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Rathaus jetzt hinterm Deich

Der Verwaltungssitz ist mit einem Schutzsystem aufgerüstet worden. Ob es gegen das Wasser hilft, kann niemand testen.

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© Jens Hoyer

Von Jens Hoyer

Döbeln. Steffen Nacke und Steffen Müller, die Hausmeister des Rathauses, wuchten eine drei Meter lange Aluminiumplanke in die Halteschienen, die zu beiden Seiten der Durchfahrt zum Hof des Rathauses mit der Wand verschraubt sind. Eine Planke wird über die andere gestapelt. 1,75 Meter hoch ist schließlich die mobile Hochwasserschutzwand. Die Durchfahrt ist die tiefste Stelle des Verwaltungssitzes. Ein Hochwasser wie 2013 kann das Rathaus jetzt durchstehen – vielleicht.

Ausprobieren kann man es nicht. Zumindest sind jetzt die Voraussetzungen geschaffen, die diese Hoffnungen stützen. Alle gefährdeten Öffnungen des Rathauses werden bei drohendem Hochwasser mit sogenannten Dammbalken verschlossen. Derartige Systeme hatten sich nach dem Hochwasser 2013 auch andere Institutionen und Privatleute für ihre Häuser zugelegt.

2013 war das Wasser bis knapp unter die Fenster der Stadtinformation im Rathaus gestiegen, weshalb dort kein Hochwasserschutz installiert wurde, sagte Hauptamtsleiter Klaus Hengl. Aber bei 13 niedrigeren Fenstern im Untergeschoss des Rathauses wurden Schienensysteme für die Dammbalken angebracht. Bisher war noch nicht klar, ob sie ständig angeschraubt bleiben. „Wir werden sie dranlassen“, sagte Klaus Hengl. Die Gefahr sei zu groß, dass sie sich nicht anschrauben lassen, weil irgendjemand etwas in die Dübellöcher gesteckt hat. Außerdem geht der Aufbau schneller. „Auf die Schienen sollen noch sandsteinfarbene Abdeckungen kommen“, sagte Klaus Hengl. Damit fallen die Aufnahmen in den Fensternischen nicht so sehr ins Auge.

Portale belieben sichtbar

Auch an den Eingangstüren zum Rathaus werden Dammbalkensysteme installiert. Wegen der schön gestalteten Portale befinden sie sich aber teilweise im Inneren hinter den Türen. Auch dort werden Abdeckungen die Schienen verdecken, wenn sie nicht gebraucht werden.

DPS 2000 heißt das Dammbalkensystem, das im Rathaus zum Einsatz kommt. „DPS steht für Deichprofilsystem“, erklärt Hermann Behr aus Winsen an der Luhe, der den Schutz im Rathaus installiert hat. Die Balken sind miteinander verzahnt, sodass sie auch mal einen ordentlichen Knuff aushalten. Der Auftrag in Döbeln ist eher ein kleiner für den Spezialisten. „In Magdeburg haben wir um das Parkhotel 535 Meter davon mit 2,25 Meter Höhe aufgestellt. Zurzeit packen wir das Weserstadion in Bremen ein“, erzählt er.

Das Bauamt hatte drei Anbieter gebeten, ihre Systeme vorzustellen. Behr mit seiner Firma TeHaWin habe am meisten überzeugt, sagte Heike Freese vom Bauamt. Die Feuerwehr in Töpeln habe die gleichen Dammbalken für ihr Gerätehaus bekommen. Dort war es mit dem Feuerwehrschlauch auch eine Dichtigkeitsprüfung unterzogen worden, den es überstanden hat, so Freese. Ob das Rathaus in seiner Gesamtheit dicht ist, wird sich erst im Ernstfall zeigen. Die Abflüsse sind mit Rückschlagklappen ausgerüstet. Am tiefsten Punkt im Heizungskeller ist eine Pumpe verbaut. Eine weitere soll das Oberflächenwasser wegbringen, das in einem Einlaufschacht im Hof zusammenläuft.