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Radebeuls Riesen-Kamelie

Die Pflanze im Augustusweg ist ein Hingucker. Ihr Transport nach Radebeul war jedoch keine leichte Sache.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Das Alter kann Michael Skudlarz nur schätzen. Ungefähr 60 Jahre ist die Kamelie alt, die vor dem Haus im Augustusweg 9 steht. Er hat die Pflanze schon groß gekauft. Das war vor knapp 20 Jahren, erzählt er. „Ich habe sie mir selbst zum 45. Geburtstag geschenkt, anstatt einer Urlaubsreise.“ Dafür hätte er eh keine Zeit gehabt, sagt der heute 64-Jährige, der eine Reinigungsfirma in Radebeul führt. Also gönnte er sich die Kamelie. 4 500 Mark hat die damals gekostet. „Heute müsste man für diese Größe 7 000 bis 8 000 Euro bezahlen“, vermutet er. Denn die Pflanzen sind schwierig zu kriegen. Skudlarz kaufte seine von einem Holländer.

Noch ungefähr vier Wochen wird die Kamelie ihre blassrosa Blüten tragen. Regelmäßig kommen Leute vorbei und bestaunen die Pflanze, die ursprünglich vom Gardasee kommt. Ihr Besitzer hatte sie erst nach Berlin und 2005 nach Radebeul gepflanzt.
Noch ungefähr vier Wochen wird die Kamelie ihre blassrosa Blüten tragen. Regelmäßig kommen Leute vorbei und bestaunen die Pflanze, die ursprünglich vom Gardasee kommt. Ihr Besitzer hatte sie erst nach Berlin und 2005 nach Radebeul gepflanzt. © Norbert Millauer

Ursprünglich stammt das Exemplar vom Gardasee. Zu erst bekam die Kamelie einen Platz am Haus von Michael Skudlarz in Groß Glienicke bei Berlin. 2005 ließ er sie dann zum Firmensitz nach Radebeul bringen. So kann der Pflanzenfreund die Kamelie von seinem Schreibtisch aus sehen. Doch der Transport war kein leichtes Unterfangen.

Die gesamte Pflanze, die damals immerhin schon 850 Kilo wog, musste fixiert und in Folie verpackt werden. Die Wurzeln wurden mit Jute und Draht zusammengehalten. Mit dem Lastwagen ging es nach Radebeul. Hier wurde die Kamelie mit einem Kran eingesetzt.

Vorher musste ein großes Loch ausgehoben werden. 2,20 Meter mal zwei Meter und 1,60 Meter tief. Das Ganze geschah zu einem günstigen Zeitpunkt. Auf dem Augustusweg waren damals ohnehin Baumaßnahmen im Gange, weil die Straße saniert wurde. Einfach hineingestellt werden, konnte die Kamelie aber nicht. „Das Loch wurde mit Styropor ausgelegt, damit von unten kein Frost an die Pflanze kommt“, sagt Skudlarz. Darüber kam eine Teichfolie mit kleinen Löchern, damit die Wurzeln Luft bekommen.

Auch die Ausrichtung der Pflanze war wichtig. Skudlarz hatte vor ihrem Transport die Himmelsrichtung an den Zweigen markiert. Damit sie wieder in derselben Richtung steht, wie in Berlin. „Wir haben sie in Radebeul mit einem Kompass eingenordet“, sagt er. Normale Erde kam für die besondere Pflanze nicht infrage. Rund um die Wurzeln wurde das Loch mit Rhododendron-Erde verfüllt.

Zwei bis drei 50-Liter-Beutel davon müssen jedes Jahr nachgefüllt werden. Auch sonst bedarf es einiger Pflege. Noch stehen Holzpfeiler um die Pflanze. Denn im Winter war die Kamelie unter großen Folien geschützt. „Sie braucht immer mindestens eine Temperatur von zwei bis drei Grad plus“, sagt Besitzer Skudlarz. Deshalb stehen im Winter auch Heizkörper drumherum. Sie sind mit der Zentralheizung im Haus verbunden und halten die Kamelie warm. „Wenn es minus 20 Grad werden, brauchen wir noch zusätzlich eine Pumpe“, erklärt Skudlarz.

Im Sommer wiederum muss die Pflanze zusätzlich gegossen werden. Steigt das Thermometer über 30 Grad, bekommt sie abends eine Dusche. Denn Kamelien bevorzugen eine hohe Luftfeuchtigkeit. „Manche Leute wundern sich, warum ihre Kamelie im Wohnzimmer eingeht“, sagt Skudlarz „Das liegt daran, dass die Luft zu trocken ist.“ Wichtig ist auch, dass die Pflanze im Halbschatten steht.

Bis heute hat Skudlarz viel Freude an seiner Pflanze und ist stolz darauf, dass sie in jedem Jahr wieder blüht. Inzwischen wiegt die Kamelie mehr als eine Tonne. Mit ihrer berühmten Verwandten im Pillnitzer Schlosspark kann sie damit zwar nicht mithalten. Die Kamelie dort ist über 230 Jahre alt, hat eine Höhe von etwa 8,90 Metern und einen Durchmesser von fast 11 Metern. Trotzdem erfreut die Radebeuler Kamelie viele Vorbeikommende. Vor allem jetzt, wo sie von unzähligen blassrosa Blüten überzogen ist, bleiben immer wieder Leute vor der Pflanze stehen. „Manche machen auch Fotos oder klingeln und fragen nach“, sagt ihr Besitzer.

Die Blühzeit hat er künstlich etwas verzögert, in dem er die Pflanze länger kühl gehalten hat unter ihrer Schutzfolie. Normalerweise blühen Kamelien ab Februar. Die Radebeuler zeigt sich jetzt von ihrer schönsten Seite und wird noch ungefähr vier Wochen in Blüte stehen.