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Rennstrecke Sedlitzer Straße

Bergab galt in Heidenau Tempo 30. Das wünschten sich Anwohner und Stadt auch bergauf und für die gesamte Straße. Doch dann kam der Kreis auf eine ganz andere Idee.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Heidenau. Man fragt nach der Uhrzeit und bekommt zur Antwort, dass man noch Schulden hat. So fühlt sich Heidenau. Seit Jahren kämpften Anwohner und Stadt um Tempo 30 auf der kompletten Sedlitzer Straße. Bergab galt das schon für einen Abschnitt. Im Juni 2009 gab es sogar einen entsprechenden Beschluss des Stadtrates. Weil es eine Kreisstraße ist, braucht man für die Durchsetzung den Kreis. Der entschied nun auch, aber ganz anders.

Ausgangspunkt war die Anfrage eines Anwohners nach einem Verkehrsspiegel. Der gute Mann hatte natürlich auch die 30 km/h im Blick. Die Anfrage nahm ihren amtlichen Weg. Das Landratsamt fragte dazu formell auch die Stadt Heidenau. Die nutzte die Gelegenheit, auf den Tempo-30-Wunsch zurückzukommen. Doch das erwies sich als folgenschwerer Fehler. Denn dadurch wurde der Landkreis erst richtig aufmerksam. Ups, da gibt es noch eine 30er-Strecke? Und schwupps verschwand sie. Im Gegenzug wurde der Spiegel genehmigt. Solange er sich an nichtöffentlichen Ausfahrten befindet, kann sich den jeder hinstellen. Richtig glücklich ist trotzdem niemand in Heidenau.

„Dass die Anregung zur Geschwindigkeitsreduzierung zum Anlass genommen werden sollte, auch die bestehende Geschwindigkeitsreduzierung bergab infrage zu stellen, war für die Stadt Heidenau nicht ohne Weiteres ersichtlich“, sagt Ordnungsamtsleiter Torsten Walther. Darauf habe sich die städtische Stellungnahme vom März vergangenen Jahres auch nicht bezogen. Über ein halbes Jahr, bis November, passierte nichts. Dann plötzlich wurde die Sedlitzer Straße als Rennstrecke freigegeben. „Wir waren genauso überrascht“, sagte Torsten Walther jetzt im Stadtrat, als er danach gefragt wurde. Die Stadt habe vom Landratsamt lediglich eine Durchschrift der Anordnung zum Entfernen der Geschwindigkeitsbegrenzung erhalten.

200 Raser und 35 Anwohner

Warum die lange Zeit von März bis November? Warum wird die Frage nach dem Verkehrsspiegel mit dem Abschaffen der 30 km/h verbunden? Der Landkreis tut sich mit der Erklärung etwas schwer. Zunächst spricht man von einem „großen Missverständnis“, bis dann die Amtsleiterin Straßenbau und Verkehr, Martina Fehrmann, erklärt: „Es dauert eben seine Zeit.“

Was die Tempobegrenzung betrifft, sei es ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen, bis man sich die Sedlitzer Straße im Rahmen einer sogenannten Verkehrsschau angesehen hätte. Die Besichtigungen werden regelmäßig durchgeführt und sind in den Kommunen gefürchtet, weil am Ende in der Regel Geschwindigkeitsbegrenzungen verschwinden. In Dohna wunderte man sich zum Beispiel über die 70 km/h, die man jetzt ab Abzweig nach Gorknitz ein Stück fahren kann. In Hellendorf fürchtet ein Anwohner um sich und sein Haus, wenn die Kraftfahrer tatsächlich mit den inzwischen erlaubten 50 km/h fahren.

Laut Martina Fehrmann würde jeweils die Gesamtsituation geprüft. Bei der Sedlitzer Straße habe sich das im Zusammenhang mit der Frage nach dem Verkehrsspiegel angeboten. Zudem sei hier das Gefahrenzeichen „Achtung Gefälle“ höher zu bewerten als das Schild 30 km/h.

Damit ist nun der Traum der Heidenauer, die Sedlitzer Straße komplett zur langsamen Zone zu machen, gestorben. Schon bei den ersten Versuchen hatte das Landratsamt dagegen argumentiert, sie sei kein Unfallschwerpunkt. Bei Geschwindigkeitsmessungen waren in zwei Stunden 200 Kraftfahrer zu schnell gewesen. 35 Anwohner forderten daraufhin die Reduzierung der Geschwindigkeit von 50 auf 30 km/h, auch im Bereich zwischen Einmündung Steinstraße und Kleinsedlitzer Straße. Der Fußweg fehlt noch immer, dafür darf nun die gesamte Sedlitzer Straße mit 50 Sachen entlanggefahren werden.