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Ranch in Radeberg

Hans Traupe hat sich einen Traum erfüllt. In seinem Naturreservat päppelt er verletzte Tiere wieder auf.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Radeberg. Schreck in der Morgenstunde: Vier junge Rotschwänze nisteten noch am Vorabend bei Vogelfreund Hans Traupe in Radeberg. Jetzt liegen nur noch ihre Federn am Boden. „Obwohl ich den Nistkasten meiner Meinung nach unzugänglich in etwa drei Metern Höhe angebracht hatte, ist er geplündert worden“, sagt er. Die vier Jungvögel sollten demnächst ausgewildert werden.

Hans Traupe (li.) hat der Spielgemeinschaft “Gojko Mitic“ in Bischofswerda einen seiner Ochsen ausgeliehen. Hier lernte der Radeberger auch den berühmten Schauspieler persönlich kennen. Der packte den Koloss bei den Hörnern.
Hans Traupe (li.) hat der Spielgemeinschaft “Gojko Mitic“ in Bischofswerda einen seiner Ochsen ausgeliehen. Hier lernte der Radeberger auch den berühmten Schauspieler persönlich kennen. Der packte den Koloss bei den Hörnern. © Uwe Soeder

Wenige Minuten später findet Hans Traupe Spuren am Boden. Es handelt sich eindeutig um den Abdruck einer Waschbärenpfote. Das ist schon an der Größe zu erkennen. Darüber hinaus sind Krallen sichtbar und auch die stark gespreizten Zehen sind charakteristisch. „Waschbären machen Probleme, weil diese Kleinbären Allesfresser sind. Bei uns gibt es kaum ebenbürtige Gegner in ihrer Gewichtsklasse. Außerdem können Waschbären sehr gut klettern. Vogelnester sind für sie leicht zu erreichen.

Hans Traupe hat sich in seiner Ranch an der Kleinwolmsdorfer Straße in Radeberg den Traum vom eigenen Naturreservat erfüllt. Von Naturfreunden wird er sehr geschätzt. Weil er hier schon viele Vögel aufgezogen hat, die in freier Natur bereits abgeschrieben gewesen wären. Sogar einen Turmfalken konnte er retten und später sogar wieder auswildern. Gefunden hatte er ihn einst auf dem Radeberger Dammweg. Heute soll dieser Falke im Großerkmannsdorfer Kirchturm leben. Inzwischen hat er dort längst mehrere Nachwuchsgenerationen aufgezogen. An dieses Erlebnis erinnert sich Hans Traupe gern.

Wenn Vögel in lebensgefährlichen Situationen gefunden werden, klingelt wenig später sein Telefon. Aus dem Dresdner Zoo bekam er vor wenigen Tagen einen jungen Raben. Mit gebrochenem Bein hatte man ihn geborgen. In freier Natur wäre diese Verletzung sein sicheres Ende gewesen. Sein Glück war, dass er nach Radeberg gebracht werden konnte. Auf der Traupe-Ranch landete der verletze Rabe zunächst in einem großen Vogelbauer. „Er braucht erst mal etwas Ruhe und darf sich nur wenig bewegen. Auf diese Weise muss der Vogel auch nicht ständig vor Angreifern auf der Hut zu sein. Zu Hans Traupe hatte der Rabe sofort einen guten Draht. Und Fotografenscheu war der Rabe ebenfalls nicht. Schon bei der ersten Mahlzeit ließ er einige Aufnahmen entstehen. Inzwischen geht es dem Dresdner Zoo-Raben wieder besser. Sein gebrochenes Bein ist geheilt.

Vielleicht eine künstlerische Aufgabe?

Jetzt hat er ein ganz anderes Problem. Er mausert sich. Schick ist er nicht. Ehe sein neues Federkleid wieder nachgewachsen ist, wird es dauern. Dass er wieder in die freie Natur rund um den Dresdner Zoo zurückkehren kann, hält Hans Traupe für unwahrscheinlich. Denn für seine Artgenossen ist er nun nicht mehr derselbe. Er könne aber eine Zukunft in der Umgebung der „Traupe-Ranch“ haben.

Auswildern hat absolute Priorität, doch sie ist für Hans Traupe kein Muss. Der Tierfreund schmunzelt, wenn die Vögel in seiner unmittelbaren Umgebung dezente menschliche Besonderheiten annehmen. Einer seiner Vögel hatte bei einem Besuch ein paar englische Vokabeln aufgeschnappt und sprach sie immer wieder nach. „Raben sind intelligente Tiere, erzählt der Vogelliebhaber von seinen Tierbeobachtungen.

Falls das Tier in Radeberg bleibt, wird er sich Zeit dafür nehmen. Und weil Hans Traupe es mit seinen beiden Zebu-Ochsen schon bis zum Bischofswerdaer Freilichttheater geschafft hat, könnte es sein, dass auf den Raben eine künstlerische Aufgabe wartet. Vielleicht ist er bei der nächsten Krabat Verfilmung dabei? Oder er wird als Rabe zu den nächsten Krabat-Festspielen nach Schwarzkollm verpflichtet?