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Reiter verkünden frohe Botschaft

Auch in Nebelschütz wird die Tradition des Osterreitens gepflegt.

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© Matthias Schumann

Von Birgit Engel

Wieder gab es Ostersonntag Ausnahmezustand in der West- und Oberlausitz. Traditionell zogen fast 1 100 Reiter im schwarzen Gehrock, weißen Handschuhen und mit Zylinder singend über die Flur: Halleluja, halleluja! Sie verkündeten die frohe Osterbotschaft. Etwa 25 000 waren an den Straßenrändern dabei und erlebten ein Brauchtum, dass sich über Jahrhunderte erhalten hat.

Bilder vom Osterreiten

Insgesamt waren ca. 25 000 Menschen auf den Beinen um sich in diesem Jahr in und um Bautzen die 1079 Oster- und Kreuzreiter anzuschauen.
Insgesamt waren ca. 25 000 Menschen auf den Beinen um sich in diesem Jahr in und um Bautzen die 1079 Oster- und Kreuzreiter anzuschauen.

Zum Beispiel in Nebelschütz, der westlichsten Gemeinde im Serbski Kraj, im Sorbenland, wie das Gebiet um das Klosterwasser auch genannt wird. Vor allem viele Kamenzer kommen in die Gemeinde vor den Toren der Stadt, um sich das Ereignis anzuschauen. Wie Familie Delitzscher: „Wir sind fast jedes Jahr hier. Wir verbinden das meist mit einer Osterwanderung.“ Diesmal sollte es über Thonberg zurückgehen. Der Ausritt der 120 Nebelschützer Männer nach Ostro war der Mittelpunkt des Ausflugs. Zum Sammeln zogen die Reiterpaare zunächst über den kleinen Friedhof mit den weißen Kreuzen, danach wurde auch diesmal dreimal die Kirche umrundet, ehe es in Richtung Wendischbaselitz aus dem Dorf heraus ging. Stets eskortiert von der Polizei, die den Zug auch sicher über die Staatsstraße 100 leitete. Zum 27. Mal ritt auch Bürgermeister Thomas Zschornak mit. „Ich habe erst spät angefangen, wollte eigentlich nicht auf`s Pferd.“ Mittlerweile ist das ein Ritual, dem sich niemand in der Familie entziehen kann. Auch der Sohn ist längst mit von der Partie. In anderen Familien zwischen Bautzen und Wittichenau reiten manche schon das 60. Mal die Prozession der Oster-, Kreuz- oder Saatreiter mit. Dann sind zumeist drei Generationen im Zug.

Das Osterreiten bezieht die ganze Region mit ein. Im St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau waren mehr als 2 000 Zaungäste auf dem Klosterhof. Während der Prozessionen machen die Reiter in den Dörfern Halt, um sich zu stärken. Zwischen Crostwitz und Panschwitz-Kuckau mit Rast in Schweinerden nahmen 270 Reiter mit ihren Pferden teil. Für sie alle spielte auch das Wetter mit, nur ab und zu kamen ein paar Schneeflocken herunter. Strahlende Gesichter bei den Kindern, die auch in den Rast-Pausen die Pferde streicheln konnten. Natürlich nur unter Aufsicht.

Dass das Osterreiten keine ganz ungefährliche Angelegenheit ist, bestätigt auch der Polizeibericht. In Wittichenau zog sich ein Reiter eine schwere Beinverletzung zu, als das Pferd eines anderen plötzlich ausschlug. Er stürzte und musste im Krankenhaus behandelt werden. In Bautzen wurde ein Reiter leicht verletzt, als er vom Pferd fiel. Das Tier hatte gescheut.