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Rekordjahr für Görlitz-Tourismus

Die Zahl der Übernachtungen stieg 2016 gegenüber 2015 um neun Prozent. Jetzt fehlt schon Nachwuchs bei Stadtführern.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Matthias Klaus

Görlitz zieht: Während sich die Touristenzahlen sachsenweit eher auf gleichbleibendem Niveau halten, kann die Neißestadt 2016 auf ein sattes Plus verweisen. Neun Prozent Anstieg bei den Übernachtungen gegenüber 2015 – und das „nur“ bei den größeren Beherbergungsbetrieben ab zehn Betten, zudem zehn Prozent Zuwachs bei den Ankünften. Görlitz-Touristen bleiben im Schnitt 2,2 Tage in der Stadt. Ein Wert, der über die vergangenen Jahre stabil blieb. „Görlitz hat damit sein erfolgreichstes Tourismusjahr abgeschlossen“, freut sich Eva Wittig, Marketingleiterin bei der Europastadt Görlitz-Zgorzelec (EGZ).

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen © SZ-Grafik

„Görlitz hat einfach ein gutes Image“, sagt Andrea Behr. Sie ist die neue Geschäftsführerin der EGZ. Ihr Ziel sei es, das hohe Niveau zu halten und auszubauen. Der Erfolg hat dabei viele Väter. Die Messen, die jährlich anstehen, sind einer davon, 16 allein in diesem Jahr mit über 50 Messetagen, unter anderem in Prag, Zürich, Wien, Utrecht. Ab Morgen präsentiert sich Görlitz zudem in Breslau. „Wir haben von der Kulturhauptstadt 2016 profitiert“, sagt Eva Wittig. Wichtig sei dabei die Zugverbindung. Auf dem Weg gen Osten steigen Besucher auch mal in Görlitz aus. Überhaupt das Ausland: Gäste aus den Nachbarländern sollen verstärkt in Deutschlands östlichste Stadt gelockt werden – nicht nur aus Österreich, Polen, der Schweiz und Holland, sondern auch aus Tschechien. „Tschechen als Görlitz-Besucher sind noch unterrepräsentiert“, sagt Andrea Behr. Die Gäste aus dem Süden kommen demnach eher als Tagestouristen in Gruppen, übernachten nicht. Deshalb will sich die EGZ mit Tourismusexperten aus Reichenberg (Liberec) und Aussig (Usti nad Labem) zusammensetzen.

Der Tourismus hat sich zu einem wichtigen wirtschaftlichen Faktor in der Stadt entwickelt, so Marketingexpertin Eva Wittig. Die EGZ möchte dies noch stärken und denkt über „neue touristische Reiseanlässe“ nach. Einer davon: der Berzdorfer See. „Vieles ist dort ja noch im Entstehen. Aber wir möchten schon jetzt Familien darauf aufmerksam machen, sie für den Urlaub am See begeistern“, sagt Eva Wittig. An entsprechenden Plänen werde gearbeitet – wie auch an Konzepten, um Görlitz als Filmstadt weiter ins Gespräch zu bringen. „Filmfreunde möchten Drehorte sehen, sie selbst entdecken“, sagt EGZ-Chefin Andrea Behr. Wichtig ist ihr zudem die Zusammenarbeit mit dem Umland, vom Zittauer Gebirge bis nach Bad Muskau und Breslau. „Görlitz könnte dabei Ausgangspunkt für Tagesausflüge sein, die Touristen in der Stadt übernachten“, sagt Andrea Behr. Die EGZ hat außerdem neue Themen auf dem Plan, mit denen sie Gäste locken möchte: Jakob Böhme gehört dazu, aber auch die Synagoge. Ab April startet zudem eine neue Führung durch die Stadt. Ihr Titel: „Görlitzer Kriminalfälle“.

Apropos Führung: Die EGZ ist auf der Suche nach Gästeführer-Nachwuchs, auch angesichts der steigenden Besucherzahlen. „Es ist sehr schwer, geeignete Leute zu finden. Das ist tatsächlich ein Problem “, sagt Eva Wittig. Zwar bietet die EGZ über die Volkshochschule schon entsprechende Kurse an. Aber die reichen nicht aus. „Ähnlich sieht es bei Reiseleitern aus“, sagt die EGZ-Marketingfrau. Wenn Veranstalter eigene Reiseleiter mitbringen, habe die Görlitzer Gesellschaft keinen Einfluss darauf, was den Besuchern über die Stadt erzählt wird.