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Reiterinnen fühlen sich am falschen Platz

Auf den Wegen der Gemeinde sollen oft Pferdeäpfel liegen. Nun gibt es Schuldzuweisungen. Die weisen die Hobbyreiter von sich.

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© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Zschaitz. Die privaten Pferdehalter wollen eine Lösung. Zurzeit gibt es in Zschaitz viele Diskussionen um Pferdeäpfel auf Wegen und die Nutzung von Rad- und Wanderwegen durch die Reiter (DA berichtete). Dabei wollen die Betreiber von Pferdehöfen und die Hobbyreiter nur eines: sich mit ihren Tieren in der Natur bewegen. Was sie nicht wollen, ist Ärger. Zurzeit fühlen sie sich überall unwillkommen. Ausgewiesene Reitwege gibt es kaum und wenn, sind sie nicht direkt von Zschaitz aus zu erreichen. Die Rad- und Wanderwege sollen sie nicht nutzen. Und nun die Diskussion um die Pferdeäpfel.

„Es klingt fast so, als würden sie überall auf den Rad- und Wanderwegen rund um Zschaitz liegen. Das ist nicht so“, sagen Annett Wilsdorf und Patricia Tatzelt. Sie gehören zu den fünf privaten Pferdehaltern, die insgesamt zwölf Pferde in und um Zschaitz halten. „Wir achten beim Ausritt darauf, dass unsere Tiere keine Pferdeäpfel hinterlassen. Passiert es trotzdem, steigen wir vom Pferd und räumen die Hinterlassenschaft zur Seite“, so Annett Wilsdorf. Sie habe das auch schon für andere Pferdehalter getan, die nicht so achtsam waren. „Wir wissen, dass das nicht alle so handhaben. Die wir kennen, wurden von uns angesprochen. Das Problem wurde geklärt“, sagte Patricia Tatzelt. Schon wenn man ein Pferd besitze, werde man zum Tatverdächtigen.

Reiter nehmen Rücksicht

Auch sonst würden die Hobbyreiter viel Rücksicht nehmen. „Die Wege begehen wir nur im Schritt. Denn es ist gut möglich, dass ein Radfahrer, ein Fußgänger oder jemand mit Kinderwagen um die nächste Biegung kommt. Wir reiten verantwortlich, vorausschauend und rücksichtvoll, um niemanden zu gefährden“, so Annett Wilsdorf. Sie hat seit ihrer Kindheit Umgang mit Pferden. „Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, seit ich meine eigenen Pferde halten kann. Sie sind für mich ein Ausgleich zur Arbeit“, so die Zschaitzerin. Auch für Patricia Tatzelt ist der Umgang mit ihren Pferden Erholung pur. Die Ponys sind schon etwas älter und fühlen sich auf der Koppel wohl.

Pferde müssen bewegt werden

Manchmal führt sie diese spazieren, weil sie bewegt werden müssen. Ausreiten ist nicht mehr möglich. Einen Ausritt plant sie irgendwann, wenn ihr Jungpferd so weit ist. Bis dahin, und so handhabt es auch Annett Wilsdorf, werden die jungen Pferde nur geführt. „Das ist wichtig, weil sie das Gelände kennenlernen müssen. Sie sollen auch nicht erschrecken, wenn ihnen jemand entgegenkommt“, sagte Patricia Patzelt. Wenn Kinder auf den Pferden sitzen, werden die Tiere ebenfalls geführt. „Wir laufen mit unseren Tieren, weil es notwendig, und nicht weil es modern ist“, so die zwei Reiterinnen. Patricia Tatzelt sei von Bürgermeister Immo Barkawitz (parteilos) vor längerer Zeit auf das Problem der Pferdeäpfel angesprochen worden. „Ich habe mir Gedanken gemacht, wie das Problem aus der Welt geschafft werden könnte“, so die Zschaitzerin.

Sie schlug vor, dass die Gemeinde den Reitern eine Wiesen- oder noch besser Sandfläche zur Nutzung zur Verfügung stellen könnte. „Wir würden den Platz auch selbst in einen ordentlichen Zustand bringen, ihn einzäunen und pflegen“, so die Reiterinnen. Sie könnten sich vorstellen, Mitglied im Sportverein zu werden. „Ein Reitplatz würde der ländlichen Gemeinde gut zu Gesicht stehen, zumal ja schon festgestellt worden ist, dass der Reitsport und Pferde eine immer größere Bedeutung bekommen“, so Patricia Tatzelt. Die Reiterinnen würden sich gern ins Vereinsleben der Gemeinde einbringen und zum Beispiel Ponyreiten zu bestimmten Festen anbieten. „Wir können uns vorstellen, dass das ankommt. Denn jeder weiß, Kinder sind von Pferden begeistert“, sagte Patricia Tatzelt. Oft würden sie angesprochen, ob Kinder auf den Ponys reiten dürften. „Es ist wichtig, dass Kinder den Umgang mit Tieren lernen“, so die Zschaitzerin. Die Hobbyreiter können auch nicht, so wie von den Gemeinderäten vorgeschlagen, andere Reitplätze nutzen. „Die sind entweder privat oder gehören einem Verein“, sagte Annett Wilsdorf.

Die Reiterinnen wünschen sich, dass sich alle Verantwortlichen und Betroffenen an einen Tisch setzen und nach einer Lösung suchen, damit das Landleben auf dem Land möglich ist und Spaß macht.

Das Gespräch suchen

Susann Krönert ist Geschäftsführerin des Landesverband Pferdesport Sachsen. Sie empfiehlt, das Gespräch miteinander zu suchen. „Das Pferd ist ein Kulturgut, das schon jeher zum Menschen gehört und welches es zu schützen gilt“, so Susann Krönert.

Egal ob geritten oder gefahren würden die Tiere nicht nur ihre Besitzer oder Reiter, sondern auch Liebhaber und Außenstehende faszinieren. Bereits mehrfach sei in Studien nachgewiesen worden, dass Pferde die Menschen mehr als nur Sozialkompetenzen wie Zuverlässigkeit, Belastbarkeit, Geselligkeit, Begeisterungsfähigkeit und Naturverbundenheit lehren.

„Reiten ist eine Natursportart. Dazu gehört auch die Nutzung im öffentlichen Raum. Wenn das Reitwegenetz unzureichend oder schlecht ausgebaut beziehungsweise zugänglich ist, müssen Reiter ihrer Vierbeiner unter anderem auch auf Straßen bewegen“, so die Fachfrau. Sie kann sich vorstellen, dass ein gemeinsamer Blick von Reitern und der Gemeinde auf die Karte und die Überlegung, welche konkreten Alternativen die Situation entspannen können. „Es wäre schade, wenn die Streitigkeiten auf dem Rücken der Pferde ausgetragen werden“, so Krönert.