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Regenwasser fließt in alte Kanäle

Seit Jahren bezahlen die Anwohner Geld für das Ableiten von Niederschlagswasser. Doch damit sind nur Reparaturen drin.

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Von Heike Stumpf

Die Wetterwitzer und Wettersdorfer sind die nächsten, die eine zentrale Abwasserentsorgung bekommen. Wie in anderen Ortsteilen auch wird es dann zwei Leitungen geben: die fürs Schmutz- und die fürs Regenwasser. Weil sie letztere nutzen, müssen einige Anwohner bereits Gebühren für die Ableitung des Niederschlagswassers zahlen. Nicht alle Verbände verfahren so. Der Abwasserzweckverband (AZV) Obere Freiberger Mulde hat seine Gebühren gesplittet. Er verlangt 55 Cent pro Quadratmeter versiegelter Fläche. Zahlen muss, wer Regenwasser von seinem Dach nicht auf dem eigenen Grundstück versickern lassen kann, sondern es in einen öffentlichen Kanal einleiten muss.

„Doch wer kümmert sich um diese Kanäle?“, wollte ein Einwohner zur Info-Veranstaltung in Wetterwitz wissen. Wie er schilderte, habe er einen Wasserschacht vor dem Grundstück und schon mehrfach beim Verband angesprochen, dass die Abdeckung kaputt ist. „Doch es geht kein Weg rein, diese zu erneuern“, schilderte der Mann. Einige Anwohner pflichteten ihm bei, dass manche Kanäle aus Altersgründen schon einfallen, insgesamt viele in einem schlechten Zustand sind. „Wenn wir etwas dafür bezahlen, müssten doch auch mal die Regenwasserleitungen erneuert werden“, so der Anwohner.

Im Prinzip gibt ihm AZV-Geschäftsführer Frank Lessig Recht. Er bestätigte den Investitionsbedarf, weil viele Leitungen marode sind. Zugleich gab er zu, dass die Erneuerung der Regenwasserleitungen in kleineren Ortsteilen im Verband bislang noch nicht diskutiert worden sind. „Es gibt darüber keine Entscheidung“, so Lessig.

Finanziell gesehen ist das für die Einwohner im Verbandsgebiet nicht schlecht. Denn würden – wie gefordert – auch die Ableitungen für das Niederschlagswasser getauscht, könnte das im Verbandsgebiet Kosten von geschätzten zehn Millionen Euro verursachen. „Diese Investitionen müssten auf die Gebühr und damit auf sämtliche Einwohner umgelegt werden“, gab der AZV-Chef zu bedenken.

Mit den bisherigen Gebühren werden dem Geschäftsführer zufolge abschnittsweise Erneuerungen finanziert. Das soll auch in Wetterwitz und Wettersdorf passieren, wenn die Arbeiten am Abwasserkanal laufen und Defekte an den Regenwasserleitungen bemerkt werden.

Die Behandlung von Regenwasser stellt der AZV erst einmal hintenan. Zum einen, weil die Wasserqualität dies zulässt, es keine behördlichen Auflagen dazu gibt. „Beim Abwasser ist es anders. Da sind wir in die Pflicht genommen. Darum müssen wir uns zuerst kümmern“, so Frank Lessig.