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Reinschnuppern in die Arbeitswelt

Nach der Schule stehen jungen Menschen viele Wege offen. Doch welcher ist der richtige?

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© E. Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Ein schwerer, goldener Metalldeckel liegt vor Michael Falk. Der Geschäftsführer der Firma Knorr Präzisionsteile aus Reinholdshain erklärt: „Das ist richtig vergoldet.“ Aber eigentlich ist er auf etwas ganz anderes stolz: auf die elegant abgerundeten Formen. „Das ist mit das Schwierigste, was Sie mit der Frästechnik herstellen können“, sagt er.

Er hat am Dienstag gemeinsam mit dem Interessenverband Metall- und Präzisionstechnik Osterzgebirge (Impro) sowie der Firma Telegärtner aus Höckendorf einen Stand bei der Berufsmesse der Oberschule Dippoldiswalde betreut. Hier geht es für ihn um Kontakte zu jungen Menschen, die sich für eine Ausbildung interessieren. Franz Richter und Tim Gerold gehören zu ihnen. Die beiden kommen aus Paulsdorf und besuchen die achte Klasse an der Oberschule. Bei Michael Falk informieren sie sich über den Betrieb und die Ausbildungsmöglichkeiten. Ihr nächster Weg führt sie ins Nachbarzimmer zum Stand des Autohauses Hüttel. „Ich will etwas Handwerkliches machen, eher nicht ins Büro gehen“, sagt Franz Richter. Danach sucht er sich auch aus, wen er auf der Berufsmesse anspricht. Bisher haben die beiden noch keine Erfahrungen in Betrieben gesammelt. „Ich will jetzt einmal reinschnuppern und sehen, wo ich vielleicht ein Praktikum machen oder in den Ferien arbeiten kann“, sagt Tim Gerold.

Hier kann ihm Peter Feine weiterhelfen. Er ist beim Impro-Verband für die Gewinnung von Fachkräften verantwortlich. Für die Jugendlichen, die sich erst einmal orientieren wollen, hat er eine Liste mitgebracht, auf der ein Dutzend Mitgliedsbetriebe des Verbands aufgelistet sind mit allen Möglichkeiten, die sie für Berufseinsteiger bieten. Das reicht vom Schülerpraktikum bis zur regelrechten dualen Ausbildung mit einem Lehrvertrag im Unternehmen. Damit hat Martin Mucha gute Erfahrungen gemacht. Er arbeitet heute als Prozessingenieur für Telegärtner Gerätebau in Höckendorf. An seine Lehre hat er anschließend ein Studium draufgesattelt. „Ich würde es nie anders machen wollen. Erst die praktische Ausbildung, dann die Theorie dazu. Da weiß man sofort als Student, wovon die Rede ist.“ So hat ihn sein Unternehmen auch in die Oberschule geschickt, um Ausschau nach Nachwuchskräften zu halten. „Das ist für uns eine gute Gelegenheit, uns zu präsentieren“, sagt Mucha.

Viele der Schüler kommen aus Höckendorf und seinen Nachbarorten. Das ist das Einzugsgebiet, wo die meisten Telegärtner-Mitarbeiter herkommen. „Gerade in der Lehre, wenn man noch kein Auto hat, ist ein kurzer Arbeitsweg ein Vorteil“, sagt er. Das Interesse von Jugendlichen und ihren Eltern an der Messe war groß. Sie konnten sich auch an Ständen der Bavaria-Klinik, der Bundeswehr oder von verschiedenen Bildungsanbietern über die Möglichkeiten und Wege informieren, die sie nach dem Schulabschluss gehen können. Vertiefende Informationen gab es in Fachvorträgen von den einzelnen Ausstellern.

Die Oberschule veranstaltet alle zwei Jahre eine solche Messe zur Berufsinformation. Beratungslehrerin Anett Schadel ist dafür verantwortlich. Sie zeigte sich zufrieden mit dem Angebot an Ausstellern und der Bandbreite der Berufe. Es war für alle etwas dabei, auch für junge Leute, die anders als Franz und Tim gerne ins Büro wollen oder eine Ausbildung im Gesundheitsbereich oder der Gastronomie anstreben.