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Radfahrer bei Sanierung der Augustusbrücke vergessen

Die Stadt Dresden plant nur eine Rampe zum Elberadweg. Der Ortsbeirat forderte eine Überarbeitung, nun berät der Stadtrat.

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© Sven Ellger

Von Sarah Grundmann

Radfahrer, die auf dem Elberadweg unter der Augustusbrücke unterwegs sind, haben es zurzeit noch schwer. Auf der Neustädter Seite trennen Treppen sie vom Brückenaufgang. Zwar soll sich nach der Sanierung, die in diesem Jahr beginnt, daran etwas ändern. Doch weder der Neustädter Ortsbeirat noch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Dresden sind mit den bisherigen Plänen zufrieden. Am Donnerstag berät nun der Stadtrat über die Anschlüsse an den Neustädter Markt sowie an den Elberadweg.

Die Stadt plant bisher lediglich an der Westseite der Augustusbrücke – neben dem Blockhaus – eine Rampe zu bauen. Diese soll dann auch von Radlern genutzt werden. Allerdings räumte Stefan Szuggat, Leiter des Stadtplanungsamtes, bereits im Dezember in einer Sitzung des Neustädter Ortsbeirates ein, dass der Aufgang nicht sehr breit wird. „Er ist hauptsächlich für Menschen mit eingeschränkter Mobilität gedacht und für Radfahrer nicht sonderlich geeignet“, erklärte er. Auf der Ostseite des Bauwerks ist überhaupt keine barrierefreie Zufahrt zum Radweg geplant. „Das ist keine zufriedenstellende Lösung“, findet auch der Amtsleiter.

Dass diese Seite in den Plänen der Stadt bislang nicht bedacht wurde, liegt an Auflagen des Denkmalschutzamtes. Denn das Gebiet, in dem einst das bekannte Narrenhäusel stand, steht unter Gebiets- und Denkmalschutz. Das schließt auch die Treppen ein, die sich am Elberadweg befinden. Deshalb kommt es für das Amt nicht infrage, dort etwas zu verändern. Auch für andere Arbeiten an der Augustusbrücke müssen denkmalrechtliche Auflagen beachtet werden. So müssen die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) beim barrierefreien Ausbau der Haltestelle „Neustädter Markt“, die sich auf dem Bauwerk befindet, auf Wartehäuschen verzichten. Auch die Zahl der Sitzmöglichkeiten ist vom Denkmalschutzamt vorgegeben. Sie dürfen außerdem keine Rückenlehnen haben.

Die Auflagen des Denkmalschutzamtes sorgten schon in der Sitzung des Neustädter Ortsbeirates im Dezember für Ärger. „Jetzt haben wir die Gelegenheit, die Brücke mit dem wichtigsten Radweg zu verbinden“, sagte Ortsamtsleiter André Barth. „Dass wir das nicht nutzen, kann nicht sein.“ So sahen es schließlich auch die Neustädter Ortsbeiräte. Christoph Meyer (SPD) brachte daher einen Änderungsantrag ein. Mit der Ergänzung, dass sich die Stadt um einen barrierefreien Anschluss der Augustusbrücke auf der Ostseite zu bemühen habe, wurde den Plänen der Stadt schließlich zugestimmt. Nun werden diese auch im Stadtrat noch einmal besprochen. Davor meldet sich der ehemalige Neustädter Ortsbeirat (Michael Ton), der Mitglied im ADFC ist, noch einmal zu Wort.

Denkmalschutzbelange dürften nicht dazu führen, dass Menschen mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl benachteiligt werden, sagt er. Dazu gebe es auch im Denkmalschutzgesetz eine entsprechende Vorgabe. Und auch für Fahrradfahrer sei eine bessere Anbindung wichtig. Ton hat dazu schon konkrete Ideen. „Auf der Westseite könnte die alte Blockhausgasse wiederbelebt werden“, so der ehemalige Ortsbeirat. Mithilfe von historischen Stadtplänen und Fotos könne man diese ehemalige Verbindung wieder herstellen. „Auf der Narrenhäusel-Seite könnte, unabhängig davon, ob das historische Gebäude wieder aufgebaut wird, an die schon vorhandene Rampe des Neustädter Tunnels angeknüpft oder eine neue errichtet werden.“ In jedem Fall sollen die Pläne noch einmal geprüft werden.

Das sehen auch die anderen Mitglieder des ADFC so. „Der zunehmende Radverkehr in Dresden erfordert gute Anbindungen auf beiden Seiten der Augustusbrücke“, sagt Vorstand Nils Larsen. Die bisherigen Pläne würden diese Anforderungen nicht erfüllen. „Wir wünschen uns auf der Ost- und Westseite breite Wege, die barrierefrei sowohl für den Radverkehr als auch für Eltern mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrer, Personen mit Rollator und Skater-Fahrer zur Verfügung stehen“, so Larsen. „Wir appellieren deshalb an Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) und die Dresdner Stadträte, die Vorlage radverkehrsfreundlich zu überarbeiten.“ Bleibt abzuwarten, ob die Wünsche des ADFC in der Stadtratssitzung am Donnerstag berücksichtigt werden.