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Reiselustige Rentner

Die Teilnehmer an Busreisen quer durch Europa werden immer älter. Darauf stellen sich Reiseunternehmer ein.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Wer rastet, der rostet – lautet eine Volksweisheit. „Je oller, je doller“ eine andere. Und irgendwie passen diese beiden Sprüche recht gut zusammen. Denn Rentner sind ein reiselustiges Völkchen. Erika Werner ist 77 Jahre alt. An diesem Morgen sitzt sie im Regiobus Reiseservice am Busbahnhof in Döbeln und plant den nächsten Urlaub. Bald geht’s mit dem Reisegenuss-Bus ab nach Österreich.

Erika Werner ist so etwas wie ein Paradebeispiel für den Döbelner Durchschnitts-Senior. Denn die SZ-Generationen-Umfrage hat gezeigt, dass sich die Bewohner der Region in den nächsten zehn Jahren vor allem auf zwei Dinge freuen: Reisen und Zeit für Hobbys und Interessen. – Darauf haben sich die Reiseanbieter eingestellt. „Das Durchschnittsalter unserer Kunden schätzen wir auf Anfang 70“, erzählt Anja Aurich. Die Mitarbeiterin der Regiobus Mittelsachsen GmbH ist für die Erstellung der Reisegenuss-Kataloge verantwortlich. In diesen finden sich Tagesfahrten sowie Urlaubsreisen mit Bus und Schiff. „An den Musicalreisen nehmen auch mal jüngere Gäste mit Kindern teil, an den normalen Busreisen aber überwiegend Senioren“, erzählt Anja Aurich.

Darunter seien zahlreiche Stammkunden, „die schon seit 20 Jahren mitfahren“, ergänzt sie. Erika Werner ist so eine Stammkundin. Sie nutze das Angebot seit zehn, 15 Jahren. „Warum soll ich wechseln, wenn ich zufrieden bin?“, meint die Rentnerin. Ihr Reiseverhalten habe sich in dieser Zeit allerdings kaum verändert. Für Badeurlaub ist sie nicht so zu haben. „Wald, Wiese und historische Städte bereise ich gern“, sagt die 77-Jährige. Sie sei schon viel rumgekommen, darunter nach Italien und Österreich. Die Klassiker unter den Reisezielen der rüstigen Rentner seien Österreich, die Schweiz und Deutschland, sagt Regiobus-Geschäftsführer Michael Tanne. Wenn die Reisen mit weiten Fahrten verbunden sind, werde in der Regel ein Zwischenstopp mit Übernachtung eingelegt. „Damit die Menschen nicht acht oder zehn Stunden am Stück im Bus sitzen müssen“, erklärt Tanne. Das ist etwas, das auch Erika Werner sehr schätzt.

Es nehme zu, dass spezielle Programme für Gäste mit einer „Teilbehinderung im
Sinne von Geh- und Steigschwierigkeiten“ entwickelt werden, so Michael Tanne. Das heißt, vor Ort gebe es dann Rundfahrten anstelle von Rundgängen. „Bei Objekten versuchen wir solche rauszusuchen, die einen Fahrstuhl haben“, ergänzt der Geschäftsführer. Die Reisebusse an sich seien nicht barrierefrei. „Das geschulte und leistungsorientierte Personal ist das A und O. Die Mitarbeiter helfen den Fahrgästen. Die Rollstuhlmitnahme ist auf Anfrage möglich“, so Tanne. Für Elektrorollstühle sei allerdings kein Platz, schränkt er ein.

Erika Werner ist mit dem Angebot zufrieden. Solange sie sich noch gut und fit genug fühlt, will sie verreisen. „Bisher habe ich jedes Jahr eine große Fahrt mitgemacht“, erzählt sie. Noch reiselustiger als die Döbelner sind übrigens die Harthaer und die Waldheimer. Sieben von zehn Befragten freuen sich schon aufs Kofferpacken und darauf, neue Welten zu erkunden. Im Gegensatz dazu sind die Roßweiner beziehungsweise Striegistaler „reisefaul“. Nur jeder zweite Befragte freut sich in den kommenden zehn Jahren auf das Reisen. Den Einwohnern des Altkreises ist eins gemein: Aufs Nichtstun freut sich im Vergleich dazu kaum einer.