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Rätselraten um Brandursache

Am Tag nach dem Großfeuer in Schönnewitz kommen weitere Details ans Licht. Die Hotelbetreiber stehen vor Problemen.

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© Claudia Hübschmann

Von Jürgen Müller und Peter Anderson

Käbschütztal. Von außen ist erst einmal nichts zu sehen von dem, was hier auf Gut Frohberg in Schönnewitz (Gemeinde Käbschütztal) am Sonntagnachmittag passierte. Doch wer den gut 1000 Quadratmeter großen Innenhof betritt, nimmt Rauchgeruch wahr. Ein Polizeiauto steht auf dem Hof, in einem Nebengebäude sind alle Fenster geöffnet. Alles ist schwarz, ebenso ein Seminarraum im Untergeschoss. Hier war am Sonntagnachmittag ein Brand ausgebrochen.

Rudolf Schwarzmüller, dem seit 1992 gemeinsam mit Anne Wich aus Bamberg Gut Frohberg gehört und der das Anwesen saniert und umgebaut hat, ist das Geschehen der letzten Stunden anzusehen und anzumerken. „Zur Brandursache kann ich nichts sagen, die Brandermittler waren noch gar nicht da. Möglicherweise war es ein technischer Defekt“, sagt der Inhaber. Nur eines weiß er ganz genau. Dass der Brand in der Sauna ausgebrochen war, wie zunächst vermutet, kann er ausschließen: „Die Sauna war nicht in Betrieb.“

Strom und Heizung sind noch immer ausgeschaltet. Die Betreiber sind bemüht, wenigstens dies so schnell in Ordnung zu bringen, denn im Haus sind 20 Gäste. Zwei wurden nach dem Brand mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert.

Insgesamt sind zwölf von 24 Gästezimmern im Gut Frohberg geschädigt und derzeit unbewohnbar. „Ich weiß im Moment nicht, wie wir das kompensieren sollen. Wir sind bis 2018 ausgebucht“, sagt Schwarzmüller, der auf eine schnelle Regulierung des Schadens durch die Versicherung hofft. Wie hoch der Schaden ist, kann er derzeit noch nicht sagen, dazu muss erst die Versicherung eine Aufstellung machen. Er dürfte jedoch im sechsstelligen Bereich liegen.

Ein „nicht alltäglicher Einsatz“

Kreisbrandmeister Ingo Nestler spricht am Tag nach dem Großfeuer von einem nicht alltäglichen Einsatz. Das machen allein schon die Zahlen deutlich: Insgesamt 130 Männer und Frauen von der Feuerwehr über das DRK bis hin zur Polizei seien am Sonntag vor Ort gewesen. Bei den frostigen Temperaturen wurde ein Zelt gebraucht, um sich zwischendurch regenerieren zu können. Als große Herausforderung für die Feuerwehrleute bezeichnet Nestler den hohen Anteil an Trockenbau in dem Gebäude. Das Feuer war seinen Erkenntnissen zufolge in einem Seminarraum ausgebrochen. Anfangs hätten die Bewohner versucht, die Flammen selbst mit einem Trockenlöscher unter Kontrolle zu bekommen. Dies reichte jedoch nicht aus. „Den Brand im Zimmer selbst konnten wir schnell beenden“, sagt Nestler. Das Feuer breitete sich anschließend jedoch durch die Trockenbauwände und gedämmten sowie verkleideten Decken im ganzen Gebäude aus. „Die Kameraden mussten mit Spitzhacken die Wände aufreißen, um an die Brandherde zu gelangen“, berichtet Nestler. Da wegen des vielen Rauchs Atemschutzgeräte nötig waren, kamen mehrere Trupps wechselweise zum Einsatz. Aus dem feuerwehrtechnischen Zentrum in Coswig orderten die Verantwortlichen zusätzliche Sauerstoffflaschen. „Wir brauchten richtig Manpower, um dieses Problem zu lösen“, so Nestler. Letztlich sei es jedoch gelungen, ein Übergreifen der Flammen auf den Dachstuhl noch zu verhindern.

Rudolf Schwarzmüller und Anne Wich haben Gut Frohberg einst den Besitzern abgekauft und die Ruine völlig umgebaut. Inzwischen sei das Hotel weltweit bekannt, sagt der Münchner. Gäste kämen zum Beispiel aus Schweden, England, Frankreich oder Australien. Das Gut ist für Gruppen mit verschiedensten Interessengebieten von Weiterbildung, Selbsterfahrung, Yoga, Tanz, Tai Chi, Meditation und auch längere Auszeiten sehr geeignet, besonders durch seine Lage inmitten der Natur.

Mehrfach war das Gut auch Filmkulisse. Schon 1998 und 1999 wurde dort der Streifen „Mama ist unmöglich“ aufgenommen. 2007 drehte die ARD-Tochter Degeto die Schmonzette „Hindernisse des Herzens“ mit Christina Plathe in der Hauptrolle.