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Radsport-Hoffnung beendet Karriere

Der Heidenauer Max Niederlag gehört zu Deutschlands besten Sprintern. Nun hört er auf – vor allem aus privaten Gründen. Doch er kritisiert auch die Sport-Strukturen.

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© Robert Michael

Von Stephan Klingbeil

Heidenau. Der Flieger nach Kanada hob ohne ihn ab. Anders als ursprünglich geplant, reist der Heidenauer Bahnradsportler Max Niederlag nicht mit seinen Nationalmannschaftkollegen nach Übersee und nimmt am Wochenende auch nicht am Weltcup in Milton teil. Der Grund gleicht einem Paukenschlag: Der 24-jährige WM-Fünfte hört auf. Er beendet seine Karriere als Leistungssportler. Dem Bundestrainer Detlef Uibel teilte er die Entscheidung vor Kurzem mit. Seine Heimtrainer am Bundesstützpunkt Chemnitz waren ebenso wenig begeistert. Umstimmen lassen wollte sich der Heidenauer nicht. „Für sie tut es mir leid, sie sind mir ans Herz gewachsen. Der Zug ist aber abgefahren. Ich habe meine Entscheidung nach reiflicher Überlegung getroffen“, sagt er. Die Gründe für den Rücktritt seien vielschichtig. Mit der für ihn unglücklichen Situation in den vergangenen Wochen habe der Schritt aber nichts zu tun.

Der als Medaillenkandidat für Olympia 2020 in Tokio gehandelte Sachse hatte im Oktober die Heim-EM in Berlin verpasst. Eine verschleppte Virusinfektion verhinderte kurzfristig den Start im deutschen Team-Sprint und auch im Einzel. Bei den beiden ersten Weltcups im November im polnischen Pruszków und in Manchester konnte er krankheitsbedingt auch nicht antreten. So ist für den Sportler des Jahres 2015 des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ein zweiter Platz im Juni beim Großen Preis von Deutschland in Cottbus sein letzter Podestplatz bei einem größeren Rennen. „Für mich war aber rückblickend das Sprint-Rennen bei der WM im April in Hongkong mein eigentlich letztes Rennen“, sagt der U-23-Teamsprint-Europameister von 2015. „Da habe ich meine bisher beste körperliche Leistung geschafft, doch leider wurde das am Ende nicht mit einer Medaille belohnt.“

Das damalige WM-Viertelfinale war für ihn sehr bitter: Gegen den Briten Ryan Owens schied er wegen einer sehr umstrittenen Disqualifikation aus. „Ich hatte ihn nicht behindert“, sagt der für den Chemnitzer PSV startende Sachse, der weiterhin Mitglied seines Heimatvereins, dem SSV Heidenau, ist.

Damit blieb Niederlag, der im Frühjahr im kolumbischen Cali und in Los Angeles als bester Deutscher zweimal Weltcup-Zweiter wurde, das ersehnte WM-Edelmetall verwehrt. Es war der nächste Rückschlag nach dem Aus vor den Olympischen Spielen im vorigen Jahr. Wegen eines Infekts musste er auch damals kurz vor den Rennen aus Rio de Janeiro abreisen. Das alles habe aber keine Rolle gespielt. Niederlag ärgert sich zum einen über den Bundesverband und bemängelt, dass Strukturen und Organisation nicht so professionell seien wie etwa in erfolgreicheren Bahnrad-Nationen wie Großbritannien. Es mangele an einem einheitlichen System. Hierzulande würden Medaillen erwartet, aber „zu wenig dafür gesorgt, dass die Leistungssportler auch hundertprozentige Leistung“ abrufen könnten.

Den Ausschlag für seinen Rücktritt gaben dann aber zum anderen private Gründe. „Das Ziel Olympia hat nicht nicht mehr gereizt, das Feuer in mir ist erloschen“ erklärt er. „Und mein Privatleben ist für mich wichtiger geworden.“

Er wolle nicht nur körperlich, sondern auch geistig mehr gefordert werden. Ein Studium sei aber nicht so einfach mit seinem Sport zu vereinbaren. Nun will der Bundespolizist zu seiner Freundin nach Leipzig ziehen und ab Januar 2018 für seinen jetzigen Arbeitgeber dort auch tätig sein. „Ganz vom Sattel steige ich ja nicht“, versichert Niederlag. „Ich fahre jetzt mehr Mountainbike, gehe öfter laufen und freue mich auf die Zukunft.“