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Rekordversuch mit Bernhardinern

Fast 800 Hunde wollte Uwe Tröschel vor der Dresdner Frauenkirche versammeln. Jetzt hat er einen anderen Plan.

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© privat

Von Nancy Riegel

Man kennt sie als die großen, sabbernden Hunde mit dem Schnapsfass: Bernhardiner. Und sie sind Uwe Tröschels absolute Lieblingsrasse. Deshalb wollte der Hundefreund aus Neustadt in Sachsen 790 reinrassige Hunde versammeln. Ein neuer Weltrekord wäre es gewesen, den er vor der Dresdner Frauenkirche aufgestellt hätte. Der alte Rekord lag im vergangenen Jahr in Mexiko bei 784 Terriern an einem Fleck. Geplant war die Aktion für diesen Sonnabend. Nun wird aus dem Rekordversuch nichts – jedenfalls nicht in dieser Form.

Fragt man Uwe Tröschel nach dem Grund für das Scheitern, nennt er fehlende Zuchtrichter. „Diese hätten an dem Tag, oder besser schon vorher, die Reinrassigkeit und den Impfstatus aller 790 Bernhardiner bescheinigen müssen“, erklärt er. Zwar wäre am Sonnabend ein Richter vom sogenannten Rekord-Institut für Deutschland vor Ort gewesen. Die Prüfung der Hunde hätte er aber nicht übernehmen können. Dafür benötigt es Tierärzte oder ausgebildete Zuchtrichter. Uwe Tröschel hoffte deshalb auf die Unterstützung des Verbands für das Deutsche Hundewesen. „Der Verband wollte mir aber keine Richter zur Verfügung stellen. Letztlich ist es daran gescheitert.“

Dem widerspricht Udo Kopernik vehement. Er ist Sprecher des Hundeverbands mit Sitz in Nordrhein-Westfalen und erklärt, dass der Verband gar keine Zuchtrichter berufen kann. „Diese arbeiten selbstständig. Herr Tröschel hätte sie also eigens engagieren müssen.“ Er schätzt, dass es für eine Veranstaltung in dieser Größenordnung sieben bis zehn Richter gebraucht hätte. Und die müssten schon Monate vorher gebucht werden. Zudem hätten die Hundebesitzer Ahnenbücher vorlegen müssen. Ist keines vorhanden, ist der Nachweis für die Reinrassigkeit ein aufwendiger Untersuchungsprozess.

Für Udo Kopernik liegt der Grund für den gescheiterten Weltrekord woanders: Es gibt schlicht und einfach nicht so viele Bernhardiner in Deutschland, dass man ohne Weiteres 790 von ihnen in Dresden versammeln könnte. Er rechnet vor, dass rund 300 Tiere im Jahr durch Zucht geboren werden. Geht man von einer Lebensspanne von maximal zehn Jahren aus, leben höchstens 3 000 reinrassige, angemeldete Bernhardiner in Deutschland. „Von denen hätte jeder vierte nach Dresden kommen müssen. Das ist doch utopisch!“ Marianne Ruß vom Bernhardiner-Club Deutschland bestärkt diese Einschätzung. „Bei internationalen Bernhardiner-Treffen haben wir nie mehr als 300 Tiere zusammenbekommen“, sagt die Vorstandsvorsitzende.

„Es ist ärgerlich“, resümiert Tröschel. Alles war bestens vorbereitet. Den Eintrag ins Guinessbuch will er sich trotzdem holen. „Wenn nicht mit lebendigen Tieren, dann eben mit Kostümen“, sagt er. 250 Mitstreiter sollen sich finden, die sich ein Bernhardiner-Kostüm überstreifen. Treffpunkt soll wieder der Dresdner Neumarkt sein. Diesen Versuch will er nächstes Jahr starten. Dafür ist er auf der Suche nach Sponsoren, denn die Kostüme will er selbst zur Verfügung stellen.