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Raubüberfall auf Pirnaer Modegalerie

Der Täter erbeutet am Freitag in dem Geschäft auf der Gartenstraße 200 Euro. War es derselbe wie in den letzten Fällen?

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© Marko Förster

Pirna. Das Unheil kam kurz vor Ladenschluss: Ein bewaffneter Mann hat am Freitagabend abermals ein Geschäft in der Pirnaer Innenstadt überfallen und dabei Geld erbeutet. Nach Auskunft der Polizei war der Täter kurz vor 18 Uhr in das Geschäft gekommen. Mit einer Pistole bedrohte er die Inhaberin, fesselte sie, nahm das Geld aus der Kasse und flüchtete. Bereits im August und September gab es in Pirnas Altstadt zwei Fälle nach ganz ähnlichem Muster. „Es wird Zeit, dass der Täter endlich gefasst wird“, sagt Jürgen Opp, Ehemann von Gerlinde Wenzel, die Inhaberin der überfallenen Modegalerie auf der Gartenstraße ist.

Opp war selbst nicht im Laden, als die Tat geschah, hat sich aber den Hergang von seiner Frau schildern lassen, so gut es ging. Sie blieb zwar bei dem Überfall körperlich unverletzt, erlitt aber einen Schock. Der Freitag, sagt Jürgen Opp, sei zunächst ein ganz normaler Tag gewesen – bis auf dieses seltsame Ereignis eine Stunde vor Ladenschluss. Gegen 17 Uhr sei eine junge, schlanke Frau mit dunklen langen Haaren und roter Jacke in den Laden gekommen. Sie habe sich an der Tür gewundert, dass es keinen Gong gebe. Was sie eigentlich wollte, blieb unklar, sie sprach kaum Deutsch. Ohne etwas zu kaufen, verschwand sie nach kurzer Zeit wieder.

Etwa fünf Minuten vor 18 Uhr, sagt Opp, habe dann der unbekannte Mann die Modegalerie betreten. Mit einer Pistole bewaffnet sei er auf die Ladeninhaberin zugegangen, habe ihr die Waffe in den Rücken gestoßen und sie in die Garderobe im hinteren Teil des Ladens gedrängt. Dort fesselte der Täter die Handgelenke der Frau mit Kabelbindern aneinander. Als er dann das Geld nehmen wollte, stand der Täter plötzlich vor einem Problem: die Kasse ließ sich nicht ohne Weiteres öffnen. Seine Frau, sagt Opp, habe dem Täter angeboten zu helfen, aus Angst, er könnte ihr sonst etwas antun. Der Täter habe aber die Hilfe abgelehnt und weiter selber ab der Kasse herumhantiert.

Diesen Moment nutzte die Ladeninhaberin: Laut ihres Mannes sei sie an dem Räuber vorbei auf die Straße gerannt und habe um Hilfe gerufen. Ein Frau habe das gehört und eilte von der anderen Straßenseite herbei, um der 60-jährigen Ladenbesitzerin zu helfen. Zwischenzeitlich muss es dem Täter offensichtlich gelungen sein, die Kasse zu öffnen. Er nahm rund 200 Euro aus der Kasse. Nach Aussagen der Zeugen sei er dann zunächst ein Stück die Gartenstraße entlanggerannt, an der Volksbank in die Lauterbachstraße abgebogen und dann weiter in Richtung Klosterstraße und Bahnhof geflüchtet. Dort verlor sich auch die Fährte, die Spürhunde der Polizei aufgenommen hatten. Darüber hinaus fahndeten Polizisten unmittelbar nach der Tat im Zentrum nach dem Räuber, fragen an der Fähre und an anderen Orten Zeugen, ob sie den Gesuchten gesehen hatten – bislang allerdings ohne Erfolg. Dabei ist der mutmaßliche Täter offenbar kein Unbekannter in Pirna.

Überfälle werden zur Serie

So soll die angestellte Verkäuferin von Gerlinde Wenzel schon einmal im Oktober in der Modegalerie überfallen worden sein. Diesen Fakt hat die Polizei bisher noch nicht bestätigt.

Fest steht aber: Bereits mindestens zweimal hat vermutlich derselbe Täter in Pirna zugeschlagen, weil sich die Vorgehensweise stets ähnelte. So hatte am 20. August ein bewaffneter Mann kurz vor Ladenschluss den Modeladen „Funky Town“ auf der Schuhgasse überfallen, die Verkäuferin mit einer Pistole bedroht und eingesperrt. Anschließend raubte er mehrere Hundert Euro aus der Kasse und flüchtete zu Fuß in Richtung Breite Straße. Am 16. September folgte dann – ebenfalls an einem Freitag kurz vor Ladenschluss – ein Überfall auf den Feinkostladen „Vom Fass“ auf der Barbiergasse. Wieder war der Täter bewaffnet, wieder bedrohte er die Verkäuferin mit einem Messer und einem pistolenähnlichen Gegenstand, stahl mehrere Hundert Euro aus der Kasse und flüchtete zu Fuß in Richtung Dohnaische Straße.

Nach der Beschreibung von Gerlinde Wenzel ähnelt der Räuber aus der Modegalerie jenem Mann, der das Geschäft „Vom Fass“ überfallen haben soll und von dem bereits ein Phantombild existiert. Demnach fahndet die Polizei nach einem schlanken Mann, etwa 1,75 bis 1,85 Meter groß, dunkelblond, strähnige Haare, zwischen 50 und 60 Jahre alt. Er spricht deutsch. Laut Gerlinde Wenzel habe der Täter vom Freitagabend so ähnlich ausgesehen, nur etwas schmaler im Gesicht. Sollte es sich um ein und denselben Täter handeln, geht er äußerst dreist vor: Den Überfall auf den Feinkostladen verübter er, obwohl zum Zeitpunkt der Tat ein Großaufgebot der Polizei wegen einer Demonstration ganz in der Nähe war. Darüber hinaus sensibilisierte Citymanagerin Jana Türke nach den ersten beiden Überfällen die Händler, wachsamer zu sein. Sie arrangierte, dass die Polizei den Geschäftsinhabern Tipps gab, wie sie sich bei Überfällen verhalten können. Und damit der Täter rasch erkannt wird, ließ Jana Türke das Phantombild kopieren und verteilten – es hängt noch jetzt an vielen Ladentüren.

Die Polizei sucht nun Zeugen, die Hinweise zur Tat geben können.

Hinweise zum Vorfall an die Polizei Dresden unter der Telefonnummer 0351 4832233