Merken

Radebeuls Goldzwerge

Die Ausstellung „Radebeul besitzen“ zeigt als multimediales Kunstprojekt Arbeiten von 55 Künstlern in der Stadtgalerie.

Teilen
Folgen
NEU!
© Norbert Millauer

Von Lilli Vostry

Radebeul. Bunt bemalte Stühle mit der Stadtkulisse stehen neben Sitzflächen mit beliebig verrückbaren Spielfiguren. Goldbemalte Steine treffen auf Ansichten mit blühenden Gärten, Villen und Weinhängen. Zu sehen sind sie in der Ausstellung „Radebeul besitzen“ in der Stadtgalerie Radebeul, Altkötzschenbroda 21.

Mit einem rege besuchten Künstlerfest wurde das jährliche multimediale Kunstprojekt kürzlich eröffnet. Um Sitzen, Besitzen und Besitz ergreifen, schmunzelndes Nachdenken über Werte geht es vielfältig gestalterisch und inhaltlich in den Arbeiten von 55 Radebeuler Künstlern. Gezeigt werden Bilder, Grafiken, Objekte, Fotografien, Texte, Ton- und Filmsequenzen. „Wie wollen wir leben?“ fragt in einer Collage über Haben und Sein die Künstlerin Anne-Katrin Pinkert. Und gibt mit ihrer leuchtendfarbigen und vielgestaltigen Grafik „Vielsam“ eine Antwort. André Uhlig erinnert sich in einer urwüchsig-erdfarbenen Zeichnung an den „Hinterhof meiner Kindheit“. In zwei schwarz-weißen Fotografien zeigt Burkhard Schade unter dem bezeichnenden Titel „FriedensBesitz“ eine Ansicht der Friedensburg und als „FriedensbeSitz“ einen Klappstuhl oben auf der Anhöhe für alle zugänglich mit weitem Blick auf die Stadt und Elblandschaft.

Die Künstlerin Renate Winkler zeigt ein goldenes Klobecken mit der Friedensburg am Sockel en miniature und der Aufschrift „Besetzt vom Sonnenkönig“ zusammen mit einer Dokumentation über den Streit um die Immobilie. Außerdem porträtierte sie in einem berührenden Ölbild die „Baumhüterin der Friedlandstraße“, eine alte Frau mit Kopftuch auf einem Stuhl vor den stattlichen Baumriesen vor ihrem Haus. „Goldzwerge Radebeul“ hocken auf einer blauen Kugel im gleichnamigen Objekt von Gabriele Reinemer.

„Casa Domina“ nennt Gabriele Schindler ihre witzig-poetische Installation aus Papier, Draht und Holz, in der eine weiße Puppe mit Peitsche eine Weinbergschnecke mit goldenem Gehäuse dirigiert. Zwei Bilder von Peter Graf zeigen ironisch „Herr Bleifuß in seinem goldenen Käfig“ und unter dem Titel „Besitz (Jeder in seinem Käfig)“ einen Mann im vergitterten Palazzo gefangen wie sein Papagei. Von Reinhard Zabka stammt ein „Serkowitzer Schätzchen“ mit wunderlich-skurrilen Fundstücken. Auf einer Tafel sind „35 spekulationsfreie Radebeuler Bodenproben“ zu sehen, genommen von Petra Schade zwischen 6. Juni und 21. August an verschiedenen Stellen von der Friedenskirche über die Villa Sorgenfrei, einen Blitzer an der Waldstraße bis zum Baum an der Stadtgalerie Radebeul. Dort steht auch ein „Paradiesäpfelbaum“, behängt mit Fayence-Keramik im Lithodruck mit knuffigen Engeln, reizvollen Evas, steigenden und fallenden Figuren und den Initialen Radebeul, gestaltet von Gerold Schwenke und Matthias Katschmer.

Eine dreidimensionale Collage von Gabriele Kreibisch verkündet „Stadträte besitzen Radebeul – ein Dampfer fährt vorbei“. Zu sehen ist eine Ansammlung von Stühlen aus Zeitungspapier mit der Stadtkulisse im Rücken und Blick auf den träge dahin ziehenden Fluss. In der Installation „Die Kugel rollt nicht“ von Anita Rempe dreht sich auf einer schwarzen Schüssel ein kleiner Puppenkönig auf seinem Thron, vor ihm ein Häuflein Cents und auf dem Tisch ein Bild mit grünen Weinhängen.

Die Ausstellung „Besitzen“ ist bis 23. Oktober zu sehen. Geöffnet: Di., Mi., Do. und So. von 14 bis 18 Uhr. Zum Herbst- und Weinfest dieses Wochenende gibt es Sonderöffnungszeiten: Sa., 14 bis 22 Uhr, So., 13 bis 20 Uhr.