Merken

Reichenbacherin gründet neuen Pflegedienst

Susann Kothe schafft damit sechs Arbeitsplätze und reagiert auf die immer größere Zahl von Senioren im Umland.

Teilen
Folgen
© Constanze Junghanß

Von Constanze Junghanß

Die drei ersten Fahrzeuge sind schon da. Jetzt richten Susann Kothe, Daniela Michalkowa und Sandra Radisch die Büroräume in der Löbauer Straße 24 ein. Dort, wo die Bauen und Wohnen GmbH bis vor einiger Zeit noch ihre Geschäftsräume hatte, mietet sich ein neuer Pflegedienst ein. Den hat Susann Kothe gegründet. Sie macht sich damit nach 15 Jahren im Angestelltenverhältnis selbstständig.

„Mit dem Gedanken trug ich mich schon länger“, sagt die Jungunternehmerin, die in Reichenbach wohnt. Und sie möchte dabei neue Wege gehen. Die betreffen auch ihre künftigen Angestellten. Meistens arbeiten Frauen im Pflegeberuf. Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, sei nicht immer einfach. Vor allem, wenn die Kinder noch klein sind. Darauf möchte Susann Kothe Rücksicht nehmen und Schichtdienste so vereinbaren, dass die Arbeitszeit familienfreundlich ist. „Wenn eine Mutter beispielsweise nur im Frühdienst arbeiten kann, dann wird das machbar sein“, sagt sie. Alles sei eine Sache der Organisation, um Mütter wieder in den Beruf zurückzubringen. Für ihre künftige Stellvertreterin ist diese Dienstplangestaltung ein Segen, wie sie sagt. Wie ihre Chefin hat Daniela Michalkowa drei Kinder.

Sechs Arbeitsplätze entstehen gleich zur Anfangszeit. Weitere sind geplant. Das hat sich schnell herumgesprochen. Das Telefon klingelt bei der Pflegedienstleiterin, und die nächsten Bewerberinnen bitten um eine Terminvereinbarung. Dabei ist noch ein bisschen Zeit. Am 1. Januar geht es offiziell los.

Ab Anfang Dezember wird das Büro besetzt sein. Bereits jetzt kommen die ersten Nachfragen von Angehörigen und Senioren, die das neue Angebot nutzen möchten. Zumal es beispielsweise neben hauswirtschaftlichen Leistungen, Beratungen oder der Grundpflege auch einen Fahrservice und palliative Pflege für Patienten am Ende ihrer Lebenszeit geben wird.

Die 44-Jährige ist sicher, dass ihr Pflegedienst notwendig ist. „Der Bedarf dafür ist auf jeden Fall vorhanden. Das haben auch Hausärzte aus der Region so bestätigt“, sagt sie. Vor allem in der Vierkirchener Ecke würde es Versorgungslücken geben. Die Dörfer sind von Reichenbach aus gut erreichbar. Wird das Ganze dann nicht zur Konkurrenz mit anderen Anbietern in der Region? Zumal auf dem Internetportal „Pflegesuche“ im gesamten Landkreis Görlitz 147 ambulante Pflegedienste aufgelistet sind.

Die Altersstatistik spricht für sich: Laut dem Statistischem Landesamt Sachsen lebten Ende 2014 in Reichenbach und den zugehörigen Ortsteilen 1 276 Frauen und Männer der Generation 65 Plus. Und auch die zwischen 50- bis 65-Jährigen bilden eine große Gruppe mit 1 288 Menschen. Zum Vergleich: In Reichenbach lebten zu diesem Zeitpunkt insgesamt 5 025 Einwohner. Die Hälfte der Bürger ist also bereits jetzt älter als 50 Jahre. Diese Entwicklung macht sich auch bei der Diakonie-Sozialstation in Reichenbach bemerkbar. Pflegedienstleiterin Doreen Kloß sagt, dass mittlerweile 150 Patienten von der Sozialstation betreut werden. Die Tendenz sei absehbar steigend. Andererseits mache sich der Wegzug jüngerer Familienmitglieder bemerkbar.

So mancher ältere Mensch bleibt so alleine zu Hause zurück. Nicht jeder schafft es dann sein Leben lang, mit allen Dingen selbstständig klarzukommen. Hilfe wird benötigt. Im pflegerischen Bereich ebenso wie in der Alltagsbegleitung. Die gehört neuerdings mit zu den angebotenen Leistungen bei der Diakonie. Gemeinsame Spaziergänge, Zeitung lesen und Spiele sind einige Beispiele dafür. Speziell dafür ausgebildete Betreuungskräfte bieten für die Senioren diese Möglichkeiten im Freizeitbereich an. Dass es nun noch einen weiteren Pflegedienst geben wird, sei keine Konkurrenz, betont Frau Kloß. „Wir sehen das eher als eine Ergänzung“, sagt sie. „Es gibt Schnittstellen und den Austausch mit den privaten Pflegediensten“, so Doreen Kloß.

Das bestätigt Susann Kothe auch aus ihrer langen Berufserfahrung heraus. „Wie viele Patienten wir letztlich langfristig betreuen werden, wird die Zeit zeigen“, sagt sie. In dem Moment kommt schon der nächste Anruf mit der Bitte um ein Informationsgespräch für die Betreuung eines Angehörigen herein. Dazu wird es auch im Dezember zwei Termine beim neuen Pflegedienst geben.