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Regionales Fernsehen ist zurück

Walkomedia produziert jetzt für den sächsischen Sender My TV plus. Die Görlitzer bekommen dadurch ihre Lieblingssendungen aus eRtv-Zeiten zurück.

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© SZ/Steffen Gerhardt

Von Daniela Pfeiffer

Die beliebten Übertragungen der Klinikums-Vorträge gibt es wieder. Auch Berichte von regionalen Ereignissen flackern neu über den Bildschirm. Das Magazin soll ebenfalls wieder hochgefahren werden. Jens Walkowiak von der Produktionsfirma Walkomedia aus Pfaffendorf hat sein Versprechen gehalten, zurückzukommen. Jahrelang hatte er mit dem Lokalsender Euroregional TV (eRtv) zusammengearbeitet, den Großteil der Sendungen produziert. Doch seit dem Aus des Senders Ende August war die Mattscheibe dunkel.

Um Walkowiaks Sendungen jetzt neu zu finden, müssen Zuschauer an ihrem Fernsehgerät den Sendersuchlauf starten und My TV plus suchen. Den sächsischen Sender gibt es seit Februar 2015, er sitzt im Dresdner Elbepark. Etwa eine Million Zuschauer erreicht er sachsenweit – in allen Kabelkanälen wie Telecolumbus oder Kabel Deutschland. Eine Verbreitung über Satellit ist aufgrund der Regionalität nicht vorgesehen. Wer den Sender nicht über einen Kabelanschluss empfangen kann, kann ihn per Livestream im Internet sehen. Außerdem gibt es eine App, die man kostenlos auf Handy oder Pad laden kann.

Jens Walkowiak ist froh darüber, dass die Zusammenarbeit mit dem Sender zustande kam. Nach dem Aus von eRtv hatte sein Team zunächst eine kleine Zwangspause einlegen müssen. Walkowiak selbst ist Lehrer am Augustum-Annen-Gymnasium, für ihn ist das sein hauptsächlicher Broterwerb. Die Produktionsfirma, mit der er auch Geld verdient, sei für ihn, was für andere eben Hobby sei. Filme, Sendungen, Liveübertragungen – das ist seine Leidenschaft. Er mache beides gern – Schule und Fernsehen – und habe dabei kein schlechtes Gewissen, das eine oder das andere zu vernachlässigen. „Denn das passiert nicht.“ Die Woche über ziehe er sich so weit wie möglich aus dem TV-Geschäft zurück. Er filmt auch nicht mehr selbst, abgesehen von einigen Livesachen. „Eine Physikstunde ist bei mir wegen des Fernsehens noch nie ausgefallen“, sagt er. „Und die Schüler mögen es, wenn ich den Unterricht mit praktischen Beispielen gestalten kann.“ So hat er sie mal berechnen lassen, wie dick ein Kabel sein muss, wenn bei einem Festival 1 000 Scheinwerfer mit der und der Watt-Zahl für die Beleuchtung sorgen sollen. „Oder nach dem Sturm neulich haben wir berechnet, welche Kraft an einer LED-Wand wirkt, wenn Windstärke 8 herrscht.“

Manche Aufgaben kann er aber nicht mit den Schülern lösen, weil sie auch für ihn schwer sind: Sponsoren zu finden beispielsweise. Für ein attraktives TV-Programm brauche er mehr davon. „Wir bekommen keine Zuschüsse von der GEZ, auch wenn die Leute das immer denken.“

Für seine Zusammenarbeit mit My TV plus sitzt er gerade an einem neuen Konzept. Gern würde er über die beliebten etablierten Sendungen hinaus mehr Formate entwickeln, wo auch Probleme behandelt, mehr kommunalpolitische Sachen aufgegriffen werden. „Bei einem werbefinanzierten Sender ist das aber nicht immer so einfach.“ Was er den Zuschauern aber verspricht, sind Liveberichte von aktuellen Ereignissen. So war das Walkomedia-Team, das übrigens unverändert geblieben ist, beim Abfischen in Petershain dabei, beim Varieté auf der Landeskrone oder beim Schlagerabend in der Löbauer Messehalle. „2018 soll das noch ausgebaut werden. Live ist mein Steckenpferd“, sagt Fernsehmann Walkowiak. Auch auf die Fernseh-Übertragung des Görlitzer Stadtrates hofft er weiterhin. Zwar filmt das Walkomedia-Team seit dem eRtv-Ende weiterhin jede Sitzung, sie ist momentan aber nur über den Livestream der städtischen Homepage empfangbar. Wie das zu ändern ist, will er mit der Stadtverwaltung noch verhandeln.

Und schließlich hofft Walkowiak auch, innerhalb von My TV plus ein regionales Fenster für Ostsachsen zu bekommen. Das ist alles eine Frage des Geldes. Fördermittelanträge sind in Arbeit.

Tipp: Am Sonnabend wird um 16 Uhr ein Vortrag aus dem Görlitzer Klinikum gezeigt.