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Reicher Fang in Hermsdorf und Wachau

Das traditionelle Abfischen ist im Rödertal ein besonderer Höhepunkt. Neben den Einheimischen gehören auch viele Dresdner zu den Gästen.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Es gibt Leute, die Wandern gern bei Sonnenaufgang durch den Hermsdorfer Schlosspark. Sonnabend waren sie besonders zahlreich zu sehen. „Wenn die Wetterberichte Sonnenschein ansagen, fahren wir los“, erzählt Maik Große aus Dresden. Rund um den Schlossteich geht seine Wanderung. Auch der Ottendorfer Kalendermacher Ullrich Köhler ist schon früh auf den Beinen, um sich ein paar herbstliche Motive einzufangen. Hinzu kamen diesmal die Mitglieder des Anglervereines Rödertal. Sie trafen die letzten Vorbereitungen für das Abfischen. Die Räucheröfen wurden bestückt und von Günter App gezündet. Das benötigte Erlenholz ist schon Freitagnachmittag geliefert worden. Da wurden auch die Überdachungen aufgestellt und die Bottiche stehen auch bereit. Das Teichwasser wird systematisch reduziert. Kescher und Körbe stehen bereit. In der Feuerstelle brennen Holzscheite.

Gerald Schmuck aus Lomnitz hält ein Prachtstück in den Händen. Dieser Stör aus dem Wachauer Dorfteich misst etwa 80 Zentimeter. Im nächsten Jahr wird der Besatz an diesen Fischen erhöht, sagt Fischwirt Frank Herrich.
Gerald Schmuck aus Lomnitz hält ein Prachtstück in den Händen. Dieser Stör aus dem Wachauer Dorfteich misst etwa 80 Zentimeter. Im nächsten Jahr wird der Besatz an diesen Fischen erhöht, sagt Fischwirt Frank Herrich. © Bernd Goldammer

Die wichtigste Frage an diesem Morgen ist: Wie wird die diesjährige Karpfenernte ausfallen? Eigentlich stehen die Zeichen auf Erfolg. Die Fische sind das ganze Jahr über bestens versorgt worden und der letzte Winter war sehr mild. Doch die Angler haben Konkurrenz. Fischreiher machen vielen Teichwirten zu schaffen. Fischotter holen sich ihren Anteil und auch Waschbären schlagen gelegentlich zu. Doch die Spannung legt sich schnell. Volle Kescher, Transportkörbe und Bottiche sind zu sehen. Die natürliche Konkurrenz war bescheiden. Der Duft des Räucherofens liegt in der Luft. Die Besucher lassen nicht lange auf sich warten. Dann wird aus dem Schlossteich ein Riesenfang gemeldet. Der legendäre Graskarpfen wurde geschnappt. Auslöser der Kameras und Handys klicken mehrmals, ehe der Fisch zeitweilig in einem Wasserbehälter verschwindet. Denn nach der Fotoaktion wird er wieder in den Teich zurückgebracht. Dieser Graskarpfen ist ein Maskottchen. Er ist einer der wenigen Karpfen, der in einem Schlossteich eine Art Rentnerdasein führen darf. Als Gegenleistung muss sich der Prachtkerl alljährlich beim Abfischen fotografieren lassen. Von einigen Spaßvögeln wird er deshalb auch „Pressekarpfen“ genannt. „Für uns ist das ein traditionelles Fischerfest mit einer herrlichen Stimmung“, erzählt Uwe Augustin, der stellvertretende Chef des Anglervereines Rödertal.

Zahlreiche Besucher aus Dresden

Schon seit vielen Jahrzehnten wird der Fischzug in Hermsdorf auf unsere besondere Weise begangen. „Mit lecken Fischprodukten aus den Räucheröfen unseres Vereines. Dazu gibt es Fischbrötchen und auch die original ungarische Fischsuppe darf hier nicht fehlen. Die Rezeptur stammt von einem Vereinsmitglied mit ungarischen Wurzeln. „Damit locken wir immer wieder auch zahlreiche Besucher aus Dresden an“, freut sich Vereinschef Bernd Wiegner.

Auch am Wachauer Teich war an diesem Sonnabendvormittag schon viel los. Auch hier trägt das Abfischen Volksfestcharakter. Neben den Karpfen gehören hier Störe zu den diesjährigen Highlights. „Wir waren überrascht, wie groß die Fische bei uns geworden sind. Die Arbeit hat sich gelohnt“, sagt Fischwirt Frank Herrich. Überrascht hat ihn auch die starke Nachfrage. „Wir werden den Besatz an Stören im nächsten Jahr erhöhen. Fazit: Wir sind wieder sehr zufrieden mit unserem Ertrag“ sagt er. Seit gestern wird der Wachauer Dorfteich wieder mit Wasser gefüllt. Das braucht seine Zeit. Eine Befüllung mit Quellwasser und dem Wasser der Orla läuft ungefähr vier Wochen.

Sonntagmittag stand das innerfamiliäre Karpfenessen bei den Herrichs auf dem Programm. Kinder und Enkel haben beim Fischzug fleißig mitgeholfen und das Karpfenessen ist das Dankeschön dafür.