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Rätselraten um die „Zisterne“

Die Gaststätte in Löbau ist offenbar geschlossen. Der Vermieter sucht neue Betreiber und bietet sie im Internet an.

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© Bernd Gärtner

Von Constanze Junghanß

Löbau. Aus gesundheitlichen Gründen bleibt das Restaurant heute geschlossen.“ Das Schild ist am Eingangsbereich der Gaststätte „Zur Zisterne“ befestigt. Allerdings hängt es dort nun schon seit einer Weile. Und so richtig weiß niemand, was es damit auf sich hat. Betreiber Stefan Werner äußert sich in einem ersten Telefonat mit der SZ noch vage. Die Gaststätte wolle er weiter führen, so seine Aussage. Auf weitere Nachfragen der SZ reagiert er allerdings nicht mehr. Nur der Anrufbeantworter ist geschaltet. Und bei der Gaststätte selbst nimmt niemand den Hörer ab. Die „Zisterne“ sei geschlossen, heißt es von einigen Löbauern in einer regionalen Facebookgruppe auf die Frage, ob man denn mit seiner Familie dort schön essen gehen könne.

Das Schild an der Tür des Restaurants „Zisterne“ hängt nun schon seit einigen Tagen.
Das Schild an der Tür des Restaurants „Zisterne“ hängt nun schon seit einigen Tagen. © Anja Beutler
Der Löbauer Stefan Werner war erst im November 2016 mit dem Restaurant nahe des Altmarkts in die Selbstständigkeit gestartet.
Der Löbauer Stefan Werner war erst im November 2016 mit dem Restaurant nahe des Altmarkts in die Selbstständigkeit gestartet. © Matthias Weber

Doch ist das Licht in der Zisterne nun tatsächlich aus gegangen? Auf der Facebookseite der Gaststätte stammt der letzte Eintrag vom 17. Dezember, ist also noch gar nicht so lange her: ein Foto mit Weihnachtsbaum und Skiern. Zum Wichteltag gab es Pfefferkuchen-Brownies und Apfel-Ingwer Glühwein. Der Betreiber nahm kürzlich am Wettbewerb für das Lieblingslokal in der Oberlausitz teil. Vor knapp fünf Monaten noch suchte Stefan Werner Verstärkung für sein Team. Die Jobanzeige zur Restaurantfachkraft ist auf Facebook zu finden, der Inhalt im weiterführenden Link aber gelöscht. Von einer krankheitsbedingten oder anderweitigen Schließung ist nichts zu lesen.

In den sozialen Netzwerken startete kürzlich eine Umfrage, ob die Gaststätte empfehlenswert sei. Lob und Kritik wechselten sich dabei ab. Bis der Eintrag erschien, dass die „Zisterne“ dichtgemacht habe. Das wiederum sorgte für Verwunderung. Denn offiziell über eine Schließung informiert hat Betreiber Stefan Werner bisher nicht. Im sozialen Netzwerk bedankt sich Werner noch im November offiziell bei all seinen Gästen, Unterstützern, Familien und Freunden. „Wir blicken stolz auf die ersten 365 Tage zurück“, schreibt er da. Ab und an nun stehen Besucher vor der verschlossenen Tür und ärgern sich, dass es keine weiterführenden Informationen zur momentanen Situation gibt.

Doch was ist passiert? Fest steht: Der Vermieter möchte das Objekt am Altmarkt neu vermieten. Das ist die Lüke Begema GmbH & Co Kg aus Nordrhein Westfalen. Ein neuer Mieter werde so schnell wie möglich gesucht, heißt es vom Unternehmen auf Nachfrage der SZ. Das rund 170 Quadratmeter große Objekt könne für gastronomische Zwecke, den Einzelhandel oder auch als Bürofläche genutzt werden.

Steffen Dittmar, Geschäftsführer der Bergquell-Brauerei Löbau GmbH, sagt, dass die Türschlösser der Zisterne ausgetauscht worden sind. Das weiß er deshalb, weil die Bergquell-Brauerei noch Technik in der Gaststätte stehen hat, an die im Moment kein Herankommen ist. Der Vermieter habe sich zudem mit Steffen Dittmar in Verbindung gesetzt. „Ob wir jemanden wüssten, der als Nachfolger infrage käme und ob wir Kontakte zu Wirten vermitteln könnten“, sagt er. Es sei traurig, dass es wieder mal eine Gaststätte nicht schaffte, sich in Löbau zu etablieren. In dem Lokal am Altmarkt gab es in den vergangenen Jahren mehrere Betreiberwechsel. Die Wirte gaben sich sozusagen die Klinke in die Hand. Erst war das Eiscafé „Capelli“ im Objekt, später zog das Kaffeehaus „Schi Schi“ ein. Darauf folgte ein griechisches Lokal mit dem Namen des Götterboten „Hermes“. „Umso weniger Dienstleistungen in der Stadt angeboten werden, umso schwerer haben es auch die anderen“, sagt Dittmar. Wenn Vielfalt abhandenkäme, sei das sehr schade für die Stadt und ihre Besucher.

Stefan Werner hatte die Gaststätte noch gar nicht lange am Laufen. Der junge Mann erfüllte sich mit dem Schritt in die Selbstständigkeit einen großen Wunsch. Gegenüber der SZ sagte er zu seinem Start im November 2016: „Ich habe damals in der Schülerzeitung angegeben, dass ich einmal ein Restaurant haben möchte.“ Erfahrungen sammelte der junge Mann zuvor als Koch in regionalen Lokalen und im Dresdner Schillergarten. Was nun genau passierte, bleibt unklar. Fest jedoch steht: Aktuell wird die Gaststätte auf einer Immobilienplattform mit dem Zusatz „frei werdend“ zur Vermietung angeboten. Die Kaltmiete ist mit 1000 Euro angegeben.