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Reinheitsgebot im alten Gemäuer

Freitag öffnet die neue Sommer-Ausstellung im Schloss Klippenstein in Radeberg. Eine ganz besonders bierige!

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© Thorsten Eckert

Jens Fritzsche

Radeberg. Den Spinnweben-Spray aus dem Radeberger Biertheater musste sich Ludger Hiller diesmal nicht ausborgen. Denn nachdem er für die neue industriegeschichtliche Dauerausstellung auf Schloss Klippenstein einen Bierkeller der Radeberger Exportbierbrauerei eingerichtet hatte – und dazu gehört natürlich auch der eine oder andere historische Kasten samt dazugehörigen Spinnweben –, war Ludger Hiller als DER Fachmann für die Geschichte der Radeberger Brauerei in den vergangenen Tagen dabei, die neue große Sommer-Ausstellung im Schloss vorzubereiten. Ab Freitag ist die Schau für die Öffentlichkeit bereit – und befasst sich mit dem 500. Jubiläum des Reinheitsgebots und vor allem mit der Frage, warum die Radeberger Brauerei seit 1906 ausschließlich Pilsner braute.

Das sind nur einige der Exponate der neuen Ausstellung.
Das sind nur einige der Exponate der neuen Ausstellung. © Thorsten Eckert

Seit etlichen Jahren kümmert sich Ludger Hiller um die Sammlung historischer Stücke zur Brauereigeschichte. Eigentlich ist er ja Verkaufsleiter bei Radeberger – aber kümmert sich sozusagen im „Nebenjob“ um die Geschichte der Exportbierbrauerei. Und das mit porentiefer Liebe, das spürt jeder, der mit ihm über die Historie des Bierbrauens und ganz besonders der Radeberger Exportbierbrauerei ins Gespräch kommt. Und natürlich ist Ludger Hiller begeistert, wenn er Teile aus dem Fundus der Brauerei quasi mal ans Licht lassen kann; so wie jetzt bei der neuen Sommer-Ausstellung im Obergeschoss des Radeberger Schlosses.

Allerlei Kräuter und Inhaltsstoffe

Und so hat er zum einen fürs Thema Reinheitsgebot große Bildertafeln mit allerlei Kräutern und Inhaltsstoffen ausgedruckt, die hier und da im Bier zu finden waren – und dort aber seit jenem Reinheitsgebot nun nicht mehr hineingehören. Interessant, was da so alles zum Bierbrauen genutzt wurde – und in anderen Ländern auch noch wird. Zum anderen können die Besucher auf einem hochmodernen Multimedia-Bildschirm sozusagen Inhaltsstoffe „einscannen“ und erfahren, welche Wirkungen die jeweiligen Kräuter haben.

„Aber richtig spannend werden natürlich vor allem die historischen Akten, Gläser und Trinkpokale für die Besucher sein, die wir präsentieren“, beschreibt Ludger Hiller begeistert, während er die historischen Stücke behutsam aus Pappkartons holt, das Packpapier abwickelt und die Ausstellungsstücke dann noch einmal fast schon liebevoll „poliert“. Auf einen sogenannten Zunftkrug aus dem Jahr 1796 ist er dabei besonders stolz; „weil es ja immer auch ein kleiner Wettlauf um begehrte Stücke unter den Sammlern ist.“

Interssanter Ausflug in die Geschichte

Ein kompletter Raum verrät dann, warum sich die Radeberger Brauer seit 1906 dann ausschließlich darauf konzentrieren konnten, Bier nach Pilsner Brauart in den Gärbottichen an der Dresdener Straße anzusetzen. „Die Brauerei hatte sich ein enges Netz von Partner-Brauereien gestrickt und auch etliche Brauereien gekauft, die dann Betriebsteile der Radeberger Exportbierbrauerei wurden“, beschreibt Ludger Hiller. Und so konnten die Radeberger dann also quasi andere Biersorten auswärts brauen lassen.

Zu etlichen dieser Brauereien hat er nun spannende Ausstellungsstücke aus dem Depot hinauf ins Obergeschoss von Schloss Klippenstein gebracht. Werbeschilder, Fotos mit Kutschen oder Lkw „und zu jeder dieser Brauereien eine Besonderheit“, verrät er. Und so wird ein Besuch dieser Schau auch gleich zu einem interessanten Ausflug auch in die Dresdner Brauerei-Historie. Denn hier werden zum Beispiel die Gambrinus-Brauerei und das Dresdner Hofbrauhaus wieder zum Leben erweckt.

Eine spannende Schau. Auch ohne den Spinnweben-Spray. Aber den gibt’s ja eine Etage tiefer im Bierkeller der Industrie-Ausstellung zu sehen.