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Renner macht das Rennen

Die Stadträte bestimmen nicht nur den neuen Beigeordneten, sondern auch die Geschäftsführerin für das Theater.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Im zweiten Anlauf hat er es geschafft: Markus Renner heißt der neue stellvertretende Bürgermeister und erste Beigeordnete der Stadt Meißen. Er tritt am 4. Oktober die Nachfolge des scheidenden Hartmut Gruner an. Der aktuelle Ordnungsamtschef wollte bereits 2015 Erster Beigeordneter werden – damals allerdings in Radebeul. Was ihm in der Karl-May-Stadt verwehrt blieb, hat nun in Meißen geklappt.

Einen Blumenstrauß gab es für Ann-Kristin Böhme. Sie ist ab Februar 2017 die neue starke Frau im Theater Meißen.
Einen Blumenstrauß gab es für Ann-Kristin Böhme. Sie ist ab Februar 2017 die neue starke Frau im Theater Meißen. © Markus Herrmann

Mit 18 von 27 Stimmen der Stadträte konnte der 36-Jährige im ersten Durchgang der geheim abgehaltenen Wahl die nötige Mehrheit erlangen und wird somit demnächst die Verwaltungsarbeit in den Bereiche Finanzen, Ordnung, Familie und Stadtmarketing koordinieren, außerdem Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) vertreten. Bevor die Stadträte am Mittwochabend allerdings abstimmen konnten, mussten sie zunächst über einen Antrag der ULM-Fraktion (Unabhängige Liste Meißen) sowie der FDP abstimmen. Deren Vorsitzender, Wolfgang Tücks, hatte im Vorfeld die Empfehlung des Verwaltungsausschusses infrage gestellt. Dessen acht Mitglieder hatten sich nämlich auf die beiden Kandidaten Markus Renner und Stefan Sari festgelegt. Beide waren folglich zur Ratssitzung erschienen, um sich auch der Öffentlichkeit kurz vorzustellen. Der 37-jährige Sari war zuletzt Familienamtsleiter in Coswig und konnte vor allem mit seinen Fähigkeiten im Bereich Soziales und Bildung punkten.

Weil aus Sicht von ULM/FDP aber den Stadträtinnen und Stadträten, die dem Ausschuss nicht angehören, die Möglichkeit zu votieren nicht gegeben wurde, sei die Vorauswahl anzuzweifeln, hieß es. Deshalb wurde Oberbürgermeister Olaf Raschke per Antrag nahegelegt, die Kandidatur eines dritten Kandidaten – Jörg Bringewald – vor der Sitzung abstimmen zu lassen.

Der 50-jährige Meißner und Diplom-Fachwirt arbeitet bereits seit 2003 als Kämmerer der Stadt Oschatz. Auch er war am Mittwochabend anwesend, kam aber nicht dazu an der Wahl teilzunehmen. Denn mit 16 Nein- und elf Ja-Stimmen wurde der Antrag der ULM/FDP von den Stadträten abgelehnt. Somit hatten die Räte nur noch die Wahl zwischen Sari und Renner. Bei zwei ungültigen Stimmen konnte der Coswiger Familienamtsleiter nur sieben Stimmen sammeln – somit fiel die Wahl eindeutig auf den Meißner Ordnungsamtschef. Mit Renner, der die Abläufe innerhalb der Meißner Verwaltung kennt, wählten die Stadträte eine Person, die Kontinuität verspricht – im Sinne einer ähnlichen Amtsführung wie sein Vorgänger Gruner. Sozialer Friede in der Stadt, ein Fortsetzen des Schuldenabbaus und mehr Transparenz nach außen und innen nannte Renner als wichtige Ziele. „Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass Meißen eine handlungsfähige Stadt im Bezug auf Finanzen und das sich verändernde Personal innerhalb der Verwaltung bleibt“, sagte Renner vor der Stadtverordnetenversammlung.

Jüngeres Publikum ansprechen

Auch die Personalie der neuen Geschäftsführerin für das Theaters Meißen ab dem 1. Februar 2017 wurde in der Stadtratssitzung geklärt. Nach erfolgter, einstimmiger Vorauswahl durch die Gesellschafterversammlung des Theaters, stimmte auch der Meißner Stadtrat dem Vorschlag zu. Demnach wird die 47-jährige Ann-Kristin Böhme neue Geschäftsführerin. Die in Scharfenberg lebende Mutter von drei Söhnen, zuletzt in der Dresdner Philharmonie tätig, übernimmt die Nachfolge der langjährigen Theaterchefin Renate Fiedler. Ihre Aufgabe wird es nun sein, die Planung der Spielzeit 2017/18 anzugehen und vor allem wieder ein jüngeres Publikum mit dem Programm des Hauses anzusprechen.

Zuletzt kam hier trotz hoher Zuschüsse durch den Kulturraum Meißen-Sächsische Schweiz/Osterzgebirge in Höhe von 315 000 Euro immer weniger nach, ähnlich wie beim sogenannten Anrechtspublikum. Auf der anderen Seite findet Böhme ein Haus vor, das unter Fiedler ordentlich wirtschaftet, die Hälfte seiner Ausgaben von etwa einer Million Euro selbst aufbringt. Hinsichtlich der Strahlkraft und Originalität des Programms hatte es aber immer wieder auch kritische Stimmen gegeben.

Böhme, die Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte an der Freien Universität in Berlin studiert hat und 15 Jahre im Marketing-Bereich des Theaters Junge Generation in Dresden gearbeitet hatte, sagte: „Es ist für mich eine Herzensangelegenheit mit der Arbeit im Theater das kulturelle Leben in der Stadt Meißen mitzubestimmen und weiterzuentwickeln.“