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Rätselraten im Nudelturm

In der einstigen Gaststätte gibt es längst keinen Mittagstisch mehr. Dafür können die Dresdner dort bald ihre Teamfähigkeit testen.

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© Sven Ellger

Von Ulrike Kirsten

Nicht mehr als 60 Minuten hat eine Gruppe von bis zu sieben Personen, um den Ausweg aus einem mysteriösen Zimmer zu finden. Auf sich selbst gestellt muss sie verschiedene Räume erkunden und dabei Rätsel entschlüsseln. Ist die Lösung richtig, kann sich die Gruppe technische Hilfsmittel erspielen wie eine UV-Lampe. Damit geht es dann weiter auf der Ratetour, ganz nach dem Motto: Befreie sich, wer logisch kombinieren kann.

Auf zwei Etagen und 240 Quadratmetern richtet Christoph Eske derzeit Dresdens ersten Adventure Room im ehemaligen Nudelturm auf der Bautzner Straße 1 ein. Es handelt sich dabei um mehrere Räume, die ähnlich wie in Computerspielen mit Rätseln ausgestattet sind. Dafür saniert und renoviert der 27-Jährige die alte Gaststätte, in der später unter anderem die WQ-Bar ansässig war, komplett in Eigenregie. Mit seinem Adventure Room holt der gebürtige Dresdner nicht nur eine absolute Neuigkeit nach Dresden. Er erfüllt sich auch den Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit. „Ich bin 2010 nach Wien gezogen, weil es hier kaum Jobs gab“, sagt Eske, der eine Ausbildung in der Lebensmittelbranche abgeschlossen hat. In der Hauptstadt Österreichs wurde er sofort Filialleiter eines großen Supermarktes, später wechselte er in den Vertrieb einer IT-Firma. „Irgendwann wurde der Wunsch immer größer, etwas Eigenes zu machen, kürzere Entscheidungswege zu haben, Dinge schneller umsetzen zu können.“

Die Idee, mit der sich Christoph Eske in die Selbstständigkeit wagen möchte, kam bei einem Besuch eines Freundes in Budapest. Dort nahm er zum ersten Mal an einem Spiel in einem Adventure Room teil. „Es geht vor allem um Logik und wie sich die Leute aufeinander einlassen. Das Ganze funktioniert viel über Gruppendynamik. Wenn man zusammen knobelt und sich austauscht, kommt man der Lösung natürlich schneller auf die Spur, als wenn man allein in der Ecke hockt und für sich allein rätselt“, sagt er. Der junge Dresdner ist so begeistert von dem Konzept, dass er sich die Konzession für den Adventure Room von Erfinder Gabriel Palacios sichert und das Konzept nun im Nudelturm umsetzt.

Der Schweizer Physiklehrer hat dieses einst für seine Schüler entworfen. Weil das Interesse aber so groß war, hat er es dann auch für die Öffentlichkeit angeboten. Mittlerweile gibt es Adventure Rooms unter anderem in Kanada, den USA, Italien, Australien und nun auch in Dresden. Seitdem arbeitet Palacios immer wieder an neuen Rätseln, die er bisweilen monatelang optimiert. „Der Ursprung der Idee kommt von PC-Spielen. Es gibt seit einiger Zeit wieder einen Trend, diese auch in die reale Welt zu übersetzen. Weltweit gibt es verschiedene Anbieter. „Ob das Konzept nun in Japan, Ungarn oder der Schweiz zuerst entstanden ist, darüber streiten sich die Geister“, sagt Christoph Eske, der selbst gern am Computer zockt.

Das Spiel bei ihm im Nudelturm kann ausschließlich online über einen Newsletter gebucht werden. Vor Ort gibt es dann eine Einweisung und einen Panik-Code. „Wer während des Spiels Probleme bekommen sollte, kann die Räume jederzeit verlassen. Dafür gibt es ein Klopfzeichen“, sagt Christoph Eske. Im Kontrollzentrum können seine Mitarbeiter beobachten, was in den Räumen vor sich geht und so jederzeit auf schwierige Situationen reagieren. Menschen mit Angststörungen rät Eske ohnehin davon ab, an dem Spiel teilzunehmen.

Die verschiedenen Themen der Zimmer stehen bereits jetzt schon fest. Neben dem Berner Original gibt es zwei weitere Räume, die sich der DDR-Ostalgie und einem verrückten Professor widmen. Auch für Firmen eignet sich das Spiel. „Gerade für die Teambildung bietet sich das an. Wir würden dann, wenn es gewünscht ist, auch ein Catering besorgen und anschließend können die Leute in der Neustadt feiern gehen“, sagt Christoph Eske.

Auch für Schulexkursionen sind die Adventure Rooms geeignet oder Familienausflüge. „Familien sind bei dem Spiel mit am erfolgreichsten, weil oft Menschen unterschiedlichen Alters dazugehören. Durchschnittlich schaffen es nur 30 Prozent der Teilnehmer, allein aus den Räumen herauszufinden. Alle anderen brauchen einen Hinweis“, sagt er.

Anmeldungen unter www.adventurerooms.de. Über das Icon Dresden kommt man zur Newsletter-Seite, über die man das Spiel buchen kann. Die Preise pro Spiel richten sich nach der Anzahl der Personen, bei einer Gruppe von sechs Personen zahlt jeder rund 15 Euro.