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Raus aus der Dorfschmiede

Matthias Rothe ist mit seiner Kfz-Werkstatt von Göhra in den Agroservice umgezogen.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Manfred Müller

Mülbitz. Fünf Hebebühnen statt nur zwei – da kann man wirklich effektiv an den Autos schrauben. Muss schnell ein kleinerer Schaden behoben werden, bleiben die schwierigeren „Patienten“ oben, und der Rangierbetrieb, der in der kleinen Göhraer Werkstatt notwendig war, entfällt. Am vergangenen Sonnabend hat Matthias Rothe das neue Firmengelände beim Großenhainer Agroservice offiziell eingeweiht.

Im Wirtschaftskomplex an der Mülbitzer Straße ist eine moderne Werkstatt mit Sanitär- und Büroräumen und einem Reifenlager entstanden. Rothe hat auch die Garagen an der Straßenseite erworben und vermietet. „Ich wollte meinen eigenen Hof haben“, erklärt der junge Kfz-Meister (34). Zur Ausstattung gehört auch eine Hebebühne, die für Firmentransporter, wie etwa Mercedes-Sprinter, geeignet ist.

Matthias Rothe hat im Großenhainer Autohaus Gläser den Kfz-Mechaniker-Beruf erlernt. Im Jahr 2002 begann er mit der Meisterschule, und nach dem Abschluss machte er sich 2008 selbstständig. Er mietete sich in der ehemaligen Göhraer Schmiede ein, aber dort wurde es für die junge Firma schon bald zu eng, und auch das Umfeld war nicht besonders günstig.

Etliche Garagen standen leer

Zunächst erwog Rothe, auf dem Flugplatz neu zu bauen, bekam aber dann das Angebot auf dem Agroservice-Gelände, wo etliche Garagen leer standen. 2014 erwarb er den Komplex und begann Schritt für Schritt, sein Firmengebäude herzurichten. Das Dach musste komplett abgerissen und höher gesetzt werden, um die Hebebühnen unterzubringen. Die Fußböden wurden herausgerissen und neu aufgebaut.

Bei der Ausstattung griff der Kfz-Spezialist, um den finanziellen Aufwand beherrschbar zu halten, auch auf gebrauchte Technik zurück. Nach zweijähriger Bauzeit folgte im Herbst der komplette Umzug. „Man kann nicht einfach eine Werkstatt aufmachen in der Hoffnung, dass die Kunden schon kommen werden“, blickt der Großenhainer zurück. Er habe schon seit der Lehre nach Feierabend an Autos geschraubt – zumeist bei Freunden und Bekannten.

Als er in die Selbstständigkeit startete, konnte Matthias Rothe zunächst davon zehren. Heute sind in seiner Firma drei Schlosser und ein Hausmeister beschäftigt. „Ich bin sicher nicht der Billigste, aber die Qualität stimmt“, sagt Rothe selbstbewusst. „Bei Fahrzeugen von VW und Audi zum Beispiel baue ich grundsätzlich nur Originalteile ein.“ Da gebe es dann auch keine quietschenden Bremsen oder kaputte Wasserpumpen. Ein guter Ruf sei wichtiger, als den billigen Jakob zu geben.

So eine Art Jagdinstinkt

Also lieber dreimal kontrollieren, ob der Fehler auch wirklich behoben ist. Bei ganz hartnäckigen Defekten wird schon mal gegoogelt, ob irgendjemand in Deutschland seine Erfahrungen beisteuern kann. „Das weckt so eine Art Jagdinstinkt“, sagt der Kfz-Meister. „Egal wie lange wir brauchen – am Ende muss das Auto tipptopp in Ordnung sein.“