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Rekordjahr für die Walze

Die Walzengießerei wird bis Ende des Jahres einen Spitzenumsatz machen. Das ist in der Branche nicht üblich.

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© Norbert Millauer

Von Peggy Zill

Coswig. Das Jahr 2016 wird als das erfolgreichste seit der Wende in die Geschichte der Walzengießerei eingehen. „Wir erwarten mehr als 50 Millionen Euro Umsatz. Das ist eine Steigerung von über 30 Prozent im Vergleich zu 2015“, erklärt Geschäftsführer Wilfried Pfaffe. Solche Zahlen seien in der Branche im Moment nicht üblich.

Zu verdanken sind sie vor allem dem Windenergieanlagenbau, aber auch dem Druckmaschinenbau. Den großen Kunden aus der Region geht es gut und diese positive Entwicklung macht sich auch bei der Walze bemerkbar. Und auch das Geschäft mit dem Walzenguss ist laut Pfaffe stabil verlaufen. Die Coswiger exportieren ihre Produkte in über 20 Länder. Außerdem beliefert das Unternehmen den kompletten Off-Shore-Windpark Nordsee One mit Komponenten für 54 Anlagen.

Die Windenergie hat sich zum wichtigen Geschäftsfeld für die Walzengießerei entwickelt. Dabei beschränkt sich das Unternehmen nicht einfach nur auf das Gießen der sogenannten Rotorhohlwellen. Die bis zu 50 Tonnen schweren Teile bilden das Herzstück für den Antrieb einer Windkraftanlage. Die Wellen sind eine Spezialität der Coswiger. Seit 2003 hat sich die Walze auf die Produktion von Rotorhohlwellen spezialisiert und sich damit auf dem Weltmarkt einen Namen gemacht. Allein dieses Jahr werden über 500 Stück verkauft.

Die Walzengießerei hat vor zwei Jahren eine ingenieurtechnische Offensive gestartet. Sieben Ingenieure wurden eingestellt, die auf dem Gebiet der Gießerei-, Werkstoff- und Konstruktionstechnik an Neuentwicklungen in allen Geschäftsfeldern arbeiten. „Wir sehen in der reinen Kunden-Lieferanten-Beziehung nicht die Zukunft, sondern in gemeinsamen Entwicklungen“, erklärt Wilfried Pfaffe. Die Zusammenarbeit läuft in etwa so: Der Konstrukteur der Windanlagenbauer kommt mit seinem ersten Entwurf in die Walzengießerei, dort wird es gießtechnisch geprüft und gemeinsam entwickelt man das Optimum. Am Ende sollen beide Seiten zufriedener sein. „Wir können es leichter und ordentlich gießen und die Anforderungen des Kunden werden trotzdem erfüllt, im besten Fall zu besseren Bedingungen.“

Auf der WindEnergy Hamburg, einer internationalen Leitmesse für die Windenergieindustrie, war die Walzengießerei zum zweiten Mal mit einem Stand vertreten. Ziel war es vor allem, die Neuentwicklungen der Rotorhohlwellen mit potenziellen Kunden zu diskutieren. Denn die Windräder der Zukunft sollen nicht noch größer und schwerer werden, aber noch leistungsfähiger. Die Messe sei ein wichtiger Schritt gewesen. Viele potenzielle Kunden hätten großes Interesse gezeigt. „Von der ersten Idee bis zum Prototypen ist es ein langwieriger Prozess“, so Pfaffe. Da vergehen schnell zwei Jahre. Die Gespräche jetzt könnten aber den Grundstein für die Produktionsauslastung ab 2019 sein.

Aktuell beschäftigt die Walzengießerei 285 Mitarbeiter, darunter 25 Azubis. Das Durchschnittsalter der Beschäftigten liegt bei knapp unter 40 Jahren. Die Zahl der Mitarbeiter wird sich trotz guter Auftragslage nicht verändern, so der Geschäftsführer. Der Sprung von 245 auf 285 Beschäftigte erfolgte erst seit 2010, nachdem die neue Gießerei fertiggestellt war. „Die Halle ist jetzt in guter Auslastung“, so Pfaffe.

Die neue Handformgießerei ist die bislang größte Investition in der Geschichte des Unternehmens gewesen. In den kompletten Neubau neben der bereits bestehenden Produktionshalle sowie in Logistik und Technik wurden insgesamt 35 Millionen Euro investiert.

Im Juni 2017 feiert die Walzengießerei ihr 125. Jubiläum und öffnet dabei ihre Türen für alle Neugierigen. 1892 gründete Eduard Schürmann das Eisenwerk Coswig. Seit 1996 gehört das Unternehmen zur DIHAG Deutsche Gießerei- und Industrie-Holding AG.