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Radebeuler Rucksacktouristen in Neuseeland in Schwierigkeiten

Ein vermeintlich herrenloses Wohnmobil erwies sich als Mietauto. Die Sachsen mussten vor Gericht und Strafe zahlen.

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Von Sissi Stein-Abel, Neuseeland

Christchurch/Radebeul. Rucksack-Touristen haben aus vielerlei Gründen einen schlechten Ruf in Neuseeland. Sie übernachten in ihren Autos und Wohnmobilen, wo immer es ihnen beliebt, und nutzen Vorgärten und Dünen als Toiletten.

Die Deutschen sind immer an vorderster Front, wenn es um unliebsame Begegnungen mit der anderen Urlauber-Art geht. Der Einfallsreichtum kennt keine Grenzen, aber was diese Woche publik wurde, war neu: Zwei junge Männer aus Radebeul, 20 und 21 Jahre alt, und eine 21-jährige Frau aus Stephanskirchen in Oberbayern wurden vor dem Bezirksgericht in Christchurch zu Schadensersatzzahlungen in Höhe von 602 Neuseeland-Dollar (420 Euro) verurteilt, weil sie am Flughafen der größten Stadt der Südinsel Neuseelands ein Wohnmobil einer Autovermietung gestohlen haben. Unfreiwillig und unwissend, wie sie glaubhaft versicherten. Deshalb sprach das Gericht schließlich ein mildes Urteil.

Der Fall beleuchtete einen der neueren Aspekte der durch Mund-zu-Mund-Propaganda verbreiteten Eigenarten der Subkultur des Rucksack-Tourismus, dessen oberstes Ziel es ist, möglichst zum Nulltarif durch das Land der Kiwis zu reisen, um möglichst viel Geld für Abenteuer wie Bungy Jumping, Jetbootfahren und Gletschertouren übrig zu haben.

Sie hätten in Australien gehört, dass Rucksack-Touristen, denen es nicht gelingt, ihre billig erworbenen klapprigen Campervans vor der Heimreise zu verkaufen, die Fahrzeuge einfach mit den Schlüsseln in der Fahrertür am Flughafen stehen lassen und auf diese Weise Neuankömmlingen eine Freude bereiten, sagten die Deutschen.

So suchten sie in Christchurch nach solch einem Wagen und fanden ihn drei Stunden, nachdem er geparkt worden war, und zwar außerhalb der reservierten Mietwagen-Zone, behaupteten sie. Freudig erregt nahmen sie Besitz von dem Fahrzeug, hatten aber nicht lange Freude daran, denn nach einigen Tagen wurden sie wegen Diebstahls verhaftet.

Ihr Gepäck bekamen sie zurück, als sie die Strafe gezahlt hatten. Sie brauchten es dringend, denn trotz des Pechs mit dem Wohnmobil, für das sie letztlich den vollen Preis zahlen mussten, planen sie, ihre Neuseeland-Reise bis in den Mai hinein fortzusetzen. Die Autovermietung hieß übrigens „Lucky Rentals“ – Glücksvermietung.