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Reparieren statt Wegwerfen

Heute eröffnet im Bautzener Steinhaus das Repair-Café. Ob defekter Toaster oder kaputter Reißverschluss – hier gibt es Hilfe.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Lutz Schröder ist schon mächtig gespannt, wie viele Leute heute zur Eröffnung des Repair-Cafés ins Steinhaus kommen werden. Die Resonanz auf das Projekt „Café Ganzmacher“, die er bereits im Internet bekannt gemacht hat, stimmt ihn optimistisch. „Gedanklich habe ich das Repair-Café schon viele Monate vorbereitet und im August bin ich damit erstmals an die Öffentlichkeit gegangen“, sagt Lutz Schröder. Seine Idee mitgetragen und unterstützt haben vor allem Dieter Langer und Dieter Kunze, denen Lutz Schröder sehr dankbar ist.

Dankbar ist der Initiator auch dem Steinhaus und der Stadt Bautzen, denn vorerst kann die Initiative zwei Projekträume im neu eröffneten Steinhaus kostenfrei nutzen. Zu den ehrenamtlichen Helfern, die das Projekt mittragen, gehört auch Petra Hörnitz-Freiberg, die im Steinhaus Textilkurse anbietet. Dadurch können für Reparaturen an Kleidungsstücken die Nähmaschinen des Textilkurses genutzt werden.

Insgesamt, so Lutz Schröder stehen zwölf Spezialisten „Gewehr bei Fuß“, um alle möglichen Dinge zu reparieren, die zu schade zum Wegwerfen sind und mit zwei Händen getragen werden können. Das kann ein Fahrrad sein oder eine zerrissene Hose, ein Toaster, eine Lampe oder ein kaputtes Spielzeug. Großgeräte wie Waschmaschinen oder Kühlschränke gehören allerdings nicht dazu. Die Fachleute arbeiten in vier Teams. Eines davon kümmert sich um Elektroartikel, ein anderes um Heimelektronik und Computertechnik, das dritte um Gegenstände aus Holz oder Metall und das vierte um Bekleidung.

Gegen die Wegwerfmentalität

„Wir wollen keinesfalls professionellen Werkstätten Konkurrenz machen, sondern sehen uns als sinnvolle Ergänzung“, sagt Lutz Schröder. „Aber wir haben die allgegenwärtige Wegwerfmentalität satt.“ Die Initiative „Die Sachenmacher“ möchte die Verbraucher dafür sensibilisieren, schon beim Kauf darauf zu achten, ob die Dinge reparabel sind. Denn obwohl die Industrie das oft glauben machen wolle, seien die Ressourcen nicht unendlich.

Bezahlen müssen die Hilfesuchenden die Arbeitsleistung für die Reparatur nicht. Aber die Fachleute werden sie, soweit es geht, ins Reparaturgeschehen mit einbeziehen. „Es geht uns darum, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten“, sagt Lutz Schröder. Zu bezahlen sei aber beispielsweise der neue Reißverschluss, der in die Hose eingenäht wird. Und wenn tatsächlich für ein technisches Gerät Ersatzteile benötigt werden, geben die Spezialisten dem Ratsuchenden Tipps, wo man diese übers Internet kostengünstig bestellen kann. „Wir werden auch eine Spardose aufstellen, wo jeder freiwillig einen Obolus einwerfen kann“, sagt der Initiator.

Lutz Schröder freut sich, dass er mit seinen Mitstreitern Teil einer Bewegung ist, die deutschland- und weltweit um sich greift. Allein in Deutschland gebe es derzeit schon rund 200 solcher Repair-Cafés. „Wir tüfteln auch an weiteren Projekten“, kündigt Lutz Schröder an. Außerdem ist demnächst die Gründung eines Vereins namens „Die Sachenmacher „geplant.

Das Repair-Café öffnet erstmals am Dienstag von 16 bis 19 Uhr. Es findet künftig an jedem ersten und dritten Dienstag im Monat statt. Das nächste Mal am 20. Januar.