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Reichenbach hält an Freibad fest

Zu wenig Besucher in diesem Jahr – das Fazit für den Badbetrieb fällt verhalten aus. Die Stadt nennt Ursachen.

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© Archivfoto: Nikolai Schmidt

Von Anja Gail

Reichenbach. Im Moment denkt wohl kaum jemand ans Rutschen ins kühle Nass draußen. Die Stadt Reichenbach muss dennoch den Betrieb ihres Freibades fest im Blick behalten. Das bleibt für die Kleinstadt eine große Herausforderung, wie die jetzt vorliegende Saisonauswertung bestätigt hat.

Sie schließt mit einem höheren Minus ab, als es die Stadt geplant hatte. Das wird aber nicht dazu führen, dass Reichenbach die Badpreise in der neuen Saison erhöht, sagt Bürgermeisterin Carina Dittrich. Vielmehr gehe es darum, die beliebte Freizeitanlage auch weiter für Kinder, Familien und Senioren aus der Stadt und der Umgebung zu erhalten. Das Bad war und ist ein Aushängeschild für die Kleinstadt. Auf die Frage, ob sich Reichenbach sein Bad auch weiter leisten kann und will, hat deshalb bislang niemand der Stadträte mit einem Nein reagiert.

Mit 18 578 Kindern und Erwachsenen zwischen Mai und September in diesem Jahr ist die Besucherzahl dennoch unter den Erwartungen von Stadt und Badteam geblieben. Mit dem durchwachsenen Sommerwetter und den Umwegen infolge der monatelangen Straßenbaustelle auf der B 6 gibt es dafür zwei wesentliche Gründe.

Dabei sah es in der ersten Saisonhälfte in diesem Jahr gar nicht so schlecht aus. Auch in der letzten Ferienwoche Anfang August herrschte noch einmal schwülheißes Sommerwetter, sodass viele Gäste und Kindergruppen das Freibad aufsuchten. Die Schallgrenze für einen wirtschaftlich überschaubaren Betrieb liegt bislang jedoch bei mindestens 20 000 Besuchern. Das wurde nicht erreicht.

Ähnlich war das vor drei Jahren. Wie sehr das von Jahr zu Jahr schwankt, lässt sich beim Vergleich der Gästezahlen von diesem Jahr und von 2015 erkennen. Da waren es immerhin fast 8 000 Menschen mehr, die das Reichenbacher Bad besucht hatten. Das erfordert zwar einen höheren Aufwand bei Personal und Pflege der Anlage. Aber unterm Strich spielt das höhere Einnahmen aus den Eintrittsgeldern ein. In diesem Jahr standen am Ende 189 036 Euro an Kosten Einnahmen in Höhe von 44 668 Euro gegenüber. Das Defizit von 144 368 Euro, das die Stadt begleichen muss, liegt um rund 35 000 Euro höher als ursprünglich angenommen. Die Finanzierung des Badbetriebes ist dabei im Doppelhaushalt für dieses und das nächste Jahr sichergestellt, sagt die Bürgermeisterin. Im Moment müsse die Stadt die Übergangszeit beim Badbetrieb berücksichtigen. Allein beim Personal sind dadurch in diesem Jahr 8 000 Euro angefallen, die an den ehemaligen Betreiber als Kostenerstattung gezahlt werden mussten.

Reichenbach betreibt das Freibad seit diesem Jahr wieder selbst. Zuvor hatte diese Aufgabe über Jahre in den Händen eines Vereins gelegen und zuletzt bei der Reichenbacher Integrationsfirma. Beide Betreibermodelle sind an ihre Grenzen gestoßen. Ein Freibad kostendeckend zu betreiben, dafür gibt es weder privat noch kommunal ein Beispiel. Die Eintrittspreise würden so hoch sein, dass wahrscheinlich niemand bereit wäre, diese zu bezahlen. Damit steht die Stadt nicht allein da.

Ein Vergleich der Kosten zu den Vorjahren, so wie ihn Andreas Feister (CDU) gern gehört hätte, ist aus Sicht der Stadtverwaltung momentan nicht möglich. Das hängt unter anderem mit den verschiedenen Betreiberformen zusammen. Eine weitere Auswertung wird es mit den Badmitarbeitern geben, sagte Kämmerin Monika Krause. Dann können noch Details vorgelegt werden. Allerdings sei bei den Kosten kaum noch Einsparpotenzial vorhanden, erklärte die Bürgermeisterin. Der Betrieb des Bades sei auch insgesamt teurer geworden. Heizung, Reinigung, Energie und Wasser kosteten mehr Geld als noch vor einigen Jahren. In dieser Saison hat die Stadt beim Bad mit dem Verein für Arbeitsmarkt und Regionalentwicklung zusammengearbeitet. Der Verein hat das Kassen- und Servicepersonal im Bad angestellt und die Stadt unterstützt. Dieses Angebot möchte Reichenbach gern weiter nutzen.