Merken

Rausschmiss aus dem Café Prag

Die Mieter der Markthalle müssen ausziehen. Der Betreiber braucht Platz für ein bayerisches Millionen-Unternehmen.

Teilen
Folgen
© Sven Ellger

Von Jana Mundus

Die Kunden haben schon Trennungsangst. „Wie lange noch“, fragt ein junger Mann mit unsicherem Blick und leckt an der gerade gekauften Eistüte. „Bis Mitte September“, sagt Francesco Jasari und lächelt aufmunternd. Dann muss der Inhaber des Café Buongiorno aus der Markthalle ausziehen. Dabei läuft sein Eiscafé im Café Prag gut. Schon 30 Prozent mehr Umsatz hat er in diesem Jahr gemacht. Doch am Auszug kann er nicht rütteln. Die Patroffice Markthalle Betriebs GmbH, Betreiber des Cafés Prag, hat insgesamt fünf Mietern gekündigt. Sie braucht in der unteren Etage Platz für einen neuen Großmieter.

Viele Telefonnummern wurden in den vergangenen Tagen schon bei Jasari abgegeben. „Alles Kunden, die wissen wollen, wohin wir umziehen“, sagt er auch ein bisschen stolz. Als die Markthalle vor gut zwei Jahren startete, war er bereits mit dabei. Er findet es schade, dass er nun gehen muss. „Wir haben viele Stammkunden.“ Die Kündigung kam für ihn überraschend. Dass der Vermieter Probleme mit der Markthalle hat, sei aber offenkundig. „Es gab schon viele, die hier aufgegeben haben“, berichtet er. Bis April hofft der Italiener, einen neuen Standort zu finden. Ein Café Buongiorno am Neumarkt oder an der Prager Straße wären sein Wunsch.

Im Dezember 2013 hatte das sanierte Café Prag eröffnet. Schon kurz nach dem Beginn forderten vor allem die Mieter der unteren Etage immer wieder bessere Werbung. Ihrer Meinung nach waren die Räumlichkeiten zu verwinkelt, sodass sich die Kundschaft nur schwer zurechtfand. Die Gastronomie-Anbieter in der oberen Etage beschwerten sich hingegen nicht.

Dass das Konzept einer Markthalle mit mehreren Ständen im Untergeschoss gescheitert ist, will Markleiter Sebastian Stampfl so allerdings nicht stehen lassen. „Wir trennen uns nur ungern von unserem eigentlichen Konzept“, erklärte er gestern. „Aber vielleicht eignet sich diese angestrebte Kleinteiligkeit für so ein Objekt in Dresdens Innenstadt nicht.“ Als Betreiber habe man nun nach Lösungen gesucht – und sie in der deutschlandweit agierenden Enchilada-Gruppe gefunden. Zum Unternehmen aus Gräfelfing bei München gehören 120 Standorte. Im vergangenen Jahr machte die Gruppe fast 112 Millionen Euro Umsatz. Zu ihr gehören verschiedene Restaurant-Marken, unter anderem für südamerikanische, mexikanische oder auch spanische Küche. Ins Café Prag zieht nun eine Filiale der Enchilada-Marke Aposto ein. Die Kunden erwartet dort mediterranes Essen.

Auf gut 700 Quadratmeter will sich Aposto ausbreiten. Im Innenbereich wird es 280 Plätze geben, draußen noch einmal 300. Zentrale Bestandteile der Philosophie sind laut Pressesprecher Thomas Doriath unter anderem die offene Showküche mit Pizzaofen sowie die eigene Pasta-Manufaktur. „Dresden ist eine wunderschöne und aufstrebende Stadt“, sagt Karsten Rupp, Geschäftsführer der Enchilada Franchise GmbH. „Wir haben schon länger nach einem geeigneten Standort gesucht.“ Ende des Jahres wird der Umbau in der unteren Etage beginnen, die Stände im Obergeschoss sind weiterhin offen. Im Frühjahr soll das Aposto öffnen.

Kündigungen für Mitarbeiter

Die Verträge für die momentanen Mieter laufen noch bis Mitte September, so Stampfl. Dass zu geringe Mieteinnahmen der Grund für die Kündigung sind, will der Marktleiter allerdings nicht kommentieren. „Das sind alles sehr nette Leute hier“, sagt er nur. Tatjana Olifirenko ist so eine nette Mieterin. Nicht nur Landsleute besuchen ihren Stand für russische Spezialitäten wie Piroggen oder Soljanka. Vor drei Wochen erfuhr sie, dass sie ausziehen muss. Am Montag schrieb sie die Kündigungen für ihre beiden Mitarbeiter. „Das macht mich wirklich sehr traurig“, erzählt sie.

Auch Olifirenko wäre gern geblieben. Die Umsätze hätten sich seit dem Start verdoppelt, sodass sie zufrieden sein konnte. Nun sucht sie händeringend nach einem neuen Ort für ihr kleines Restaurant. „Ich habe mich schon umgehört. Die Mieten in der Innenstadt sind sehr hoch.“ Dagegen war der Preis, den sie in der Markthalle zahlte, sehr gut. „Vielleicht finde ich etwas in der Neustadt.“ Dann will sie ihre beiden Mitarbeiter auf jeden Fall wieder anstellen.