Merken

Raschas neue Wirtsleute

Das traditionsreiche Gasthaus an der B 96 öffnet wieder – mit neuem Angebot und einem originellen Namen.

Teilen
Folgen
© Uwe Soeder

Von Madeleine Siegl-Mickisch

Rascha. Die beiden wollen auch in Rascha anpacken. In wenigen Tagen eröffnen Johan Balulescu und seine Frau Lucica ihre dritte Gaststätte in der Oberlausitz. Seit Kurzem ist das nicht mehr zu übersehen. Das Haus an der B 96 in Rascha zwischen Bautzen und Großpostwitz ist in einem kräftigen Rot gestrichen. Drinnen wird gerade der Gang zu den Toiletten gefliest.

Seit Januar gehört ihm das Haus. Der Kauf sei wieder so eine Entscheidung aus dem Bauch heraus gewesen, erzählt Balulescu, der kroatische und italienische Wurzeln hat. So war es auch schon, als er sich für die „Oberschmiede“ in Sohland entschied. Die einst beliebte Gaststätte war jahrelang geschlossen, das Gebäude zugewuchert, aber Balulescu fand auf den ersten Blick Gefallen daran. „So etwas hatte ich schon lange gesucht.“ Nach vielen Jahren als Gastronom in Wien zog es ihn aufs Land. Inzwischen kommt der Mittfünfziger regelrecht ins Schwärmen, wenn er von Sohland erzählt, wo er mit seiner Frau und einem seiner Söhne im Herbst 2015 die „Oberschmiede“ als italienisches Restaurant neu eröffnete. „Die Gegend ist wunderschön und die Leute sind sehr nett.“

Überall noch viel zu tu

Seit vorigem Sommer betreibt die Familie auch das Bistro an der B 98 in Steinigtwolmsdorf – und nun noch das Gasthaus in Rascha. Unter dem Namen „Zum Drohmberg“ hatte es jahrzehntelang weit über den Ort hinaus einen guten Ruf. Viele fuhren zum Tanz nach Rascha. Im Saal spielten in den 1950er- bis 1970er-Jahren bekannte Bands, doch wegen baulicher Mängel ist dieser Anbau schon ewig gesperrt.

„Hier ist überall noch viel zu tun“, sagt Johan Balulescu. Trotzdem hat er sich nicht gescheut, die Immobilie zu kaufen, die zuletzt ein eher trauriges Dasein fristete. Zwar konnte man ins „Tevere“ noch zum Pizzaessen einkehren. Aber der Wirt war schon über 70 und in finanziellen Schwierigkeiten. Balulescu erzählt, wie er bei dem Italiener mal auf einen Kaffee anhielt und ihn fragte, wie lange er denn noch arbeiten wolle. Er bekam zu hören, dass niemand das Haus haben wolle. Mit den Worten „Jetzt hast Du einen Käufer gefunden“ habe er sich dann verabschiedet.

Spitzname Antonio

Der Standort habe ihm sofort zugesagt. „Die Lage hier und unsere gute Küche, da kann doch nichts schief gehen“, ist Johan Balulescu, den alle Antonio rufen, überzeugt. Von seiner italienischen Mutter hat er nicht nur den Spitznamen. Er ist auch mit ihrer Art zu kochen aufgewachsen. Aber auch sein kroatischer Vater sei schon Gastwirt gewesen. „Uns liegt die Gastronomie im Blut.“ Auch alle seine Kinder seien in dieser Branche tätig.

Anders als in Sohland, wo die italienische Küche dominiert, soll es in Rascha eher deutsche Gerichte geben. Aber der erfahrene Gastronom verfolgt ein besonderes Konzept: Jeweils mittags und abends wird es ein Buffet geben, an dem sich jeder Gast bedienen kann. So müsse niemand lange warten und jeder könne nach seinem Geschmack auswählen und so viel, wie er möchte. Das Essen – oder „Hamham“, wie zu Kleinkindern mitunter gesagt wird – kommt also schnell auf den Tisch. Deshalb heißt die Gaststätte „Hamham am Blitzer“. Zu schnell durch den Ort fahren sollte man angesichts des Starkastens gegenüber bekanntlich lieber nicht.

Während die Oberschmiede nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet ist und das Bistro in Steinigtwolmsdorf montags bis freitags, soll es in Rascha keinen Ruhetag geben. In Sohland haben die rührigen Wirtsleute voriges Jahr auch den Saal an der Oberschmiede wieder hergerichtet, derzeit entstehen dort noch Gästezimmer. In Rascha sollen die Räume über der Gaststätte saniert und als Wohnung vermietet werden. Ob eines Tages auch der marode Saal wiederbelebt wird, ist jedoch offen.