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Regionen im Tourismus-Fokus

Die Oberlausitz will mit Gebieten wie dem Neisseland gezielter Touristen ansprechen. Allein es fehlen Partner.

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© Jens Trenkler

Von Alexander Kempf

Niesky wünscht sich mehr Gäste. „Für unsere Region muss der Tourismus in Zukunft eine entscheidendere Rolle spielen“, sagt Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann. Darum prüfen die Nieskyer Stadtverwaltung und die Stadträte derzeit den Beitritt zur Touristischen Gebietsgemeinschaft Neisseland. Der Verein hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Region zwischen Bad Muskau im Norden und Görlitz im Süden über deren Grenzen hinaus bekannter zu machen. Doch mit Niesky, Rothenburg oder auch Rietschen sind mehrere wichtige Kommunen aus dem Neisseland noch gar kein Mitglied in dem Verein.

Geht es nach Maja Daniel-Rublack dann soll sich das so schnell wie möglich ändern. In Niesky hat sie vor den Stadträten bereits um einen Beitritt geworben. In Rietschen wird am kommenden Montag darüber entschieden, ob die Gemeinde sich als Vereinsmitglied einbringt. Und Rothenburg will darüber in der zweiten Jahreshälfte entscheiden. Auf Nachfrage erklärt Bürgermeisterin Heike Böhm, dass sich Rothenburg ab März mit einer Tourismusexpertin verstärken will. Gemeinsam mit ihr soll das Thema dann angegangen werden.

Bisher ist Rothenburg Mitglied im Tourismusverband Oberlausitz-Niederschlesien gewesen. Dort hat man sich aber entschieden, umzustrukturieren und den Tourismus in der Oberlausitz individueller zu fördern. Acht Gebiete sollen dabei im Vordergrund stehen. Denn ob Oberlausitzer Bergland, die Stadt Görlitz, das Zittauer Gebirge, das Lausitzer Seenland oder eben das Neisseland – die Gebiete unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Angebote und Zielgruppen sehr, erklärt Franziska Dießner von der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien. Städte wie Niesky oder Rothenburg sieht sie in den Touristischen Gebietsgemeinschaften am besten aufgehoben. Denn die brauchen engagierte Mitglieder.

Nicht nur damit es im Gebiet des sogenannten Neisselandes überhaupt Angebote wie das Konrad-Wachsmann-Haus gibt. Die Kommunen sind auch gefragt, um den Verein zu finanzieren. Pro Einwohner und Jahr müssen sie laut Beitragssatzung 25 Cent bezahlen. Im Gegenzug kümmere sich der Verein um Schulungen für die Mitglieder und die Werbung nach außen, erklärt Maja Daniel-Rublack.

Große Sprünge lässt das Marketingbudget bisher nicht zu. Jährlich stehen rund 9 000 Euro für das Neisseland zu Verfügung, verrät sie. Mehr Mitglieder bieten mehr Möglichkeiten. Aber es braucht auch Engagement. „Wir sind eine junge Region und haben noch viel zu tun. Wenn jemand nur Mitglied im Verein ist, dann bringt uns das nicht weiter“, so Maja Daniel-Rublack.

Niesky steht einer Zusammenarbeit offen gegenüber. „Der Wert für die Region ist vielleicht größer als der Mitgliedsbeitrag“, sagt Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann. Sie sieht noch Reserven in der Stadtkasse. Dass Niesky als Einzelkämpfer zu einem Touristenmagnet werden kann, daran glaubt sie nicht und setzt auf Zusammenarbeit. Bestätigung erhält sie von ihrem Stellvertreter Frank Mrusek. „Das geht doch nur so“, sagt der.

Ein großes Hindernis für die touristische Entwicklung in der Region sei jedoch der ausgedünnte Nahverkehr. So könne man von Radfahrern nicht verlangen, dass sie von Niesky über Rothenburg nach Bad Muskau und anschließend wieder zurückradeln.

Franziska Dießner fürchtet, dass die Oberlausitz auch unter der schlechten Presse im vergangenen Jahr leiden wird. „Ich werde nicht sagen können, das war ein tolles Jahr“, prophezeit sie. Unter anderem die Fremdenfeindlichkeit in Bautzen hat deutschlandweit für negative Schlagzeilen gesorgt. 2016 werde kein Rekordjahr.

Mit der Entwicklung seit dem Jahr 2002 zeigt sie sich aber zufrieden. Mit zuletzt rund 1,9 Millionen Übernachtungen pro Jahr habe die Oberlausitz über die Jahre um eine halbe Million zugelegt. Die Gäste kommen zu 96 Prozent aus Deutschland, am häufigsten aus den Bundesländern Sachsen und Brandenburg.