. Lang ist es her, dass die Ehrenamtlichen des Technischen Hilfswerkes aus Kamenz auf die A 4 zur Unterstützung der Einsatzkräfte gerufen wurden. Nach immer weiter sinkenden Einsatzzahlen wurden die Mitglieder jetzt selbst aktiv. „Wir haben perfekte Voraussetzungen – und doch wir werden nie gerufen“, so THW-Ortsbeauftragter Ringo Berg. Also nutzten einige Mitglieder des THW einen Vereinsabend beim MC Jauer vor einigen Monaten, um auf die Problematik aufmerksam zu machen. Dort hatte Landtagsabgeordneter Aloysius Mikwauschk (CDU) Innenstaatssekretär Michael Wilhelm eingeladen. In den Gesprächen in Jauer wurde die Problematik angeprangert und Dr. Wilhelm versprach, sich der Sache anzunehmen.

Am Montagabend war es dann soweit. Beim Technischen Hilfswerk in Kamenz saßen erstmals alle Beteiligten zusammen. Neben dem Staatssekretär und dem Landtagsabgeordneten waren auch der Landesbeauftragte des THW Manuel Almanzor sowie der Chef der Autobahnpolizei Bautzen, Martin Höttinger und sein Vorgesetzter, Polizeipräsident Conny Stiehl anwesend. Zahlreiche aktive Mitglieder des Technischen Hilfswerkes komplimentierten die recht prominente Runde. „Diese Problematik gibt es nicht nur in Kamenz, sondern sachsenweit“, sagte Manuel Almanzor.

Was genau läuft schief?

Doch was genau läuft schief? Immer wenn es zu einem Unfall auf der Autobahn gekommen ist, staut es sich rasch. Die alarmierten Feuerwehren seien dann mit ihrem Know-how und dem Fachpersonal damit beschäftigt, zügig Gefahren abzuwehren. Entweder retteten sie Menschenleben, sicherten Gefahrstoffe oder löschten Flammen. Das machten sie perfekt und dazu brauchten sie alle Kräfte, heißt es. Die Polizei übernimmt die Aufgabe, den Unfall ordentlich aufzunehmen und Spuren zu sichern. Auch das verschlinge Fachpersonal, welches aktuell ziemlich knapp ist. Doch niemand könne sich dann zum Beispiel um den minütlich anwachsenden Stau kümmern. Die Folge seien Auffahrunfälle, woraus immer neue Einsätze für die Polizei resultierten. Doch die habe den ersten Einsatz noch gar nicht richtig beendet.

Würde die Polizei nun das THW in Bautzen, Kamenz oder sonst wo in Sachsen anfordern, um die Verkehrsteilnehmer zu warnen und von der Autobahn abzuleiten, entstünden Kosten, welche die Polizei deckeln müsste. „Pro Einsatz auf der Autobahn kostet das THW unter der Woche grob geschätzt 1 000 Euro“, so Manuel Almanzor. Und genau diese Kosten machten es so bürokratisch. „Sobald das THW von uns alarmiert wird, haben wir eine Abrechnungspflicht. Doch die kompletten Kosten bekommen wir aktuell nicht ersetzt“, so der Chef der Autobahnpolizei Martin Höttinger. So ist es also für die Polizei schwierig abzuwägen: Ist das THW wirklich erforderlich und könne sie die Anforderung auch ausreichend begründen, um die Refinanzierung zu ermöglichen, oder schaffen die Polizisten das mit eigenen Kräften?

Jetzt wurde die Problematik ausführlich zwischen den Parteien erörtert. „Wir wollen eine Gesetzesänderung voran bringen, wonach die Erstattung dieser Kosten besser geregelt ist“, so Dr. Wilhelm. Wenn dieses Problem erst behoben ist, sicherte Polizeipräsident Conny Stiehl auch eine weitere Zusammenarbeit aller Dienststellen mit dem THW zu.