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Rasenmäher mit Kulleraugen

Kathrin Schmidtgen und Ralf Kirchner züchten Alpakas. Vom sanftmütigen Wesen der Südamerikaner sind sie begeistert.

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© Andreas Weihs

Von Annett Heyse

Oelsa. Futter ist immer ein Argument. Obwohl sie den ganzen Tag auf der Weide standen, ist das Geräusch, wenn Ralf Kirchner in den Eimer greift und die getrockneten Pellets herausholt, einfach unwiderstehlich. Schon kommen die mannshohen Tiere mit dem langen Hals, den Kulleraugen und dem kuscheligen Fell angelaufen, während der Pressefotograf seiner Arbeit nachgehen kann. Alpakas sind nicht scheu, gegenüber Fremden aber zunächst vorsichtig. „Es sei denn, es gibt etwas zu fressen“, sagt Kathrin Schmidtgen und hält ihren Schützlingen noch eine Handvoll hin.

Die beiden Oelsaer züchten seit elf Jahren Alpakas. Eigentlich, sagt Kathrin Schmidtgen, seien sie Stadtmenschen. „Mit Tieren kannten wir uns gar nicht aus, als wir nach Oelsa zogen.“ Lediglich einige Kaninchen lebten fortan hinterm Haus. Doch als die Familie 2004 durch eine Landwirtschaftsschau in Grumbach spazierte, standen sie plötzlich einem Exemplar der südamerikanischen Nutztiere gegenüber. „Wir sahen in wunderschöne, liebe Kulleraugen“, erinnert sich die heute 46-Jährige. Noch nie habe sie bis dahin überhaupt von Alpakas gehört und vergaß erst mal wieder deren Bezeichnung. Gut ein Jahr später machten sie sich schlau und plötzlich stand für Kirchners/Schmidtgens fest: Wir wollen Alpakas.

Die Laien stürzten sich ins Abenteuer, kauften 2006 eine Stute und einen Hengst. „Eigentlich funktioniert das nicht, man muss die getrennt halten: Hengstherden, Stutenherden mit Fohlen und die Junghengste“, sagt Kathrin Schmidtgen heute. Ihre kleine Farm nannten sie Alpakazucht am Götzenbusch. Denn das Naturdenkmal in unmittelbarer Nähe zum Haus der Familie besteht aus einer Gesteinsformation, wie sie es zufälligerweise nur in den Anden noch einmal gibt. Mittlerweile stehen auf drei Weiden am Dorfrand von Oelsa 29 Tiere, das 30. wird in Kürze erwartet. Die Mädels bekommen meist ausländische Namen wie Jarinka oder Gina, die Jungs werden auf Wunsch von Ralf Kirchner nach Fußballern benannt. So grasen in Oelsa Alpaka-Hengste wie Christiano oder Maldini.

Alpakas werden in den südamerikanischen Anden gehalten, um deren Wolle zu nutzen. Auch Schmidtgens/Kirchners vermarkten nach der Schur, die einmal im Jahr – immer im Frühling – durchgeführt wird, das Fell. Dieses wird dann handversponnen. Daraus lassen sie Mützen, Schals, Handschuhe, Socken und Stirnbänder stricken. Im Hoflädchen gibt es auch Jacken und Pullover zu kaufen. Die zweite Qualität wird als Füllmaterial für Bettdecken und Kopfkissen genutzt. Alpakawolle sei klimaregulierend und selbstreinigend, erklärt Kathrin Schmidtgen. „Waschen muss man die Bekleidung ganz selten. Und wenn, dann nur per Hand. Am besten ist Auslüften, das reicht schon.“

Doch vor allem kommt für die Oelsaer einfach der Genuss, täglich mit wunderbaren Tieren umgehen zu können. „Es ist immer wieder erholsam, nach der Arbeit auf die Weide zu kommen“, schwärmt Kathrin Schmidtgen, die in einem Sortierzentrum der Deutschen Post tätig ist. Alpakas sind ruhige, ausgeglichene Artgenossen.

Ihre Schützlinge fressen am liebsten junges Gras – eine nicht allzu hohe Frühlingswiese ist ein Festschmaus. Im Winter gibt es Heu. Als Unterkunft haben die Alpakas einen Offenstall. Aber eigentlich machen ihnen schlechte Witterungsbedingungen nicht allzu viel aus. „Im Winter liegen die Alpakas auch mal eingeschneit auf der Weide“, berichtet Ralf Kirchner. Demnächst wird ein Fohlen mehr über die Weide laufen. Und dann sei vorerst Schluss, sagt Kathrin Schmidtgen: „Für ein Hobby sind 30 Tiere mehr als genug.“

www.alpaka-hoflaedchen.de

www.alpakas-zum-götzenbusch.de