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Raschke als Reformator

Ein Loblied auf das Sächsische, ein Abschiedslied und vieles mehr wurden zum Neujahrsempfang gesungen.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann und Peter Anderson

Meißen. Der Benno verdient ‘nen Heiligenschein! Deutlicher könnte die Forderung nicht sein, die am Dienstagabend von der Bühne des Meißner Theaters tönt. Schließlich hat der einstige Bischof der Wiege Sachsens den Wein gebracht. Da sind sich die Meißner Pfarrer beider Konfessionen – Protestant sowie Superintendent Andreas Beuchel und der katholische Pfarrer der St. Benno-Pfarrei Bernhard Dittrich – einig. Und gleich ihr Einklang dem großen Reformator Martin Luther vermutlich etwas schräg vorgekommen wäre, prosten sich beide Pfarrer mit einem Gläschen „echtem Meißner“ zu und loben ausgerechnet den Mann, der den in Meißen hochverehrten Bischof einst als „Teufel“ titulierte – Martin Luther.

Neujahrsempfang der Stadt Meißen

Kabarettist Peter Flache ist mittlerweile schon Stammgast in Meißen.
Kabarettist Peter Flache ist mittlerweile schon Stammgast in Meißen.
Meißens Ex-Bürgermeister Hartmut Gruner scherzte mit Pfarrer Bernhard Dittrich von der katholischen Gemeinde.
Meißens Ex-Bürgermeister Hartmut Gruner scherzte mit Pfarrer Bernhard Dittrich von der katholischen Gemeinde.
Landrat Arndt Steinbach (CDU) amüsierte sich mit Meißens Mathe-Ass Norbert Herrmann (links).
Landrat Arndt Steinbach (CDU) amüsierte sich mit Meißens Mathe-Ass Norbert Herrmann (links).
Bürgermeister Markus Renner (rechts) hat oft nicht so viel zu lachen wie an diesem Abend mit dem Kabarettisten Peter Flache.
Bürgermeister Markus Renner (rechts) hat oft nicht so viel zu lachen wie an diesem Abend mit dem Kabarettisten Peter Flache.
Albrechtsburg-Chef Uwe Michel (links) im Gespräch mit Landesbühnen-Intendanten Manuel Schöbel. Beide stemmen auch dieses Jahr mit vielen Partnern wieder das Projekt der Burgfestspiele.
Albrechtsburg-Chef Uwe Michel (links) im Gespräch mit Landesbühnen-Intendanten Manuel Schöbel. Beide stemmen auch dieses Jahr mit vielen Partnern wieder das Projekt der Burgfestspiele.
Vom Outfit her zeigten sie ihre Zugehörigkeit zu den Lions-Damen von Meißen: Stadträtin Simone Teske (l.) und SEEG-Chefin Birgit Richter.
Vom Outfit her zeigten sie ihre Zugehörigkeit zu den Lions-Damen von Meißen: Stadträtin Simone Teske (l.) und SEEG-Chefin Birgit Richter.
An Tischen auf der Bühne nahmen unter anderem Stadtwerke-Sprecherin Lilly Schneider und Sparkassen-Vorstand Rainer Schikatzki Platz.
An Tischen auf der Bühne nahmen unter anderem Stadtwerke-Sprecherin Lilly Schneider und Sparkassen-Vorstand Rainer Schikatzki Platz.
Der Abschied von Theater-Chefin Renate Fiedler sorgte für rührende Momente.
Der Abschied von Theater-Chefin Renate Fiedler sorgte für rührende Momente.

Übel nimmt man dem diese fast 500 Jahre alten Worte heute nicht mehr – erst recht nicht beim Neujahrsempfang der Stadt Meißen. Denn der steht im Zeichen des großen Reformationsjubiläums in diesem Jahr. Und so lauschen auf den Rängen und im Parkett Stadträte, Winzer, Weinhoheiten, Pfarrer, Geschäftsführer städtischer Unternehmen und Gesellschaften sowie Unternehmer in großer Zahl einer Replik nach der anderen an den berühmten Stifter des Evangeliums.

Da darf Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) schon mal von einer auf die Theaterbühne drapierten Kanzel zu seinem Meißner Volk „predigen“ und die Bedeutung der Meißner Kanzleisprache hervorheben. Einen humorvollen Exkurs ins Sächsische übernimmt anschließend Kabarettist Peter Flache. Der Dialekt sei nur so unbeliebt, weil es „die anderen einfach nicht gepackt“ hätten, so weit zu kommen. Und da ist ja auch was dran. Ohne die sächsische Kanzleisprache auch kein Standarddeutsch. Tränenreich gerät der Höhepunkt des offiziellen Teils des Neujahrsempfangs. Verabschiedet wird die langjährige Theater-Chefin Renate Fiedler. Für sie erheben sich alle Gäste im Saal. Tränen sind nicht nur im Gesicht der Geschäftsführerin zu sehen, die ab Februar auch mal einen Urlaub zu Ende genießen darf. „Bisher ist ihr das in all den Jahren nicht gelungen“, sagt OB Olaf Raschke.

Reden macht durstig. Kaum sind die Türen zum Foyer geöffnet, schon werden Büfett und Stände von Winzergenossenschaft und Brauerei dicht umlagert. Sehen und gesehen werden. Wer ist denn alles da? Eine Überraschung gibt es durch die Porzellan-Manufaktur. Das dürfte es seit acht Jahren nicht gegeben haben. Mit Tillmann Blaschke und Georg Nussdorfer geben sich gleich beide Geschäftsführer die Ehre.

Die zwei Meissen-Chefs stehen im Plausch mit der CDU-Landtagsabgeordneten Daniela Kuge. Ihre erzwungene Abstinenz bei Facebook hat sie mittlerweile überstanden. Der Shitstorm nach dem Foto-Eintrag mit Waschbärenbild ist Geschichte. Munter schwätzt die Christdemokratin mit Hotel-Chefin Tessa Barth. Ist die nächste Ballnacht das Thema? Das Frühjahr naht mit riesen Schritten.

Draußen wärmen sich die Lassotta-Brüder Roman und Michael am offenen Feuer die Hände. Die kurze Auszeit sei ihnen gegönnt. Die Kollegen in der Werkstatt des VW- und Audi-Autohauses hätten derzeit alle Hände voll zu tun. Beim Neuwagenverkauf störe dagegen – trotz vieler toller Angebote – der Winter. Wer unternimmt bei diesem Wetter schon gern eine Probefahrt?

Apropos Angebot: Ins Schwarze getroffen mit seinen Offerten hat auch der Chef des Auktionshauses Efreuna auf der Martinstraße Frank Händel. Die erste Versteigerung im Dezember sei ein richtiger Erfolg gewesen, berichtet der Unternehmer. Im Nachverkauf hätte er noch einmal viele Antiquitäten, wertvolle Folianten und Edelsteine an den Mann bringen können. Jetzt werde für die nächste Versteigerung eingekauft. Reliquien des Heiligen Benno – etwa ein Knochensplitter oder Zahn – dürften kaum darunter sein. Deren Verkauf ist durch katholisches Recht verboten.