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Räder wechseln im Akkord

Viele Autofahrer lassen jetzt die Winterreifen aufziehen. Wer ohne Termin kommt, muss Geduld mitbringen.

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© Sebastian Schultz

Von Nina Schirmer und Stefan Lehmann

Riesa/Landkreis. Mit der richtigen Technik geht es ganz schnell. Der Schlagschrauber dröhnt durch die Werkstatt, fünf Bolzen werden gelöst und das Rad fällt heraus. Ein Vorgang, der sich derzeit in den Werkstätten im gesamten Altkreis viele Male am Tag wiederholt. Von 7 bis 18 Uhr stehen die Arbeiter jeden Tag in der Werkstatt und wechseln Autoräder. Denn viele Kunden wollen ihr Auto rechtzeitig für die kalte Jahreszeit fit machen. Am besten klappt die Arbeit im Zweierteam. Während ein Mitarbeiter den Luftdruck auf den Winterreifen prüft, trägt der andere eine Schutzpaste auf die Radnaben auf. Vor der Tür wartet meist schon der Besitzer, der sein Auto gleich mitnehmen möchte.

Winterreifen sollte man von Oktober bis Ostern fahren – das wissen inzwischen fast alle Autofahrer. Und viele kommen sehr pünktlich zum Reifenwechsel, sagt Katrin Dierchen von RTC Dierchen. „Einige Kunden waren schon Mitte September da.“ Ab dem 4. Oktober sei es dann so richtig losgegangen. Seitdem geht’s nur noch mit Termin. Im 30-Minuten-Takt sind die Kunden zum Räderwechsel bestellt, etwa 40 Reifensätze werden täglich gewechselt. „In dieser Woche sind wir schon ausgebucht“, sagt Katrin Dierchen. Nur vereinzelt gebe es noch Lücken. „Aber nächste Woche sieht es schon etwas besser aus.“ Etwa 15 Euro kostet der Reifenwechsel hier, abhängig vom Modell.

Auch bei ATU in Riesa ist der Reifenwechsel voll im Gange. Einen Termin braucht man auch hier nicht zwingend. Um längere Wartezeiten zu verhindern, sei es aber sinnvoll, sich vorab anzumelden, sagt Sprecher Markus Meißner. Innerhalb von drei bis vier Werktagen sei durchaus ein Termin zu bekommen. Bei Pneuhage in Coswig berichten Mitarbeiter, dass viele Kunden in den letzten Jahren immer zeitiger zum Reifenwechsel kommen. Diejenigen, die bis zum ersten Schnee – in den Werkstätten spricht man auch von der Panikflocke – warten, werden weniger.

Aber es gibt auch noch Autofahrer, die sich Zeit lassen, weiß Uwe Rastig von Reifenpflege Rastig in Gröditz. „Die meisten Leute kommen erst, wenn das Wetter umschlägt“, erzählt er. „Ich habe auch schon erlebt, dass erst am 28. Dezember jemand kam, mit Schnee auf dem Autodach.“ Viel mehr Zeit hat er nicht, der nächste Kunde wartet schon. Sein kleiner Ein-Mann-Betrieb hat aktuell ganz besonders viel zu tun, stündlich fährt hier jemand zum Reifenwechseln vor. „Mit 14 Tagen Wartezeit muss man derzeit schon rechnen.“

Wofür die Werkstätten nichts können: gestiegene Kosten für einen neuen Satz Winterreifen. In den Werkstätten komme von dem Geld nichts an, heißt es bei Auto Trentzsch in Radeburg. Vielmehr gehe es für gestiegene Sprit- und Transportkosten drauf. Dass die Preise für Winterreifen aller Hersteller gestiegen sind, können die Werkstätten in der Region allerdings nicht bestätigen. „Manche Hersteller verschenken zu einem neuen Reifensatz auch noch Gutscheine“, gibt Katrin Dierchen zu bedenken. Damit spare der Kunde noch einmal einige Euro pro Reifen. Pauschalisieren lasse sich also nicht. Die Kosten für den Radwechsel sind in den letzten Jahren relativ stabil geblieben. Der Aufwand hat sich dagegen erhöht, sagt ATU-Sprecher Markus Meißner: „In allen Neuwagen ist seit November 2014 ein Reifendruckkontrollsystem, kurz RDKS, gesetzlich vorgeschrieben.“ Spezielle Sensoren am Reifen geben dabei Veränderungen des Reifendrucks an das Fahrzeug weiter. Nach dem Wechseln müssen diese Sensoren programmiert werden. Das Wechseln dauert damit logischerweise etwas länger. Mindestens 1,6 Millimeter Profil verlangt der Gesetzgeber bei Winterreifen. Sicherheitsexperten empfehlen aber mehr. „Zu Beginn der Wintersaison sollte das Profil noch mindestens vier Millimeter tief sein“, sagt Karsten Müller vom ADAC Sachsen. Außerdem sollte man die Reifen alle sechs Jahre ersetzen, weil sie nach dieser Zeit zu altern beginnen. Wer Ganzjahresreifen fährt, müsse sich bewusst sein, dass sie immer nur ein Kompromiss zwischen Winter- und Sommerreifen sind, sagt Müller. Er empfiehlt sie Leuten, die bei Schneefall auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen können.