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Radioaktiver Müll in Wetro – Betreiber wollen aufklären

Die Lieferungen von radioaktivem Schutt ins neue Deponiefeld in Wetro sieht eine Bürgerinitiative kritisch. Nun gibt‘s einen Tag der offenen Tür.

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© Fotostudio Schröder, P-D Industriegesellschaft

Von Kerstin Fiedler

Es waren die Berichte über die Anlieferung von radioaktivem Müll in Grumbach bei Wilsdruff, die in Neschwitz und Puschwitz aufhorchen ließen. Denn auch in die Deponie Wetro wurde solcher Müll bereits eingelagert. Nun bildete sich eine Bürgerinitiative, die sich mit Jürgen Preiss-Daimler, dem Chef der Firmengruppe P-D, zu der auch die Wetroer gehören, traf.

Wolfgang Milhahn, einer der Sprecher der Initiative, war sehr zufrieden mit dem Gespräch. „Herr Preiss-Daimler hat unser Anliegen sehr wohl verstanden“, sagte er der SZ. Das Ergebnis des Gesprächs haben die Mitglieder der Bürgerinitiative zusammengefasst. Ihnen würde es nicht um die Messverfahren gehen, sondern „um Nachhaltigkeit und Lebensqualität“. „Wir alle haben einen Anteil an Natur und Umwelt, und der soll hier veräußert werden! Es geht um unsere Heimat, und die ist nicht veräußerbar! Deshalb kann es uns nicht egal sein, was hier passiert, schließlich wollen wir unseren Kindern und Kindeskindern ein gesundes und lebenswertes Umfeld hinterlassen“, heißt es darin. Vereinbart wurde nun ein Tag der offenen Tür auf der Deponie Puschwitzer Feld. Voraussichtlicher Termin ist der 17. Oktober, bestätigte Johannes Mahr, Geschäftsführer in Wetro.

Derzeit bemüht sich die Firma gerade darum, Vertreter der Genehmigungsbehörde, also der Landesdirektion Dresden, und des Strahlenschutzministeriums für diesen Termin zu gewinnen. „Da können die Bürger aus erster Hand Informationen bekommen und ihre Fragen stellen“, sagt Johannes Mahr. Bis dahin wird es keine weitere Lieferung aus dem früheren Kernkraftwerk Stade oder der Firma Siempelkamp aus Krefeld, die sich unter anderem mit Nukleartechnik beschäftigt, geben. Im vergangenen Jahr kamen von dort genehmigte 555 Tonnen Bauschutt, der beim Rückbau kerntechnischer Anlagen anfällt, nach Wetro. „Dieser Bauschutt ist nicht oder nur so geringfügig radioaktiv, dass er entweder dem allgemeinen Stoffkreislauf oder der konventionellen Abfallbeseitigung zugeführt werden kann“, sagt Frank Meyer, Pressesprecher des Umweltministeriums. Vertraglich vereinbart sind für dieses Jahr weitere 655 Tonnen. Wieviel davon schon im Puschwitzer Feld angekommen sind, ließ Johannes Mahr offen.

Die beiden Bürgermeister von Puschwitz und Neschwitz, Stanislaus Ritscher und Gerd Schuster, verstehen die Aufregung nicht. „Panik- oder Angstmache ist der falsche Weg“, sagt Gerd Schuster. Er versteht zwar die Sorgen der Bürger, weil vorher keine ausreichende Öffentlichkeitsarbeit der Firma für Klarheit sorgte. Aber auf der anderen Seite ist dieser Abfall durch mehrere Verfahren gegangen und genehmigt worden. „Es handelt sich hier doch nicht um Brennstäbe, sondern um Bauschutt. Da gibt es im täglichen Leben ganz anderes Material, was wirklich mit Strahlen belastet ist“, sagt Gerd Schuster. Und sein Amtskollege Stanislaus Ritscher ergänzt, dass die Berichterstattung bei den Bürgern völlig falsche Ängste schürt, wenn das Wort Atommüll benutzt wird. „Ich habe mit meinen Bürgern gesprochen. Wenn man alles richtig erklärt, verstehen sie, dass das angelieferte Material ungefährlich ist“, sagt Stanislaus Ritscher. „Nur Unwissenheit führt zu Zweifeln.“ Deshalb hofft er, dass zu diesem Tag der offenen Tür viele Menschen kommen, die dann ihre Fragen stellen können. „Ich finde es nicht fair, dass im Fall der Bürgerinitiative alles angezweifelt wird, die Mitglieder selbst aber keinen Gegenbeweis antreten können“, sagt Ritscher. Er befürchtet letztlich, dass solch eine Aktion dem guten Verhältnis von Gemeinde und Deponiebetreiber schadet.

Für Thomas Lippitsch von der Bürgerinitiative bleibt es trotzdem wichtig, vor allem auf den gesundheitlichen Aspekt einzugehen. „Die können uns ja viel erzählen“, sagt er. Auch aus diesem Grund kann die Informationsveranstaltung nützlich sein. So wie auch die beiden anderen Tage der offenen Tür Verständnis gebracht haben, als es einmal um das Deponiefeld in Wetro ging und zum anderen Mal um das geplante, jetzt in Arbeit befindliche Puschwitzer Feld. „Meine Information ist, dass von der Bürgerinitiative dort niemand anwesend war“, sagt Stanislaus Ritscher. Die Bürgermeister hoffen deshalb auf ein sachliches Miteinander.

Voraussichtlich findet der Tag der offenen Tür am Freitag, dem 17. Oktober, ab 14 Uhr statt.