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Radfahrer erleben ihr Blaues Wunder

Viele fahren auf der Loschwitzer Brücke wegen drängelnder Autos auf dem Fußweg. Dort wurden sie jetzt böse überrascht.

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© Rolf Leonhardt/ADFC

Eigentlich wäre alles so einfach auf dem Blauen Wunder: Dank Tempo 30 könnten Radfahrer bequem mit dem Autoverkehr mitschwimmen. Doch die Realität sieht anders aus. Autofahrer hupen die Radfahrer entweder weg oder überholen sie mit hauchdünnem Abstand. Vielen Radfahrern ist das zu gefährlich und sie weichen auf die Fußwege aus, was eigentlich nur Kindern bis acht Jahren vorbehalten ist.

Am Mittwoch erlebten Radfahrer jedoch eine böse Überraschung auf dem Brückengehweg: Verkehrspolizisten fischten bei einer Kontrolle zwischen 10 und 11.30 Uhr 24 Radfahrer heraus, die jeweils 20 Euro Strafe zahlen mussten. „Es waren weitaus mehr Radfahrer auf dem Fußweg unterwegs, aber die Kollegen konnten parallel nicht so viele anhalten“, sagt Polizeisprecherin Jana Ulbricht. Die Kontrolle sei die Reaktion auf einen Bürgerhinweis gewesen. Einige Fußgänger hätten sich auf dem Gehweg von schnellen Radfahrern bedroht gefühlt. „Weil wir so viele Strafen aussprechen mussten, wird es bald eine weitere Kontrolle geben“, sagt Ulbricht.

Für Matthias Petzold, der fast täglich mit dem Rad über das Blaue Wunder fährt, ist die Polizeikontrolle ein Schritt in die falsche Richtung. „Auf der Fahrbahn ist der Radfahrer dort Freiwild“, sagt er. „Die Stadt muss endlich Radfahrstreifen anlegen, um die Situation für alle zu entschärfen.“ Dies fordert der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) seit 15 Jahren. „Und so lange prüft die Stadt auch schon, bisher ergebnislos“, sagt ADFC-Sprecher Konrad Krause. „Die Polizei weiß genau, dass es in den vergangenen Jahren mehrere Unfälle mit Radfahrern auf der Straße gegeben hat. Sie sollte sich bei der Stadt dafür starkmachen, dass endlich eine vernünftige Infrastruktur geschaffen wird, statt zu kontrollieren“, sagt Krause. Zwischen 2 500 bis 3 000 Radfahrer nutzen täglich das Blaue Wunder, dazu 13 000 Autofahrer pro Richtung.

Die Abstrafaktion am Mittwoch bescherte dem Fahrradclub postwendend ein neues Mitglied, sagt Krause. (SZ/kh)