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Drei Asylbewerber aus Löbau festgenommen

Mit einer Großrazzia ist der Polizei ein Schlag gegen eine georgische Diebesbande gelungen – in ganz Sachsen.

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© Danilo Dittrich

So viele Bundespolizisten hatten die Sozialarbeiter im Löbauer Asylbewerberheim am späten Montagnachmittag beileibe nicht erwartet. „Uns wurde telefonisch mitgeteilt, dass Beamte kommen würden, um sich drei Zimmer anzusehen. Da haben wir mit zwei, drei Mann gerechnet“, sagt Peter Höselbarth, Betriebsleiter der Abub GmbH, die Löbaus Asylbewerberunterkunft in der Georgewitzer Straße für den Landkreis betreibt. Bei diesem Anruf konnte er freilich nicht ahnen, dass die Durchsuchung in Löbau Teil einer sachsenweiten Großrazzia werden würde. Zwischen 17 und 17.30 Uhr seien etwa 25 Beamte der Bundespolizei vorgefahren, schildert Höselbarth die Erzählungen seiner Löbauer Mitarbeiter. Die Polizisten seien dann bis etwa 21 Uhr in der Unterkunft mit Durchsuchungen beschäftigt gewesen.

Laut Bundespolizei war die Zahl der Beamten in Löbau sogar noch höher. 50 Mann sind nach Angaben von Bernd Förster, Pressesprecher der Bundespolizeidirektion in Pirna, nach Löbau geschickt worden. „Bei der Durchsuchung von Gemeinschaftsunterkünften besteht für die Beamten ein höheres Risiko, weil sich solche Gebäude schwerer sichern lassen“, erklärt Polizeihauptkommissar Förster die große Zahl. Ähnlich vorgegangen sei man auch in Chemnitz, wo rund 100 Beamte mit Untersuchungen in einer Unterkunft und Festnahmen befasst waren. In Dresden waren weitere 50 Bundespolizisten für die Großrazzia im Einsatz.

Durchsucht wurden bei den parallel verlaufenden Aktionen insgesamt zehn Wohnungen und Zimmer von Gemeinschaftsunterkünften, die im Zusammenhang mit den sieben festgenommenen Personen stehen. In Löbau wurden drei Räume durchsucht, bestätigt Abub-Leiter Höselbarth. Festgenommen wurde hier vor Ort niemand. Allerdings sind drei der sieben mutmaßlichen Täter, die in Chemnitz, Dresden und Leipzig von der Polizei aufgegriffen wurden, im Löbauer Heim gemeldet. Es handelt sich bei allen Festgenommenen um Georgier zwischen 29 bis 49 Jahren, die zu einer Diebesbande gehören sollen. Ihnen wird vorgeworfen, für mindestens 15 Diebstähle vor allem in Drogeriemärkten in Bahnhöfen in Dresden, Chemnitz, Hoyerswerda, Leipzig, Radebeul und Schirgiswalde verantwortlich zu sein. Ob und wie sie erbeutete Waren – vor allem hochwertige Kosmetika, Parfüm, Kindernahrung oder auch Rasierklingen – bereits weiterverkauft haben, ist noch nicht abschließend geklärt, hieß es.

Zwar konzentrierten sich nach derzeitigem Stand die Diebstähle weniger auf Löbau und Umgebung. Da aber fast die Hälfte der bislang Festgenommenen als Asylbewerber in der Georgewitzer Straße lebte, hatte die Polizei neben den Großstädten auch das Heim in Löbau im Visier. Erste Spuren und Ermittlungen gab es nach Angaben des Bundespolizeisprechers seit Oktober 2015, als klar wurde, dass sich bei mehreren Diebstählen in Dresden die Vorgehensweise glich. Bislang gehen Bundespolizei und Staatsanwaltschaft Dresden davon aus, dass die georgische Bande die Diebstähle in den Märkten, den Abtransport der Beute und die Lagerung gemeinschaftlich geplant und durchgeführt hat. Zu den beschlagnahmten Gegenständen zählten auch Mobiltelefone. Ob es sich bei ihnen ebenfalls um Diebesgut handelt, und welchen Fällen die beschlagnahmten Waren zuzuordnen sind, wird ermittelt. Für sechs der sieben mutmaßlichen Diebe ist bereits Untersuchungshaft angeordnet, ein weiterer wird am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt, teilte die Bundespolizei mit.

In der Löbauer Asylbewerberunterkunft in der Georgewitzer Straße ist nach übereinstimmenden Aussagen von Bundespolizei und Betreuern vor Ort die Razzia ohne Zwischenfälle vonstatten gegangen. Die Sozialarbeiter hatten den Bewohnern das Erscheinen der Polizei erklärt. „Es ist alles ruhig geblieben, mir ist auch nicht bekannt, dass der Polizeieinsatz Ängste oder Verunsicherung bei den Bewohnern ausgelöst hat“, sagt Peter Höselbarth.