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Rentnerglück in der alten Heimat

Sonja und Benno Rönsch sind seit 65 Jahren verheiratet. Lange haben sie in der Ferne gelebt, doch im Alter sind sie nach Zittau zurückgekommen.

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© Rafael Sampedro

In ihrer Neubauwohnung neben den Studentenwohnheimen an der Schrammstraße fühlen sich Sonja und Benno Rönsch richtig wohl. Hier haben sie am Mittwoch ihre eiserne Hochzeit gefeiert. In kleinem Kreis. Einen großen Trubel brauchen die beiden Jubilare nicht. Ihren 60. Hochzeitstag vor fünf Jahren haben sie noch groß gefeiert, erzählt Sonja Rönsch. Diesmal geht es ein ganzes Stück ruhiger zu. „Wir sind älter geworden, da wird man ruhiger“, sagt die 86-Jährige. Sie ist froh, den 65. Hochzeitstag noch gemeinsam mit ihrem gleichaltrigen Ehemann feiern zu können. Denn Benno Rönsch hatte in den vergangenen Jahren einige gesundheitliche Probleme. Er kann daher nur noch schlecht laufen. Größere Touren sind deshalb nicht mehr möglich. Die Rönschs sind dennoch zufrieden, machen das Beste aus ihrer Situation.

Ursprünglich stammen sie aus Ostritz. Dort besuchten sie auch gemeinsam die Volksschule. Dass sie später mal ein Paar werden, daran haben sie seinerzeit aber noch nicht gedacht. Erst bei den gemeinsamen Tanzabenden kurz nach dem Krieg kamen sie sich näher. Es dauerte aber auch da eine Weile, bis es gefunkt hat. „Es ging noch nicht so schnell wie bei der heutigen Jugend“, erinnert sich Sonja Rönsch. Sie habe ihren Benno bei den Tanzveranstaltungen immer gefragt, wie spät es sei, berichtet die rüstige Seniorin. Denn sie musste immer um zehn Uhr abends zu Hause sein. Zuerst ging sie immer allein von den Tanzlokalen „Stadt Dresden“ und „Weißes Ross“ nach Hause, später wurde sie von Benno begleitet, der eigentlich einen kürzeren Heimweg hatte.

Schließlich wurden sie ein Paar und gaben sich am 22. November 1952 das Ja-Wort. Sie hofften darauf, nach der Hochzeit eine eigene Wohnung zu bekommen. Doch die gab es nicht. Und so verließen sie kurze Zeit später Ostritz in Richtung Westen. Mehr zufällig landeten sie in Schwaben, wo sie über 50 Jahre lebten. Dass sie der Heimat an der Neiße den Rücken kehrten, dafür gab es aber noch einen weiteren Grund: Benno Rönsch sollte zum Militär eingezogen werden. Er wollte das aber nicht, mit Krieg und Armee verband er schlimme Erinnerungen: Sein Vater war in Stalingrad gefallen. In der neuen, schwäbischen Heimat arbeitete er viele Jahre bei einem Energieversorgungsunternehmen, Sonja Rönsch war in verschiedenen Berufen tätig. Und sie zog Sohn Andreas, der 1954 das Licht der Welt erblickte, groß.

Vor elf Jahren machten beide wieder einmal Urlaub in der Oberlausitz, entdeckten dabei die freie Wohnung in Zittau und entschieden sofort, in die alte Heimat zurückzukehren. Zu dieser Entscheidung beigetragen hat auch die Tatsache, dass ihr Sohn inzwischen in Bautzen lebte. (szo)