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Reine Männer(spiel)sache

Mit dem Motorroller Scrooser will ein Dresdner Unternehmer den Markt aufmischen.

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© Sven Ellger

Von Bettina Klemm

Unternehmensberater Jens Thieme hatte einst wenig Lust, von seinem Büro in der Ostra-Allee aus zum Mittagessen ins Restaurant in der Innenstadt zu laufen. Aber für wenige Hundert Meter lohnte es sich auch nicht, das Auto zu nehmen. So kam dem Diplom-Ingenieur vor vier Jahren die Idee, ein Gefährt für die City zu entwickeln. „Es musste cool aussehen, man sollte sich damit wohlfühlen“, sagt er. Dabei dachte er in erster Linie an anspruchsvolle Geschäftsleute mit dem Hang zu etwas Besonderem, die auch ihren Porsche-Schlüssel und andere Statussymbole auf den Tisch legen.

Jens Thieme Scrooser-Erfinder und Co-Direktor
Jens Thieme Scrooser-Erfinder und Co-Direktor

Das neue Gefährt soll auffallen und die Männerwelt begeistern. Thieme träumt von sehnsuchtsvollen Blicken für seine Entwicklung, wie sie sonst nur schicke Frauen im Minirock und Highheels ernten. Er hatte ein genaues Bild für seinen Tretroller mit Elektromotor im Kopf. Gemeinsam mit einem Freund und Entwicklungsingenieur an der Technischen Universität Dresden entwickelte er seinen Elektroroller. Ein befreundeter Industriedesigner gab ihm den Feinschliff. „Aus den Worten Scooter und cruisen haben wir den Namen Scrooser für den Elektroroller gebildet“, sagt Thieme. Er ist davon überzeugt, dass der Elektroroller eine großartige Geschäftsidee ist. Die Funktionsweise des Antriebes ähnelt dem eines Pedelec, einer speziellen Ausführung eines Elektrofahrrads. Der Scrooser fällt durch puristisches Design und die besonders dicken Reifen auf. So kann er ohne Stützen allein stehen.

Der Motor im Roller unterstützt den Benutzer, sodass dieser bis zu 25 Kilometer pro Stunde unterwegs sein kann. Technisch wäre auch mehr möglich, dann aber dürfte der Scrooser nicht mehr ohne Helm und Nummernschild benutzen werden, erklärt Thieme. Der Lithium-Akku reicht für etwa 20 bis 30 Kilometer. In ein bis zweieinhalb Stunden ist er wieder vollständig aufgeladen. „Wir haben drei Versionen: für den Fußweg mit sechs km/h, für den Radweg mit bis zu 20 km/h und für die Straße mit 25 km/h“, sagt Thieme.

Er gründete ein Start-Up-Unternehmen, zuvor hat er viele Arbeitsstunden und auch hohe Geldsummen in sein Projekt investiert. Im Sommer 2012 stieg dann ein Gesellschafter ein und brachte 160 000 Euro Kapital mit. Mit diesem Geld war es möglich, Prototypen zu produzieren. 2013 warb Scrooser dann auf der US-amerikanischen Internetplattform Kickstarter zur Projektfinanzierung über Crowdfunding für den Roller. Am Ende haben 224 Unterstützer mit insgesamt 115 000 Euro einen wichtigen Schritt zur Verwirklichung des Projekts geleistet. 250 Roller wurden vorbestellt. Die Presse berichtete weltweit über das Dresdner Start-up-Unternehmen.

Ursprünglich wollte Thieme in dem gemieteten Laden in der Wilsdruffer Straße eine Manufaktur zur Produktion errichten. Doch das erwies sich als nicht günstig. Inzwischen hat er in München einen Investor für die Vorserie gefunden. Zudem hat er ebenfalls in München einen Dienstleister beauftragt, der den Roller montiert. Derzeit werden die Prototypen getestet. Unter anderem müssen sie sich einem Material- und Belastungstest beim Dresdner Institut IMA unterziehen. Im Herbst könnte die Serienproduktion beginnen.

In Deutschland soll der Scrooser in der einfachen Ausführung knapp 4 000 Euro kosten, in der edleren Version 4 500 Euro. Probefahren könne jederzeit im Laden in der Wilsdruffer Straße vereinbart werden. Ein allgemeiner Ausleihservice sei aber nicht geplant. Läuft das Spielzeug für den Mann gut, will Thieme auch eine Ausführung für Frauen auf den Markt bringen.