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Rentner spielen mit Puppen

Fünf Luchauer gehen einem besonderen Hobby nach. Zum zehnjährigen Jubiläum haben sie einen bescheidenen Wunsch.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Luchau. In Luchau gibt es eine ganz besondere Seniorengruppe: Ihr gehören zwei Männer und drei Frauen an, die eine Leidenschaft vereint – ihre Liebe zum Puppenspiel. Seit vielen Jahren reisen die Rentner als Luchauer Puppenspiel durch das Osterzgebirge, sie bringen kleinen und großen Leuten Freude. In diesem Monat wird die kleine Puppenbühne zehn Jahre alt. „Eine Feier haben wir noch nicht geplant“, sagt Silvia Friedrich. Sie ist von Anfang an dabei und leitet das 2008 entstandene Ensemble. Den Anstoß gab ein Gespräch, das Frau Friedrich mit Renate Czekalla, die auch in Luchau wohnt, führte. Letztere erwähnte beiläufig, dass in ihrem Haus eine Puppenbühne eingelagert wurde. Die Bühne hatten Jugendliche zwei Jahre zuvor gebaut, um ein Puppentheaterstück zum Dorffest aufführen zu können. Frau Czekalla hatte ihnen die Puppen und die Vorhänge angefertigt. Nach der Aufführung landete das Puppenspiel auf dem Boden von Renate Czekalla.

Nach ihrem Gespräch waren sich die beiden Frauen einig: „Ein Puppentheater, das wäre auch was für uns.“ Gesagt, getan. Die beiden Frauen suchten und fanden im Dorf Mitstreiter. Die Bühne wurde vom Boden geholt, Silvia Friedrich, die bereits in ihrer Jugend Kabarett spielte, setzte sich hin und verfasste ein Theaterstück. Kurz danach gab es die erste Aufführung.

Seither haben die Luchauer ihre Bühne in vielen Sälen, Kindergärten und Wohnzimmern auf- und abgebaut. „Wir haben auch auf Dorffesten gespielt“, erzählt Frau Friedrich. Doch richtig Spaß habe das nicht gemacht. Die Kinder werden durch zu viele andere Dinge abgelenkt. Und das mindere auch den Spaß, den die Puppenspieler haben. Deshalb bevorzugen die Luchauer nun Auftritte in Kindergärten, Schulen, Kliniken und auf Privatfeiern wie Geburtstagen.

Wer die Luchauer engagiert, kann zwischen elf Stücken wählen. Das derzeit beliebteste ist „Kasper hat eine geniale Idee“, erzählt Frau Friedrich. Sie hat nicht nur dieses, sondern auch alle anderen zehn geschrieben. Zurzeit arbeitet sie am zwölften Puppenspiel. Dieses soll noch in diesem Jahr zur Premiere kommen. Worum es geht, möchte die Ensemble-Leiterin noch nicht verraten. Nur so viel vorab: Der Kasper ist wieder dabei. Und es wird friedlich bleiben. So wie in den anderen Stücken auch. „Bei uns spielt kein Krokodil mit“, sagt Frau Friedrich und lächelt. Dafür trollen sich nicht nur Kasper und die Gretel auf der Bühne, sondern auch der Räuber Fürchtenix, die Räuberbraut Lotte, die Hexe Wackelzahn, das Häschen Hoppsganzhoch und das Bärchen Brummganztief sowie das Hündchen Bellganzlaut. Alle Puppen wurden von Frau Czekalla, die in den Anfangsjahren mitspielte, geschaffen.

Ebenfalls ein Urgestein ist Wolfgang Liebscher. Er lässt nicht nur die Puppen tanzen, sondern sorgt auch für die gute Stimmung während der Pausen. Dann tritt er als Clown Wolfi vor die Bühne und spielt auf seiner Mundharmonika Kinderlieder. Die Kinder müssen erraten, welches Lied er angestimmt hat. Dann werden sie gebeten, wenigstens die erste Strophe zu singen. In den ersten Jahren funktionierte das selten, erinnert sich Frau Friedrich. Nur wenige Kinder wollten oder konnten die Lieder singen. „Das hat sich inzwischen geändert“, sagt Frau Friedrich. Die Kinder singen ganz gern. „Ich habe den Eindruck, dass das Singen nun einen höheren Stellwert in den Kindertagesstätten hat.“

Deshalb macht das Spielen in den Kitas richtig Freude. „Sie glauben nicht, was das für eine Freude macht, in glückliche Kinderaugen zu sehen“, sagt die Ensemble-Leiterin. Diese wollen die Luchauer auch in diesem Jahr mit vielen teilen. „Wir haben schon elf Termine, davon sechs in der Vorweihnachtszeit, aber noch freie Kapazitäten“, sagt Silvia Friedrich. In den letzten Jahren gab die Bühne zwischen zehn und 25 Vorstellungen. „Wir würden gern mal in der Freitaler Gegend spielen. Aber dort sind wir noch nicht so bekannt“, sagt sie. Vielleicht ändert sich das in naher Zukunft und der Luchauer Kasper und seine Freunde turnen bald auch dort öfter über die Bühne. Die Senioren sind jedenfalls bereit, auch in der Region rund um Freital ihr etwas ungewöhnliches Hobby vorzustellen. Und vielleicht findet sich dabei noch ein Seniorenpaar, das einsteigt. „Zwei Mitspieler könnten wir noch brauchen.“

Kontakt: Telefon 035053 30363