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Radfahrer Vorsicht!

Der Bahnübergang über die B 170 in Ulberndorf hat sich als tückische Unfallstelle entpuppt. Nun scheint eine Lösung gefunden.

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Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Es ist ein eindrucksvolles Schild geworden, das vor dem Pfingstwochenende am Bahnübergang in Ulberndorf aufgestellt wurde. Es warnt Radfahrer vor dem Gleis der Weißeritztalbahn, das hier in spitzem Winkel die Bundesstraße B 170 quert. Die Stadt Dippoldiswalde hat das veranlasst, weil immer wieder Radfahrer schwer gestürzt sind. Offenbar scheint die Warntafel zu wirken.

So ist es aber klar: Eindringlich zeigt das neu aufgestellte Warnschild vor dem Bahnübergang in Ulberndorf, was passieren kann, wenn Radler auf der B170 nicht aufpassen. Sie fädeln mit dem Vorderrad in den Schienen ein und stürzen. Dabei haben sich manche
So ist es aber klar: Eindringlich zeigt das neu aufgestellte Warnschild vor dem Bahnübergang in Ulberndorf, was passieren kann, wenn Radler auf der B170 nicht aufpassen. Sie fädeln mit dem Vorderrad in den Schienen ein und stürzen. Dabei haben sich manche © Egbert Kamprath

Seit die Schienen im vergangenen Sommer verlegt wurden, sind sie schon mehrfach Radfahrern zum Verhängnis geworden. Anwohner wie Carsten Börner oder der Ulberndorfer Ortsvorsteher Sten Scannewin (Freie Wähler) berichten von mehreren, teilweise schweren Stürzen, nachdem Radfahrer mit ihrem Vorderrad in die Bahngleise geraten waren. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte Sten Scannewin das Problem im Dippser Stadtrat angesprochen. Seitdem war es immer wieder Thema.

Um die zehnmal sind an dem Übergang Radfahrer gestürzt, schätzen Anwohner. Börner allein weiß von sechs Verletzten. Nicht jeder dieser Unfälle ist bei der Polizei gemeldet worden. Dort sind von August 2016 bis Mai 2017 drei Anzeigen eingegangen, offenbar nur bei den besonders schweren Stürzen. Einmal ist ein 66-Jähriger mit einem E-Bike in die Gleise geraten, gestürzt und schwer verletzt worden. Dieses Frühjahr haben eine 54-jährige Radfahrerin und ein 66-jähriger Radfahrer im Abstand von einer guten Woche an dieser Unfallstelle ins Gleis eingefädelt. Beide sind gestürzt und haben auch schwere Verletzungen erlitten, wie Polizeisprecher Thomas Geithner mitteilte.

Nach den strikten Vorgaben der Statistik sprechen die Verkehrsfachleute dabei noch nicht von einer Unfallhäufung. Soweit kommt es erst ab fünf Unfällen mit Personenschaden oder fünf gleichartigen Unfällen binnen einem Jahr. „Auch wenn es sich formal nicht um eine Unfallhäufungsstelle handelt, sehen wir die Stelle kritisch“, sagte Polizeisprecher Thomas Geithner nach den ersten Unfällen im Frühjahr dazu. Denn drei schwere Unfälle in neun Monaten und dazu noch eine Dunkelziffer, das ist durchaus ein Problem.

Deswegen kam es zu einem Vor-Ort-Termin, an dem auch die Stadtverwaltung Dippoldiswalde beteiligt war. Dort wurde die neue Beschilderung festgelegt. Die Stadt ließ die Tafel gestalten und aufstellen. Rund 1 000 Euro hat das gekostet, wie Marcel Hänchen, der Ordnungsamtsleiter im Dippser Rathaus, informierte. Das Schild zeigt eindringlich die Gefahr am Bahnübergang, ein Radfahrer stürzt kopfüber auf die Straße. Zusätzlich ist über der Tafel ein Blinklicht angebracht.

Schild wirkt auch bei Autofahrern

Besondere Vorsichtsmaßnahmen hatte vorher schon das Radteam Tharandter Wald ergriffen. Das ist eine Sektion der SG Kurort Hartha, die dort am 20. Mai ihre alljährliche Radrundfahrt entlanggeführt hat. Den ganzen Tag stand ein Posten mit einer Fahne an den Schienen, der die Sportler auf die Gefahr aufmerksam gemacht hat. Außerdem haben die Organisatoren auf die Fahrbahn der Bundesstraße B 170 rote Warnpfeile aufgesprüht.

„Dabei ist dann auch nichts passiert“, hat Carsten Börner beobachtet. Er ist Wehrleiter der Feuerwehr Ulberndorf und wohnt an der Niedermühle ganz in der Nähe des unfallträchtigen Bahnübergangs. Börner hat auch in der Woche seit dem Aufstellen des neuen großen Warnschilds keinen Fahrradsturz mehr mitbekommen und ist darüber sehr froh. „Wir haben uns mit dem Ortsvorsteher auch im Stadtrat starkgemacht, um diese Problemstelle zu entschärfen“, sagt Börner.

Er beobachtet noch einen zusätzlichen positiven Effekt. Nicht nur Radfahrer passieren den Bahnübergang mit der gebotenen Vorsicht, auch manche Autofahrer bremsen wegen des Schilds ab. „Da manche innerorts ziemlich schnell unterwegs sind, ist das ja auch ganz gut“, sagt Börner.

Der erste Effekt ist also positiv. Marcel Hänchen ist aber vorsichtig mit einer Bewertung. Er will noch keine Bilanz ziehen, da das Hinweisschild erst seit letzter Woche steht. Jedenfalls ist geplant, dass die Warntafel dauerhaft aufgestellt bleibt. Bisher hat sie nur einen provisorischen Ständer, ähnlich einer Baustellenausschilderung. Das soll sich ändern.

In Ulberndorf gibt es noch eine Alternativstrecke für Radfahrer, die auf Ortsstraßen parallel zur Bundesstraße verläuft. Diese ist aber nur mit kleinen grün-weißen Hinweisschildern markiert, die erstens leicht zu übersehen und zweitens keine verbindlichen Verkehrszeichen sind.

Ob hier noch etwas geändert werden muss, hängt davon ab, wie jetzt das Warnschild auf der Bundesstraße auf Dauer wirkt. Vielleicht geht die Zahl der Unfälle so zurück, dass keine weiteren Schritte notwendig sind. „Falls erforderlich, werden wir sicherlich über weitere geeignete Maßnahmen beraten“, teilt Hänchen mit.

Es gibt noch eine weitere Hoffnung: Vielleicht nehmen die Radfahrer den Bahnübergang auch bewusster wahr, wenn ab 17. Juni dort wieder regelmäßig Züge die Bundesstraße überqueren.