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Rasselbande in der Redaktion

Der Rotary Club Kamenz hat deutsch-lernende Flüchtlings- Kinder an der Grundschule am Forst mit betreut. Das kam an.

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© René Plaul

Von Frank Oehl

Kamenz. Was bedeutet die Abkürzung „DaZ“? Die Schulbürokratie weiß, dass damit „Deutsch als Zweitsprache“ gemeint ist, die in Sonderklassen für Flüchtlingskinder gelehrt wird. Das „Z“ für Zweitsprache ist dabei etwas ungenau, weil viele Kinder zum Beispiel aus Balkanstaaten häufig schon zwei Sprachen umgangssprachlich beherrschen. Deshalb beginnt sich inzwischen „Deutsch als Zielsprache“ durchzusetzen. Und das trifft es: Die Mädchen und Jungen von Asylbewerbern sollen in den DaZ-Klassen möglichst schnell Deutsch lernen, damit sie in normale Klassen gehen und dort am Regelunterricht halbwegs chancengleich teilnehmen können. Im Landkreis wird dieses wichtige Bildungsangebot bislang nur in Bautzen, Hoyerswerda, Radeberg und Kamenz vorgehalten. Die meisten Erfahrungen damit hat die Grundschule am Forst, wo bereits Mitte der Neunziger Jahre russlanddeutsche Kinder geschickt integriert wurden.

Probe-Radeln und Basteln

Inzwischen ist die DaZ-Klasse hier auf 19 Mädchen und Jungen zwischen sieben und elf Jahren angewachsen. Es ist ein Kommen und Gehen, versteht sich. Aber ein durchaus koordiniertes. An den Vormittagen gibt es Unterricht und mittlerweile auch eine bis zum Mittagessen durchgehende Betreuung. Hier kam auch ein Hilfsangebot des Rotary Clubs Kamenz zum Tragen. Drei Monate lang haben die Rotarier für einen Tag in der Woche die Kinder am Leben in der Stadt teilhaben lassen. So wurde der Ziegenpark besucht, gab es eine Exkursion ins Bikehouse mit Probe-Radeln oder wurde im nahen Kamenzer Forst den Bäumen und anderen Gewächsen nachgespürt. Und in der Vorweihnachtszeit war an einem Tag Plätzchen backen angesagt und an einem anderen Adventsschmuckbasteln. Auch auf diese Weise kamen die Heranwachsenden mit Sitten und Bräuchen ihrer neuen Heimat (auf Zeit?) in Berührung. Der RC Kamenz hat das Betreuungsprojekt in den ersten Wochen sogar in Teilen mitfinanziert, inzwischen ist auftragsgemäß der Freistaat eingesprungen. Immerhin sind in der Grundschule am Forst mit Valentina König und Ida Konstantinow auch zwei Lehrerinnen mit Migrationshintergrund eingestellt – wenn auch verkürzt.

Gemeinsam die Sprache lernen.

Das Rotary-Hilfsprojekt wurde jetzt mit einer Exkursion in die SZ-Redaktion beendet. Für Mohammed aus Syrien oder die Brüder Mesut und Tolga aus Mazedonien war es eine ganz neue Erfahrung mit Zeitungsleuten. Die Mädchen und Jungen waren überaus interessiert, vor allem, als es um die Bildbearbeitung des soeben geschossenen Gruppenbildnisses mit Redakteur ging. Erstaunlich war allemal, dass die kleine Rasselbande schon sehr gut mitbekam, worum es geht. In den DaZ-Klassen wird auch untereinander natürlich Deutsch gesprochen. So konnte es schon mal vorkommen, dass ein vorlauter Klassenkamerad mit „Halt die Klappe!“ zurechtgewiesen wurde und der Betreffende danach wiederum von anderen mit „In Deutschland nicht hauen!“ Insgesamt aber war es ganz friedlicher Vormittag. Und ein weiterer deutet sich schon an. Im Frühjahr ist ein DaZ-Klassen-Ausflug ins Gewerbegebiet am Ochsenberg geplant ...